Kennt ihr sie auch, die Einladung zu einem Anlass, an welchen ihr geht, weil der Gastgeber eine cool Socke ist. Und dann stellt sich heraus, dass ihr einfach niemanden kennt? Bekanntlich weiss man das ja nicht im voraus. Drum geht man guter Dinge hin und hofft, ein paar bekannte Gesichter zu sehen. Und dann merkt man erst vor Ort, dass kein einziges bekanntes Gesicht anwesend ist. In diesem Moment ist das Zurück leider nicht mehr möglich und man muss sich öffnen und auf „Kennenlernmodus“ schalten.
Wer die Modepraline kennt, der weiss: Kontakte knüpfen ist für mich kein Problem. Und redegewandt und offen bin ich auch. Was ist aber, wenn man an einem Tisch sitzt mit lauter Menschen, mit welchen man bislang keinerlei Berührungspunkte hatte und deren Interessen Meilen von den eigenen entfernt liegen?
Das Wetter ist glücklicherweise ein Thema, welches relativ viel Gesprächsstoff bietet. Aber mit viel meine ich: Ungefähr zehn Minuten sind damit gefüllt. Und dann kommt wieder das peinliche Studieren der Tischdekoration. Kennt ihr sie auch, die Stille, die quasi laut Hilfe schreit? In meinem Kopf dreht sich dann das Gedankenkarussell um einiges schneller als normal … auf der Suche nach einem neuen Gesprächsthema. Dabei stellt sich immer wieder heraus, dass sich das Essen als ergiebiges Thema erweist. Dumm nur, wenn ausgerechnet ich das Schweigen breche, indem ich unbedacht in die Runde werfe: „Mmmh, diese Sauce schmeckt lecker … was da wohl drin sein mag?“ Bekanntlich habe ich nämlich keine Ahnung vom Kochen – und schon gar nicht von Sauceninhalten. Und schon geht der Rezeptaustauschmarathon am Tisch los. Und ich sitze da und denke: „Wovon zum Teufel reden die alle? Ob das Gewürznamen sind? Oder Gemüse?“ Und während diese Gedanken durch meinen Kopf schiessen, nicke ich angestrengt und versuche, wenigstens so zu tun, als ob ich eine Ahnung hätte. Selbst die Bohnen scheinen also das besondere Grün nur durch die Sauce bekommen zu haben. Für einen Bruchteil einer Sekunde überlege ich mir, ob ich vielleicht noch die verschiedenen Formen der Bohnen ansprechen soll. Ich lasse es dann aber doch.
Mit steigendem Alkoholpegel und mit mir als einziger Nullpromillefrau am Tisch werde ich stiller, weil ich es nicht schaffe, mich über Luftlöcher schlapp zu lachen. Und so kommt es, dass der Göttergatte (welcher bekanntlich von Natur aus auf der stillen Seite ist) und ich so ziemlich als erste den Heimweg antreten. Ich werde ganz offensichtlich alt … ich habe Mühe, mich auf solche Abenteuer einzulassen. Modepraline beginnt zu fremdeln …
Ich mag solche Anlässe überhaupt nicht. Entweder ist es so laut, dass ich das Gegenüber nicht verstehe oder dann wird wie hier beschrieben Tischdeko studiert (herrlicher Vergleich!!!). Am wohlsten fühle ich mich in kleinen Gruppen. Dass ich mich bei Nichtgefallen in der Zuhörer-Loge zurücklehnen kann, geht nun nicht mehr.
Ja, das stimmt … als Einzelfrau wird das ja noch viel schwieriger!
Ich finde das völlig ok. Und ich hab auch aufgehört damit, mich so verhalten zu wollen, wie andere das erwarten. Ich bin eher ein ruhiger Typ. Wenn anderen das nicht gefällt, ist das deren Problem. Und wenn ich mich wo nicht wohl fühle, muss ich dort nicht bleiben.
🙂
sie sprechen mir von der Seele…
So gut geschrieben. Erlebe solche Situationen auch öfters obwohl ich auch redegewannt bin und keine Behrürungsängste habe … Gut beim kochen könnte ich mithalten …als ehemalige Wirtin smile … liebe Grüsse und danke für die amüsanten Geschichten
Franziska Kohler
Danke für das Kompliment und Herzgruss zurück! 🙂