Vor knapp drei Jahren habe ich beschlossen, mich aus der textilen Selbständigkeit zurückzuziehen und meine Geschäfte zu schliessen. Der Onlinehandel und die ständigen Rabattschlachten hatten mir nach 10 Jahren die Kraft und die Freude am Job genommen.
Ich habe damals in der kleinen bezaubernden Barockstadt, in welcher meine Geschäfte waren, einen kleinen Shitstorm ausgelöst. „Wie kann sie nur?“ oder „Das wird schon wieder besser!“ oder „Nur noch ein bisschen durchhalten, dann wird das wieder!“ waren Sätze, die ich von Unwissenden zu hören bekam. Ich war mir aber sicher, dass mein Entscheid richtig war und – das bin ich heute umso mehr.
Gestern Abend bin ich mit meinen Freundinnen – seit Monaten das erste mal – durch die Gassen der schönen Barockstadt geschlendert und musste feststellen: „Mein Riecher war gar nicht so schlecht.“ Wo früher die Geschäfte bis 21 Uhr Abendverkauf hatten, sind jetzt dunkle und geschlossene Türen anzutreffen. Nach 20 Uhr ist tote Hose. Also nein: Tote Hose ist schon vorher, aber danach ist es sowohl draussen als auch drinnen dunkel! Die meisten Geschäfte schliessen inzwischen ihre Pforten frühzeitig oder machen gar keinen Abendverkauf mehr. Und an manchen Türen habe ich Plakate entdeckt, auf welchen steht: Ab sofort haben wir am Montag den ganzen Tag geschlossen.
Dann wären da noch jene Lokale, die ganz einfach ein leeres, trostloses Dasein fristen. Riesige kahle Fensterfronten und nix mehr drin. Und das Erschreckende dabei ist, dass es in dieser kurzen Zeit seit meiner Schliessung damals bereits normal geworden ist. Die Stadt ist an einem Donnerstagabend, welches früher der lebendigste Stadtabend überhaupt war, einfach nur tot. Keine schöne Entwicklung!
Ja, damals wurde noch der Kopf geschüttelt, mit Unverständnis reagiert und missverstanden. Inzwischen hat sich der Mensch bereits daran gewöhnt, dass der Onlinehandel gewonnen hat und die letzten Mohikaner mit Ächtzen und Strampeln gegen den fiesen Strom der Giganten anschwimmen.
Und dabei habe ich mich gefragt, wie es wohl in drei weiteren Jahren aussehen wird, wenn ich wieder durch die Gassen der Barockstadt ziehe … an einem Donnerstagabend … 🙁
Gerade reingeflattert und ich möchte es Euch nicht vorenthalten…auch das Satiremagazin hat sich da so seine Gedanken gemacht…da wird’s doch gleich wieder persönlicher….nä…😳😂…na ja…ich vermisse noch das Housing für Gleichgesinnte…nicht auszudenken neben einem grobschlächtigen Baumarkt-Artikelbesteller zu leben….aber sonst…..nä wat schöööööön……😎
https://www.der-postillon.com/2017/10/amazon-prime-housing.html?fbclid=IwAR3OEJqXy9rwyMy3XGquZlcgoZOt9QIc1H9a7zbZrq_PN9WB-OVFHlwI02U
Ich lebe auch in so einer Kleinstadt, es ist beängstigend: nur Fressbuden, Friseure und Apotheken gehen noch gut. Sehr, sehr schade…
Zwei Herzen schlagen in meiner Brust! Abgesehen von meinen Kaffeekapseln kaufe ich so gut nie etwas Online. Andererseits betreibe ich seit knapp 2 Jahren selber einen Online-Shop mit diversen Artikeln mit meinen Scherenschnitten dekoriert. Mit mässigem bis eher „saumässigem“ Erfolg und ohne Werbung geht gar nichts. Nicht zuletzt durch deinen Beitrag, überlege ich gerade, diesen nach Weihnachten auch wieder aufzugeben. Für mich war es ein Versuch trotz Wegzug ins Greyerzerland am Ball zu bleiben.
Aufgewachsen weit ab von der nächsten Stadt, erinnere ich mich an die Zeit als all die grossen schweren Kataloge den Weg in unseren Briefkasten fanden. Immer wieder haben wir die Kataloge angeschaut und auch ab und zu mal etwas bestellt … mit Postkarte. Mit viel Glück ist die Lieferung nach 2 Wochen sogar schon eingetroffen und mit noch mehr Glück hat auch mal etwas in der Grösse und Qualität gepasst. Lang, lang ist es her und ich bin dankbar, heute in Stadtnähe zu wohnen und berücksichtige wenn immer möglich die Geschäfte hier in der Region.
Aber auch hier ist der Wechsel sehr gross und einige Läden stehen leer. Als Brillen- und Hörgeräteträger habe ich wenigstens in dieser Hinsicht keinen Mangel an Angeboten. Den (fehlenden) Geschäftsinhabern einen Vorwurf zu machen finde ich unfair. WIR, die Kunden müssen umdenken … sonst hilft alles Nichts! Wo bleibt das Einkaufserlebnis wenn ich zuhause am PC einkaufe … ich bin wohl zu alt um das noch zu verstehen:-)
Dann bin ich mit 51 auch zu alt … okay 🙁
und ich mit 55?’sicher nicht.erst jetzt Vollgas geben,falls moeglich,kraft und mut habe ich,fuehle mich besser denn je.zu alt g ibts nicht bei mir .das heisst :noch….gruss babs
Klingt doch wunderbar … ich gönn Dir das!
Als wir vor zwanzig Jahren ins Laufental zogen, gab es im Dorf sechs Restaurants, Metzgerei, Bäckerei, Bank, Fahrradladen, kleines Coop, Post, Bahnhofkiosk, zwei Autogaragen, Schmuckladen und Ramschladen🤔 heute gibt es noch das Dorfbeizli, eine Brocki (in der Metzgerei) Bahnhofkiosk (reduziert) und das kleine Coop. Die Post schliesst nächsten Monat. 😢 ich spreche hier vom Dorf nicht von der Industrie in der Umgebung. Diese Entwicklung ist wirklich traurig.
Oh ja … in den Dörfern ist das Bild schon lange trist. Wo ich wohne hat es weder Bäcker, noch Metzger, noch eine Chäsi … nur noch Coop und VOI. That’s it! 🙁
Unsere Stadt ist absolut nicht langweilig und trostlos. Viele Schweizerinnen und Schweizer Tagestouristen loben Solothurn als eine belebte Stadt. Es stehen viele Geschäfte leer das stimmt, aber vielleicht sollten einfach die Mietpreise ein wenig gemindert werden. Die Mieten können sich nur die „grossen“ leisten, darum sehen auch viele Innenstädte gleich aus, aber wie gesagt, wir haben doch schon nette Boutiquen die spezielle Sortimente anbieten….man muss sie nur auch besuchen gehen!
Vielleicht liegt da der Haken??? Alle sagen, sie kaufen regional … aber viele sagen es eben nur und tun es dann doch nicht! Ich bin in dieser Stadt „aufgewachsen“ und habe meine Jugend dort verbracht, als ich in die Kanti ging. Damals war in Solothurn noch high life … heute ist es nur noch dunkel … hätten wir nicht so viele Gourmettempel, würde wohl gar nichts mehr gehen in der Stadt. Und das mit den Mietzinsen ist wahrlich ein Problem … ich gehöre zum Glück nicht zu jenen Immobilienbesitzern mit den Wucherpreisen … da gibt es andere, welche die Stadt beherrschen! Und sooooo viele Tagestouristen hat Solothurn nun weiss Gott nicht … da stehen Städte wie Zürich, Bern, Luzern und Lausanne schon eher auf dem Programm der Touris …
Ich schätze mal die Science Fiction Autoren und Filmemacher lagen gar nicht mal so schlecht mit ihren Szenarien der stillen, sterilen, unpersönlichen Welt….die ersten Prototypen der Computer-Pflegekräfte etc. sind ja auch schon seit einiger Zeit etabliert…oh weia…wehe wenn sie losgelassen…die Menschheit….die Entwicklungen…und überhaupt…deshalb lasst uns das persönliche Miteinander suchen und pflegen, soweit es eben geht…auf das es nie ganz verloren gehen möge ❤️
🙁
Ja es ist nicht alles gold,-dass glänzt.Ich persönlich ziehe das reale „Schnöiggä u Poschtä“immer noch dem Oneline-Shoping vor.
Klar bin ich nicht komplett gegen Internet Angebote und Oneline Shopping.
Nur ist der persönliche Kunden Kontakt einfach menschlicher und es kann sich auch manch nettes Gespräch unter Kunde/Kundin und Verkäufer/Verkäuferin entwickeln;was man dann jeweils in den Herzen mitnimmt.Das Miteinander und Gemeinsame;das finde ich persönlich am wichtigsten.-Wie sieht es auf unserer Welt aus wenn nur noch über Internet-oder fast ausschliesslich über Roboter und Maschinen eingekauft wird……..?
Die Vorstellung gibt mir zu Denken
Claudine Zimmermann-Schumacher
Diese Vorstellung sollte allen zu denken geben … und doch kaufen offenbar die meisten inzwischen nur noch online … anders ist der Erfolg dieser Giganten nicht zu erklären! 🙁
Ja, das ist wohl wahr…wobei ich auch zu denen gehöre die vermehrt über das Internet bestellen seitdem ich kein Auto mehr habe, speziell auch schwere Dinge…ich bin jemand der sich vorher gründlichst informiert bevor ich in etwas investiere…früher war das in den Läden die ich abgeklappert habe und eben jenes persönliche geschätzt habe….heute recherchiere ich über’s Internet und bin erstaunt darüber was man da alles so lernen kann….so musste ich mich mit der Kaffeezubereitung umorientieren, weil die Maschine kaputt war. Mittlerweile bin ich halbe Barista 😉 Ich wollte dann die CHEMEX, für die ich mich entschieden habe gerne im Ladengeschäft kaufen…musste dann aber erfahren das sie die nicht mehr führen, weil das Internet die Preise dermassen drückt, was so ein Ladner mit dem was er auf den Preis umlegen muss, gar nicht mehr auffangen kann…also musste ich dann tatsächlich über das Internet bestellen…vor kurzem war ich in Zürich und habe das CHEMEX Paradies entdeckt….ein Lädelchen voll davon…und es reifte der Entschluss zu schauen was sie dort kostet…denn ich brauche noch eine grössere, wenn mal Besuch kommt…leider war das nicht mehr möglich weil….s. Modepralinsches Ausführungen…der Laden um 18:30 Uhr schon zu hatte 😅 ja….der Karren ist wohl schon zu verfahren…und der Point-of-no-return überschritten….nun informiere ich mich weiter über die Internetportale….weiss aber grad nicht ob ich mit einem echten Menschen chatte….oder….womöglich mit einem Bot….😱🤔🙈und werde trotzdem persönliche Kunden-Gespräche weiterhin pflegen, da wo es mir möglich ist, bevor es total still wird um uns herum 😊
Klingt gruselig … das mit dem still um uns herum …
Ja…ein beklemmendes Szenario…es lohnt sich also Beziehungen in real life zu pflegen, da wo es eben möglich ist….
So ist es in Liestal. Dort finden sich meist noch Läden für Optiker-und Hörgeräte, welche durch die wilden 68er Baby Boomer am Leben erhalten bleiben. Aha ja, und diverse Handy Anbieter, damit alle up to date sind beim online shoppen. .
Ja, in Solothurn kann man auch vor allem noch gestochen scharf sehen und sehr gut hören … dann ist es aber schon ganz schnell vorbei mit Angebot …
Vermutlich so traurig wie in Burgdorf und vielen anderen schönen Städten… leer, trostlos, langweilig. Alle sitzen am PC und bestellen Pakete bei denen man angeblich schreit vor Glück 🙄
genau!