Wisst ihr, was mir in der letzten Zeit immer wieder auffällt. Ich lerne Menschen kennen, welche mich mit ihren zufriedenen Gesichtern in ihren Bann ziehen. Menschen, die eine Aura haben, welche zum Wohlfühlen einlädt. Menschen, die einem das Gefühl geben, dass das Leben schön und jeder Tag ein Genuss ist. Und dann kommt nicht selten die gleiche Erklärung: Viele dieser Menschen haben nämlich etwas gemeinsam – sie haben eine üble Erfahrung im Leben machen müssen. Entweder haben sie eine lebensbedrohliche Krankheit überstanden, einen schlimmen Verlust verkraftet, oder jemanden durch ein tiefes Tal begleitet. Und diese Menschen gehen aus diesen Erlebnissen alle mit ein und derselben Erkenntnis hinaus: Man hat nur ein Leben, und das sollte man geniessen und dankbar sein.
Wie kommt es, dass man offenbar immer zuerst eins auf den Deckel bekommen muss, bevor man das Leben schätzen lernt? Wie kommt es, dass sich Gelassenheit und Dankbarkeit in der Regel erst dann einstellen, wenn man mal so richtig unten durch musste? Warum sind wir so doof, dass wir es nicht auch so begreifen?
Ich bin immer wieder überrascht, dass jene, die noch nie etwas wirklich Gravierendes im Leben durchmachen mussten, oft die schlimmsten Nörgler und Miesmacher sind. Obwohl sie doch eigentlich dankbar sein müssten für das Glück, welches sie bislang hatten. Stattdessen nehmen sie es als selbstverständlich an und sind nur am Motzen. Schrecklich. Und jene, bei welchen man eigentlich denken müsste, dass sie allen Grund zum Verzweifeln hätten, weil das Schicksal hart zu ihnen war, sind die Dankbarsten. Ist das nicht eine total verkehrte Welt?
Was läuft in unseren Köpfen schief, dass wir oft erst zu schätzen wissen was wir haben, wenn wir es eben auf einmal nicht mehr haben… Wie wärs mit einer Umprogrammierung im Gehirn: Jeden Tag geniessen, an welchem es einem gut geht und dankbar sein, dass es eben so ist, wie es ist! Das wäre ein echter Gewinn an Lebensqualität!
Für meine Begriffe hängt es damit zusammen, das viele Menschen gar nicht ganz bei sich sind.
Durch die VIELen Reize von aussen, die VIELen Arten zu leben ist Mensch VIEL zu VIEL abgelenkt.
Und wie soll jemand den Tag geniessen, dessen Terminkalender schier überquillt vor lauter wichtigen Terminen…
Ein Schlüsselwort ist Muße…
Warum nicht mal Momente einbauen wo ich nichts tue? Eine schöne Blume betrachte? Mich einer Mahlzeit hingebe in der ich wieder mal so richtig spüre wie sich eine Möhre anfühlt, wie sie schmeckt? Mich mit einem Buch zurückziehe, in dessen Welt ich eintauchen kann?
Und wer soviel Hardcore Muße nicht aushält: warum nicht mal eine teezeitlang zurücklehnen im hektischen Alltag und einfach nur SEIN? Und warum nicht mal während eines Meetings die Gedanken baumeln lassen, um dann wieder ganz und gar bei der Sache zu sein?
Denn mittlerweile ist es auch belegt das ein Mensch, der produktiv sein muss auch mal faul sein können muss.
Wer in der Lage ist sich seine kleine Insel im Alltag zu schaffen wird schnell Zugang zu dem inneren Raum haben in dem Dankbarkeit, Zufriedenheit und Gelassenheit herrschen.
Einen schönen Tag noch! Auf das Dein Akku des positiven Lebensgefühls vollgeladen sei und alles im rechten Licht erscheinen lässt.
CARPE DIEM
Danke, Marinsche! 🙂
😘
Ich glaube wir können ohne die Schatten das Licht nicht sehen. Ohne die dunklen Seiten können wir das Licht nicht schätzen.
Manchmal wissen wir auch gar nicht was für ein Glück wir eigentlich haben…
Der erste Satz ist mega perfekt! 🙂
Danke. Das war auch der 1.Impuls als ich deinen Beitrag gelesen habe.
Ich habe auch schon viel erlebt, vieles sehr positives, anderes weniger. Aber vielleicht auch weil ich gegenüber von einem Friedhof aufgewachsen bin weiß ich, wie schnell alles vorbei sein kann. Und das lässt mich alles genießen und nicht immer die vernünftigsten Dinge tun. Ein teures Auto kaufen, weil es mein Hobby ist und mich glücklich macht? Wieso denn nicht? Eine lange Reise machen? Klar! Den Job aufgeben, der einen nur unglücklich macht? Sofort! Ich weiß ja nicht, wie alt ich werde, oder ob die Menschen, die ich liebe, morgen noch da sind. Also lebe ich heute im Heute. Klar denke ich auch an meine Zukunft und an meine Rente, aber eben nicht nur, wo wäre denn da der Spaß? Wie sollte ich all die schönen Dinge (materiell und immateriell) genießen, wenn ich mich dauernd darüber sorgen würde, welche Konsequenzen das für mein Leben in 35 Jahren hätte? Ich habe dafür auch zu viel gesehen und erlebt, obwohl ich mit 33 Jahren noch relativ jung bin.
Kluges Weiblein! 🙂
Ich glaube, dass man erst sehen bzw. erleben muss, wie schlimm es sein kann, dann können wir unterscheiden, wir können das Glück erst wirklich wahrnehmen.
Wären wir nur glücklich, dann würden wir es wohl eher nicht zu schätzen wissen, weil wir es ja nicht anders kennen.
Glück und Leid, Tag und Nacht, schwarz und weiß und all die vielen Zwischentöne gibt es auch übertragen auf unser Leben, erst durch das Erleben, das Sehen, können wir entscheiden, was wirklich für uns zählt.
Ob das so stimmt, das weiß ich nicht, für mich persönlich ist es stimmig.
Hat viel Wahres! 🙂
Die Frage warum und wieso kann ich nicht beantworten.
Allerdings kann ich darueber reden wie das bei mir so war. Vor beinahe 10 Jahren als ich das erste mal hier in China durch das Land gereist bin und gesehen habe wie und unter welchen Umstaenden der Grossteil der Menschen auf dem Land lebt fing ich sehr schnell an mein Leben etwas anders zu sehen und dankbarer fuer das zu sein was ich habe. Wenn man in der realitaet sieht wie schlecht es vielen Leuten so geht bemerkt man erst mal auf welch hohem Niveau man sich so tagtaeglich bewegt und beschwert.
Genau! 🙂