Immer wieder werde ich gefragt, wie wir es geschafft haben, mit der fatalen Diagnose meines Göttergatten eine so lange und gute Überlebenszeit von über acht Jahren erreichen zu können.
Er war ab Tag eins ein palliativer Patient mit einer sehr schlechten Prognose. „Metastasiertes Nierenzellkarzinom mit Metastasen in Hirn und Lungen“ lautete der Befund, als es vor über acht Jahren losging. Sämtliche Statistiken, Studien und Erkenntnisse der Fachleute zeigten auf eine kurze Überlebenszeit von weniger als einem Jahr. Manche wiesen uns sogar darauf hin, dass grosse Operationen oder Therapien im Fall meines Mannes „schlicht keinen Sinn mehr machen würden“.
Mir wurden Aussagen um die Ohren gehauen, die mich – retrospektiv betrachtet – zur absoluten Kampfsau an der Onkofront haben werden lassen. Das einzige, was mir damals fehlte, war ein guter medizinischer Sparringspartner an der Seite, der mich und meine Familie auf diesem Weg begleiten würde. Für meinen Göttergatten war ab Tag eins klar, dass er von diesem ganzen Krebszeug möglichst wenig wissen wollte. Also musste ich das Management seiner Krankheit zu mir nehmen. Dafür brauchte ich aber – nebst unseren Kindern, die mit mir das interne Familien-Onkoboard bildeten – einen Fachmann, der bereit war, diesen Weg mit uns in Angriff zu nehmen.
Nach einigen Fehlgriffen habe ich ihn dann gefunden – in der Person von Dr. med. Andreas Barth, der mich an einem Sonntag angerufen hat, weil ich ihm tags zuvor eine Mail geschrieben hatte. Noch heute weiss ich, dass ich dachte, ich spinne. Ein Arzt, der an einem Sonntag die verzweifelte Ehefrau eines Krebspatienten anruft.
Nun, das war der Start einer unfassbar genialen Zusammenarbeit mit einem belesenen, interessierten und menschlichen Onkologen, der uns zeigte, dass es viele Wege gibt, um ein Ziel zu erreichen. Und nicht eine einzige Sekunde gab uns dieser Mensch das Gefühl, über uns zu stehen, weil er über einen Arzttitel verfügt. Ganz im Gegenteil: „Wir müssen eng zusammenarbeiten – mehr Augen sehen mehr und mehr Ohren hören mehr!“ Ja, damit hatte er recht, wie so oft.
Wir wurden zu einem eingeschworenen Onkoteam – wir lernten viel von ihm und selbst die schrägsten Ideen von mir nahm er ernst und wir brüteten gemeinsam über mögliche Umwege und Sondereinsätze, die sonst mit einem müden Lächeln einfach abgeschmettert worden wären (was wir leider mehr als einmal erlebt haben).
Was ich damit sagen will? Also zuerst einmal ganz einfach „DANKE DR. BARTH, SIE SIND DER HAMMER!“
Und was ich noch sagen will? Es braucht mehr, als nur Überlebenswillen, um bei einer solchen Diagnose soviel gute Lebenszeit zu erkämpfen. Es braucht das Interesse an der Krankheit, um sich genaustens einlesen zu können. Es braucht den Mut, sich auf unkonventionelle Wege einzulassen. Es braucht die Frechheit, vermeintlich unerreichbare medizinische Grössen anzuschreiben, sie anzurufen oder bei ihnen vor dem Office zu stehen, um angehört zu werden. Es braucht zur Not auch mal einen Sitzstreik in einem Krankenhaus, welches die Bilder und Befunde nicht freiwillig rausrücken will. Es braucht ein ganzes Team, welches sich um einen Patienten bildet, das gemeinsam in dieselbe Richtung zieht. Und in diesem Team sollte mindestens ein Mitglied über einen Doktortitel verfügen – noch einmal DANKE Dr. Barth!
Und genauso haben wir aus einer fatalen Schockdiagnose mit prognostizierten Horrorvisionen mehr als acht gute Überlebensjahre gemacht. Und ganz nebenbei haben wir in dieser Zeit die ganze Bucketlist meines Göttergatten abarbeiten können. Klingt einfach? War es nicht! Aber es hat sich mehr als gelohnt – jeder noch so harte Sondereinsatz war es wert.
Habe ich schon erwähnt: DANKE DR. BARTH, Sie waren das beste Teammitglied, das man sich in einer solchen Situation nur wünschen kann.
P.S.: Die künstliche Intelligenz hat übrigens das Titelbild generiert, weil ich das Wort KAMPFSAU eingegeben habe … so habe ich mich tatsächlich mehrfach gefühlt ….!
Liebe Daniela, ich gebe dir vollkommen recht. Dr. Barth ist der beste und ist sehr menschlich, dass man von vielen Ärzten nicht sagen kann. Kann auch nur das beste von ihm sagen. Er ist sicher auch traurig, dass er nicht helfen konnte.
Liebe Grüsse Silvia
Er konnte acht Jahre lang helfen – das ist mehr, als wir alle erwartet hätten! 🙂