von süss bis ungeniessbar

Ernsthaft?

Als erstes eine winzig kleine Korrektur: Ich hatte bei den letzten Beiträgen geschrieben, dass mein Göttergatte nun schon 3 Monate nicht mehr da sei. Rechnen war noch nie mein Ding: Es sind 2 Monate und ich habe es noch korrigiert! Es fühlt sich aber soviel länger an …

Aber das ist eigentlich auch nicht das Thema. Ich habe ja schon berichtet, dass seit seinem Tod in unserem Haus so ziemlich alles kaputt geht, was kaputt gehen kann. Auch Dinge, die gefühlt bombensicher sein sollten – SCHROTT!

Gestern habe ich aber den Schock meines Lebens gehabt. Achtung, es wird intim:

Da sitze ich auf dem Klo und es knallt, als ob jemand mit einer Pistole schiessen würde. Und gleich darauf kneift mich etwas in meinen Allerwertesten. Ich habe mit hohem Puls und völlig verständnislos geguckt, was da passiert ist. Der Kloring ist zersprungen! Echt jetzt????

Ja, ich weiss – könnte an meinem grossen Hinterteil und meinem stolzen Gewicht liegen. Aber wie kann es sein, dass seit dem Tod des Göttergatten gefühlt das halbe Haus über mir zusammenbricht. Da gehen Dinge an Orten kaputt, die man sich irgendwie gar nicht vorstellen kann. Ganz zu schweigen vom Licht in der Waschküche, das immer mal wieder von selber angeht und brennt über Nacht.

Wie gut, dass ich nicht ängstlich bin und darüber lachen kann, sonst würde ich jetzt vermutlich ausziehen.

Ich rätsle, was die nächste Baustelle werden könnte …

Modepralin’scher Trauer-Knigge

Wie oft habe ich in den letzten zwei Monaten beim Begegnen von Bekannten den Satz gehört:
„Sorry, aber ich wusste nicht, was ich sagen soll – drum habe ich mich nicht gemeldet.“

B U Z Z E R!!!

Liebe Mitleser-/innen

Falls ihr auch zu jenen gehört, denen die Worte fehlen oder die sich im Coop lieber hinter dem Regal verstecken, als mich womöglich fragen zu müssen, wie es mir geht: Trauer ist NICHT ansteckend. Dies schon mal vorneweg.

Und dann ist da noch so einiges anderes, was ich gerne loswerden möchte:

  • Die Tatsache, dass manchen die Worte fehlen hängt schlicht und einfach damit zusammen, dass Mann oder Frau sich nicht mit dem Thema Tod auseinandersetzt. Es wäre dringend an der Zeit, mit diesem Tabu zu brechen. Ich weiss nämlich von keinem, der lebend aus dem Leben gekommen ist. Der Schluss ist bei uns allen tödlich. Ohne Ausnahme!
  • Trauernde laufen nicht den ganzen Tag mit einem „Lätsch“ durchs Leben und sie brechen auch nicht zwingend immer in Tränen aus, wenn man sie fragt, wie es ihnen geht. Und selbst wenn – Tränen gehören zum Leben.
  • Wenn ihr mich fragt, wie es mir geht, dann müsst ihr damit rechnen, dass ich sage: „Gut, danke – und selber?“ Ja, Tatsache – einen geliebten Menschen zu verlieren bedeutet nicht zwingend, das eigene Leben nicht mehr zu lieben.
  • Ich habe mich darauf vorbereiten können, dass es Menschen geben wird, die mir ausweichen, um nicht kondolieren, das Beileid auszusprechen oder was auch immer zu müssen. Ihr Lieben, das müsst ihr nicht. Ich mag es nämlich gar nicht, wenn ich plötzlich nur noch darauf reduziert werde, nun alleinstehend zu sein. Themen wie das Weltgeschehen, das liebe Wetter oder lästige Falten im Gesicht gehören nach wie vor zu meinem Kommunikationsfundus.
  • Ich bin alleine satte 100%. Es ist nicht so, dass ich auf einmal nur noch 50% bin. Mein Göttergatte und ich, wir waren beide je 100%. Mir fehlt weder ein Bein noch ein Arm – ein normaler Umgang mit mir ist also erwünscht!
  • Ich hatte schon als Kind ein sehr entspanntes Verhältnis zum Thema Sterben und Tod. Und ich habe schon damals alle Tabu’s gebrochen. Dass es aber heute immer noch diese alten Zöpfe der Trauer aufrecht zu halten gilt, erstaunt mich doch sehr.
  • Keine Bange, in der Regel nehme ich meinem Gegenüber die Scheu vor dem Thema, indem ich einfach gnadenlos raushaue, wo ich grad stehe.

Als Kommunikationsfrau weiss ich, dass alles, was unter dem Tisch totgeschwiegen wird, Angst macht. Holt man es nach oben ans Tageslicht und legt es zum Betrachten vor sich hin, verliert es den Schrecken. Genauso ist es mit dem Thema Sterben, Tod und Trauer. Ich werde nie verstehen, warum es okay ist, am Stammtisch über die sexuelle Zugehörigkeit der Dorfbewohner zu tratschen, nicht aber über das Ende des Lebens. Vielleicht, weil das eine als sexy gilt, das andere eben nicht?

Ich wurde in letzter Zeit oft von Menschen angeschrieben, die mich fragen, wie ich es schaffe, so offen mit dieser schwierigen Thematik umzugehen. Menschen, die Hilfe suchen, weil mit ihnen niemand über den Tod eines lieben Menschen sprechen möchte. Das führt nicht selten dazu, dass Trauernde sich zurückziehen, weil sie sich unverstanden fühlen. Der Supergau für die Seele!

Nun, es ist relativ einfach. Behandelt das Thema Lebensende als normales Thema, an welchem keiner von uns vorbeikommt. Schliesslich wird heute über Schönheitsoperationen, Polyamorie oder Geld diskutiert, ohne dabei rot anzulaufen. Also bitte: Was ist so anders am Thema Tod? Ja, es ist traurig. Ich kann euch aber garantieren, dass es nicht weniger traurig ist, wenn man es einfach ignoriert. Im Gegenteil!

Ich kann mit der Hilflosigkeit vieler Mitmenschen gut umgehen – die Lanze, die ich hier brechen will, ist für alle da draussen, die sehr darunter leiden, dass sie mit keinem offen über das letzte Kapitel im Leben sprechen können. Und wer gerne einmal einfach einen schriftlichen Austausch möchte:

modepraline@gmx.ch

Bei mir läuft niemand ins Leere.

Du bist überall

Knapp zwei Monate ohne Dich, Mick. Ich weiss nicht, ob ich finde, dass es sich viel länger anfühlt, oder als ob es gestern gewesen wäre. Irgendwie beides.

Ich wurde gestern von unseren lieben Freunden zum Nachtessen in einem Deiner Lieblingsrestaurants eingeladen. Das hat mich unglaublich gefreut, schliesslich hat man mir prophezeit, dass man als Alleinstehende nicht mehr eingeladen würde. Das fünfte Rad am Wagen und so …
Nun, ich habe es einfach „betreutes Essen“ genannt und mir einen Spass daraus gemacht.

Auf dem Weg zum Restaurant bin ich – ohne es vorher bewusst wahrgenommen zu haben – an UNSEREM PUB vorbeigefahren. Jenes Pub, in dem wir vor Jahrzehnten damals unser erstes offizielles Date hatten. Auf der Höhe der Eingangstüre stellen sich mir am ganzen Körper die Häärchen auf und ich wurde kurz geschüttelt. Wow – ich hatte ein Flashback im Kopf. Die Bilder von damals waren auf einmal wieder da. Du, mit Deiner neu gekauften Jeans, bei der Du vergessen hattest, das Etikett abzuschneiden. Das hat Dich den ganzen Abend in den Schritt gezwickt. Erst Jahre später hast Du mir das erzählt!!!

Im Restaurant hatten wir lustigerweise denselben Tisch, an dem wir das letzte mal mit denselben Freunden gemeinsam gegessen hatten. Und Du hast Dich damals über ein Rind auf dem heissen Stein hergemacht – eine Deiner absoluten Leibspeisen.

Ja, Mick – stell Dir vor, wir haben zwar alle drei gestern so ein bisschen in der Menükarte geblättert – bestellt haben wir aber alle drei den heissen Stein. Ehrensache – ein Hoch auf Dich!!! Ich bin mir ziemlich sicher, dass Du irgendwie dabei warst. Ich meine: ICH habe heissen Stein gegessen. Und es hat super geschmeckt! Vielleicht auch einfach, weil ich weiss, dass DU das bestellt hättest.

Wir haben uns einmal mehr schlapp gelacht über unsere sexy Servietten, die wir um den Hals gehängt bekommen haben und es war alles, wie immer.



Einfach Du hast gefehlt. Das tut zwar weh, hält mich aber nicht davon ab, Dinge zu tun, die mich Dir sehr nahe sein lassen.

Keine Bange Mick, es ist nicht so, dass ich dabei vergessen würde, MEIN Leben zu leben. Es ist aber schön, Erinnerungen an Dich bewusst wach zu halten – einfach weil sie schön sind. Einzig die Rückfahrt im Dunkeln fand ich nicht so toll. Ich nachtblindes Huhn fahre einfach nicht gerne Auto in der Nacht. Das sind jene Momente wo ich denke, dass es jetzt schon einfacher wäre, Du wärst da. Aber auch das habe ich geschafft! Marco hat mich ein grosses Stück ins Schlepptau genommen. Ich bin schliesslich immer noch im 1. Lehrjahr.

Danke Manu und Marco, dass ihr diese Erinnerung mit mir geteilt habt. Und ihr seid Weltklasse im betreuten Essen!

206 mal autsch!

Meine Lebenssituation hat dazu geführt, dass ich die letzten drei Monate nichts mehr für meinen Körper gemacht habe. Pilates und Yoga sind weggefallen und die Erschöpfung hätte mich gestern auch beinahe davon abgehalten, wieder einzusteigen. Aber ich habe auf die Zähne gebissen.

Okay – ich bin kurz vor meinem 90igsten Lebensjahr. Oder zumindest gehe ich davon aus, dass es sich dann so anfühlen wird, wenn man sich gezielt und ausgiebig bewegt. Es gab keinen Knochen, der nicht geschmerzt hat. Heute früh habe ich Tante Google mal gefragt, wieviele Knochen ich eigentlich habe. Es sind satte 206 Stück. Kein Wunder tut das weh.

Ich habe mir vorgestellt, wie ich mit Rost am ganzen Gerüst versuche, diese 206 Knochen zu entrosten und einmal richtig durchzubewegen. Warum nochmal geht das bei uns nicht mit Durgol??? Eine Flasche trinken und wieder geschmeidig durch den Alltag wandeln – das wäre richtig genial!

Es ist unfassbar was mit dem Körper passiert, wenn man ihn nach langem regelmässigem Training auf einmal drei Monate nicht mehr gezielt bewegt und einfach einrosten lässt. Also ich glaube nicht, dass ich jemals so alt werde, wie es sich aktuell gerade anfühlt.

„Wir strecken unser Bein nach oben.“ – Wie strecken, meine Sehnen sind zu kurz.
„Wir setzen uns mit geradem Rücken aufrecht hin.“ – Hä, wie gerade???
„Wir ziehen uns mit der Spannung aus dem Bauch hoch.“ – Spannung? Wo?

Ich lag im Trainingsraum, wie ein gestrandeter Pottwal – einfach mit viel mehr Knochen. Oder wie eine Schildkröte im Sommer, die auf dem Rücken liegt und sich selber nicht mehr umdrehen kann.

Und heute? Heute zähle ich sorgfältig meine 206 Knochen und schaue, ob noch alle ganz sind.

Leute, ich muss wieder mehr Disziplin in mein Leben und meinen Körper bringen – so geht das nicht! Autsch …

Sie sind nominiert …

… für den „Wie blöd kann man sein“-Award, liebe Swisscom.

Vor kurzem habe ich mich hier darüber mokiert, dass ich – weil mein Mann verstorben ist und ich die Namensanpassung bei der Swisscom gemeldet hatte – plötzlich vom Netz abgehängt worden war. Nix ging mehr, weil ich halt DanielA und nicht Daniel heisse. Ja, muss ich nicht verstehen. Läuft aber zum Glück wieder.

Heute kam die Telefonrechnung und ich dachte, ich lese nicht richtig. Ehm, also, das mit der Namensänderung scheint eine Generalstabsübung für Volldeppen zu sein.

Es scheint unmöglich zu sein, neuerdings einfach alles nur noch an Daniela Jäggi zu senden. Gemäss Anschrift lebe ich nämlich c/o Daniel Jäggi. Für alle, die nicht wissen, was c/o bedeutet: Das kommt aus dem Englischen und heisst „care of“, was im übertragenen Sinne im Deutschen üblicherweise bei Adressen verwendet wird als „wohnhaft bei“.

Liebe Swisscom – ich bin NICHT wohnhaft bei Daniel Jäggi, der wohnt hier nämlich nicht mehr. Der ist am 18. Januar leider verstorben und deshalb wohne ich mit Kampfhund und Kampfkatzen alleine unter dieser Adresse. Was ist daran so schwer zu verstehen????

Es gibt Tage, an denen ich mich frage, ob es noch Menschen gibt, die es schaffen, Arbeiten UND Denken zur gleichen Zeit zu können. Oder ist entweder das eine oder das andere möglich und wenn ich beides verlange, dann muss ich zweimal anrufen??? Oder wo ist der Haken an dieser verflixten Geschichte?

Apropos: Lieber Göttergatte – wenn ich schon c/o bei Dir lebe, könnte ich dann wenigstens die Rechnung an Dich weiterleiten und wenn ja, wohin?

Tatsache, die Abläufe nach einem Todesfall lassen einen manchmal am Verstand der Menschen zweifeln.

Künftig werde ich dann wohl unterschreiben mit Daniel Jäggi – im Anhang finden sie das A. Besten Dank!

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