von süss bis ungeniessbar

Urvertrauen – ein Geschenk

Bekanntlich gehöre ich seit kurzem wieder zum studierenden Teil der Schweizer Bevölkerung. Ich knie mich intensiv in die Thematik der Resilienz. Dabei ist mir gerade ein Begriff begegnet, den ich so gar nicht mehr auf dem Schirm hatte:

„Urvertrauen“.

Ein Wort, das meistens im Zusammenhang mit der psychischen Entwicklung von Kindern verwendet wird. Es bezieht sich auf das grundlegende Vertrauen, das ein Kind in sich und die Welt hat. Aber woher kommt es und warum geht es vielen Menschen im Laufe ihres Lebens verloren?

Urvertrauen entsteht in den ersten Lebensjahren eines Kindes durch die liebe- volle und konstante Fürsorge einer Bezugsperson. Spürt eine Kind bedingungslose Liebe, entwickelt es ein tiefes Vertrauen in die Welt und in seine eigenen Fähigkeiten. Dieses Urvertrauen bildet die Grundlage für eine gesunde 
psychische Entwicklung und ein positives Selbstbild.

Leider wirken im Verlauf eines Lebens immer mehr Faktoren auf einen Menschen ein, die das Urvertrauen nachhaltig stören können. Traumatische Erlebnisse wie zum Beispiel die Corona-Pandemie, schwere Enttäuschungen oder Schicksalsschläge können das Urvertrauen massiv erschüttern. Auch vermeintlich wichtige gesellschaftliche Normen oder Erwartungen können dazu beitragen, dass Menschen ihr Urvertrauen verlieren und sich auf einmal unsicher und wertlos fühlen.

Es ist jedoch nie zu spät, um sein Urvertrauen wieder aufzubauen. Indem man sich mit seinen Ängsten und Unsicherheiten aktiv auseinandersetzt, verlieren diese den Schrecken und alte Wunden können wieder heilen. Nach und nach kann man sein Urvertrauen wieder aufbauen und wieder den Mut entwickeln, Risiken einzugehen und wieder ein erfülltes Leben zu leben.

Klingt einfach? Ist es nicht!!

Um aktiv daran zu arbeiten, sein verlorenes Urvertrauen zurückzuholen, braucht es einen grossen Schritt raus aus der Komfortzone. Das ist anstrengend und macht im ersten Moment vielleicht Angst. Nur so bekommt man aber die Möglich- keit, sich etwas wieder anzueignen, was eigentlich schon mal da war. Wer lieber in der Komfortzone verweilt, der wird niemals die Blumen sehen, die ausserhalb dieser Zone wachsen. Und die sind nicht selten viel bunter und schöner, als wir uns die vorstellen können.

Zwei Herzen in meiner Brust

Ich bin Schweizerin – mit Leib und Seele. Oder doch nicht? Genetisch bin ich ja eine Italoschweizerin – der Papa ist Vollblutitaliener, die Mama Vollblutschweizerin. Ich bin hier geboren und absolut verschweizert aufgewachsen – bis auf ein paar Ausnahmen: Ich durfte in jungen Jahren nämlich vieles nicht, was meine Freundinnen durften. Der strenge Papa hat mit Argusaugen geschaut, dass ich nicht einen Zentimeter über die Gartenhecke gucken konnte.

Jetzt, als zweifaches Grosi und mit 54 Jahren merke ich, dass in meiner Brust definitiv zwei Herzen schlagen. Ich habe wohl typische Eigenschaften, die total zur Schweizerin passen:

Pünktlichkeit
Zuverlässigkeit
Zielstrebigkeit
Durchhaltevermögen

Irgendwie sind da aber noch vielmehr Eigenschaften, die ganz und gar zur Italienerin passen:

Enges Familienverhältnis
Sturheit
Erweiterter Horizont
Nachbarschaftshilfe
Grosszügigkeit
Offenheit
Entspannter Umgang mit Regeln

Als Mama habe ich mit der Kraft der beiden Herzen erzogen – offen, frei, ohne enge Grenzen und mit viel Liebe. Als Ehefrau bin ich sehr schweizerisch: Freiheitsliebend, autonom und nicht einzuschränken (armer Göttergatte). In der Küche bin ich ganz bestimmt nicht eine Italienerin – Kochen ist nämlich so gar nicht mein Ding.

Als Grosi bin ich nun tatsächlich froh um meine beiden Herzen in meiner Brust – ein schweizer Italogrosi oder ein italienisches Schweizergrosi hat nämlich ganz viel Liebe und Geduld für seine allersüssesten Enkel der ganzen Welt. Und bei den beiden kleinen Menschen kommt alles zum Vorschein, was ich an Positivem weitergeben kann.

Ich bin dankbar für meine beiden Seiten – jede hat ihr Gutes und wenn man all das richtig bündelt, dann kommt am Schluss manchmal tatsächlich etwas Brauchbares bei raus! Aber nur manchmal … 🙂

Vernünftiger Dialog gefällig?

Ich liebe es, Menschen bei Gesprächen zu belauschen. Das kann sein, wenn ich irgendwo in einem Café sitze und einfach nur still vor mich hingucke. Es kann aber auch sein, dass ich die Kommunikation zwischen Menschen auf den sozialen Netzwerken verfolge. Und ich komme immer mehr zum Schluss, dass es zwei extrem unterschiedliche Menschengruppen gibt:

„Die Daueraggressiven“
Diese Gruppe fühlt sich – ganz egal worum es geht – IMMER persönlich angegriffen. Jeder Satz wird augenblicklich gekontert mit oft sehr unschönen Wortkreationen. Der Anstand rutscht in die Schuhe (tiefer geht bekanntlich nicht) und die Aggression schwingt nicht nur in der Tonalität der Stimme mit – sie ist auch in den Augen zu sehen.
Beim geschriebenen Wort hat man das Gefühl, die Aggression beim Lesen zu hören. Und die Emoij’s machen es möglich, dass man dem Frust noch zusätzlich Ausdruck geben kann. Was da zum Teil im Netz niedergeschrieben wird, sollte dem Waffenschutzgesetz unterliegen. Ich habe mir schon überlegt, ob COVID aus den Menschen Monster gemacht hat. Aber offenbar war der Mensch schon immer so – COVID gab ihm einfach die Zeit, es so richtig heftig auszuleben.

„Die Dauersäusler“
Auf den ersten Blick sind diese Menschen zuckersüss. Leider spüren sie die Grenzen der süssen Attribute nicht mehr. Was da an Zuckerwatte in einen Satz gepackt wird, lässt mich erschaudern. Es kann durchaus passieren, dass in einem Satz lieb, süss, Zucker, umarmt, wunderwunderschön, wunderwunderwunderschön, allerliebst, verliebt, unfassbar verliebt, noch verliebter als verliebt, wunderobermegaschön, schnusig und was sonst noch so in eine Zuckerdose passt, verwendet wird. Da frage ich mich jeweils, ob es denn noch Steigerungspotenial gibt. Und: Wie ehrlich sind solche Äusserungen? Wer ständig mit Zuckerwatte um sich schmeisst, der wird doch letztlich nicht mehr ernst genommen. Ich merke bei mir jeweils, wie sich mein Magen bei diesen Zuckerbäckern zusammenzieht. Die sind mir überhaupt nicht geheuer. Sie lösen in mir unfassbar viel Trotz aus – und der unbändige Drang wächst in mir, eine Antwort zu geben, die so gar nicht in den Zuckerwattenautomaten passt. Eine Antwort wie: „Moment, ich muss mich kurz übergeben.“ Nicht nett, ich weiss. Aber ehrlich.

Ich bemühe mich sehr, mich im Mittel der beiden Gruppen zu artikulieren. Mal bin ich sauer, dann merkt man es. Mal bin ich unfassbar verzückt, dann merkt man es auch. Aber meine Sprache rutscht weder in die Schuhe, noch wohnt sie im Zuckerschrank.

Der gesunde Menschenverstand sollte uns eine vernünftige Kommunikation möglich machen – meine ich. Es gibt aber immer mehr Menschen, die behaupten, dass bei der Hoffnung auf den gesunden Menschenverstand leider alles verloren ist. Wäre schön, wenn sie nicht recht bekämen … obwohl … ich habe da auch so meine Befürchtungen …

Themennotstand … es sei denn, man hat eine Enkelin

Seit über 2 Monaten sitzen wir hier zu Hause fest – Corona hat es so gewollt. Ganz schön bescheiden, das Ganze. Es ist nicht so, dass uns langweilig wäre … wir haben immer was zu tun – im Haus, ums Haus … jeden Tag fällt uns etwas anderes ein. Aber die Themen sind doch so langsam ausgeschöpft. Man erlebt jeden Tag gemeinsam dasselbe. 24/7 und das über viele Wochen, da kann man sich so gar keine Neuigkeiten erzählen. Doch, wir diskutieren über die News aus der Zeitung, über die Nachrichten im Fernsehen oder die Geschehnisse auf der Welt. Leider dreht sich auch da alles um Corona. Und dieses Thema ist nicht gerade zuoberst auf unserer Prioritätenliste.

So kommt es, dass wir beim Frühstück (welches meistens bis mittags dauert) unsere Zeitungen lesen und am Laptop sitzen – all das meistens ziemlich wortkarg. Nun ja … das Wetter sehen wir ja beide und die Themen in den Zeitungen lesen wir auch beide gleichermassen. Und Ferienpläne schmieden ist leider auch nicht. Job – Fehlanzeige! Zum Glück sind wir Menschen, welche die Ruhe geniessen, sonst hätten wir echt ein Problem.

Unser tägliches Highlight kommt aber jeden Tag in Form von 10 Kilogramm Wonneproppen, steckt in Windeln und watschelt lustig um die Ecke bei uns ins Wohnzimmer – begleitet von der Mama (unserer Tochter). Unsere Enkelin ist unser Engel, unser Motor, unser Sonnenschein, unsere grosse Liebe. Wenn sie uns jeden Morgen anstrahlt und in unsere Arme rennt, dann geht das Herz auf. Sie bringt ihre Bilderbücher, eines ums andere. Wir erzählen uns den Mund fusslig und sie will immer noch mehr hören. Und dabei grinst sie und macht sämtliche Tierstimmen nach, die man sich vorstellen kann. Und wir lachen dabei herzlich und das Zwerchfell wird so richtig durchgeschüttelt.

Das kleine Menschenkind bringt Leben in unsere Gasse; auch die Nachbarn und Freunde lieben sie sehr und die Kleine findet fast alles zum Grinsen … es sei denn, es kommt ein Bett ins Spiel. Dann ist ausgegrinst! Zum Leidwesen der übermüdeten Eltern. Aber für uns ist die Kleine einfach nur Wärme für unser Herz. Da lässt sich auch die „lahme Zeit“ ganz schnell mit Action füllen.

Danke, liebe Gwen – wir lieben Dich 🙂

Unser Sonnenschein

Seit etwas mehr als 8 Monaten sind wir nun stolze Grosseltern. Und wir werden uns NIEMALS an den Anblick dieses süsses Menschleins gewöhnen. Wir sehen sie zwar täglich – aber eine Gewöhnung scheint nicht einzutreten. Im Gegenteil: Jedes mal, wenn die kleine Zuckerschnute uns angrinst, geht unsere ganz persönliche Sonne auf. Krass, oder? Wie oft habe ich schon zum Göttergatten gesagt: Hatten wir als Eltern auch so einen Knall, als unsere Kids noch klein waren?

Also in meinem Fall ist es manchmal so, dass ich froh bin, nicht gefilmt oder sonstwie aufgenommen zu werden. Man würde mir vermutlich den Verlust des Verstandes attestieren. Ich quieke wie ein Meerschweinchen; beim Erzählen des Buches mime ich Tierstimmen, die es so in der Natur ganz bestimmt nicht gibt (egal, die Kleine liebt es!) und ich mache mich zum totalen Deppen, um sie lachen zu sehen! Und die kleine Menschin dankt mir all das mit unfassbar viel Liebe.

Es ist nicht zu erklären, wie sich das Gefühl „Grosseltern“ für uns im Herzen anfühlt. Aber wenn man sogar jeden „Pups“ beklatscht und jeden Rülpser bewundert und auch die vollen Windeln einen verzücken, dann ist man wirklich vernarrt bis zum Mond und zurück. Es gibt nichts Vergleichbares!

Die Kleine hat mit ihrem blossen SEIN unser Leben so derart wunderbar auf den Kopf gestellt, dass wir uns gar nicht mehr so recht erinnern können, wie es vorher war. Und wenn wir sie einmal 24 Stunden nicht sehen (was zum Glück selten vorkommt), dann fühlt es sich schon leer an.

Wie oft haben unsere Kinder beim Heranwachsen weinen müssen, weil sie sich den Kopf gestossen, den Arm gebrochen oder den Fuss verknackst haben? Ich habe das immer sehr gut handhaben können. Und jetzt? Wenn die Kleine sich den Kopf stösst und herzzerreissend weint, dann zieht sich mein Magen zusammen und ich könnte gleich mitweinen … was in meinem Fall eine wirkliche Seltenheit ist.

Wir sind so unendlich dankbar, dass wir die Kleine in unserem Leben haben – ich weiss, alle Grosseltern sagen, sie seien stolz. Wir sind aber derart stolz, dass wir total gaga werden! Und das ist wunderbar 🙂

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