Die Modepraline hat sich nach langem mal wieder an der Versform versucht:
Wer hat an der Uhr gedreht?
Ist es wirklich schon so spät?
Wir hatten doch noch so viel Zeit,
und auf einmal nicht mehr weit,
bis zum nächsten Stresstermin,
in Hamburg, Bangkok und Berlin
die Agenda berstend voll,
das Gefühl nicht ganz so toll,
Jetset um die ganze Welt,
und es eilt, denn Zeit ist Geld,
iPhone, Laptop, iPad und Co.
immer online, Stress und so …
vier Termine zur selben Zeit
und zuoberst Pünktlichkeit,
dabei niemals den Gedanken
irgendwo auch Kraft zu tanken,
schliesslich geht es nur um Zeit
und nicht um Vergänglichkeit
niemand denkt zu gerne nach
über Krankheit, Ungemach
lieber rennen durch die Tage,
immer lächelnd, keine Frage.
Gesellschaftstauglich ist, wer rennt
und wer keine Pausen kennt,
Helden haben Herzinfarkte
und sonst keine Krankenakte,
Burnout gehört zum guten Ton,
schliesslich hat man was davon
wenn man hetzt und niemals ruht
und mehr als gut ist immer tut
Zeit ist Geld und Geld ist Macht
alles sonst bleibt ausser Acht.
Kinder werden so erzogen,
schon als Knirps zurechtgebogen,
kaum geboren ist schon klar,
kleiner Mensch wird Superstar,
Baby-Gym ist montags dran,
Dienstags „English with much fun“,
Mittwochs wird brav buchstabiert
Donnerstags im Klavier pariert,
Freitags geht es früh aufs Green,
man steuert auf Karriere hin,
nur wer einlocht ist dabei,
also hat Knirps niemals frei,
das Wochenende wird genutzt,
und der Knirps zurechtgestutz,
mit Frisur und Poloshirt
adrett und so dass niemand stört
sich an einem frechen Goof,
ungebildet ist gleich doof,
doof verdient zu wenig Geld
und nur darum dreht die Welt
Lernen, Schule, Studium,
möglichst straight, nicht drumherum
Bachelor, Master – up on top
niemand wartet auf den Flop,
zu beschäftigt um zu leben
oder sich die Zeit zu geben
einmal einfach schwach zu sein,
schwach heisst automatisch klein,
klein heisst automatisch schlecht,
wer nicht kommt damit zurecht,
wird ausrangiert, aufs Abstellgleis,
bleibt dort stehen, still und leis,
lebt vor sich hin mit Schand und Scham
im Gesicht nur Frust und Gram,
in der Seele tief geschunden,
abgestumpft, mit vielen Wunden,
interessiert nicht, weit und breit
hat dafür doch keiner Zeit
denn das Blatt würd’ sich nur wenden,
wenn wir lernen zu verschwenden,
Zeit verschwenden für die Lust
entgegen allem Stress und Frust,
doch keiner wagt sich, quer zu denken,
und andern seine Zeit zu schenken,
was ist denn schon populär,
wenn nicht stimmt das Topsalär?
Schneller, besser, grösser, teuer
das sind all die Ungeheuer
die da draussen auf uns warten,
um mit uns den Tag zu starten
gedankenlos wird losgerannt
ganz egal wie oft gebrannt.
Die Zeiger laufen immer schneller
die Tage werden doch nicht heller,
sie werden dunkler durch den Druck
und er endet nicht, der Spuk
mit einem Lächeln im Gesicht
startet jede Tagesschicht
zur Not kommt noch die Nacht dazu
und das Gesicht wird alt im Nu,
unter diesen Stressgewalten,
legen sich die tiefen Falten,
lassen sich nicht mehr verstecken,
und schon gar nicht überdecken,
und nur jung ist stets gefragt,
also wird zum Doc gejagt,
schnell die Falten unterspritzen,
um dann frisch im Job zu sitzen
ohne Frage nach dem Ziel,
diese Frage wär zu viel,
alle rennen, alle jagen,
ohne nach dem Ziel zu fragen
schliesslich fehlt dafür die Zeit,
und die Musse, weit und breit,
bis der Zeiger nicht mehr dreht,
und die Uhr auf einmal steht.
Niemals nach dem Grund gefragt,
immer nur die Zeit gejagt,
und die Bremse nicht gefunden,
alle Glieder so geschunden,
alle Zeichen übergangen,
im Netz der Schnelligkeit gefangen,
bis die Lampen stehn auf rot …
und gebremst wird durch den Tod.
Entsetzen macht sich ganz schnell breit,
wie konnte es nur komm’n so weit,
dieser Mensch war doch gesund,
für den Tod noch keinen Grund,
viel zu jung um schon zu gehen,
hätte man das kommen sehen,
hätte man die Brems gezogen,
und sich damit selbst betrogen,
denn ein Held in unserer Zeit,
treibt dieses Spiel stets viel zu weit,
bis es eben nicht mehr geht,
und dann ist’s halt schon zu spät.
Nehmt euch Zeit – und nicht das Leben,
denn es wird kein Zweites geben!
Wow, was für ein genialer Erguss!
Dankeschön 🙂
ihr habt alle eine uhr, aber ich habe die zeit. 😉
Wer‘s kann der kann‘s…. so guet👍
Ganz wunderbar, liebe Daniela!
Liebe Grüße aus Wien,
Caroline
Passt, hoffentlich wird der Beitrag von vielen gelesen, verstanden und auch umgesetzt.
……….wie war es doch ist! .
Ein Wort? Unfuckingfassbar gut.
(Ich gehöre wohl eher zu den doofen 😂🤘)
G-E-N-I-A-L !