von süss bis ungeniessbar

„Notre problème?“

Wie gut, dass unsere Welt keine anderen Probleme zu haben scheint, als ein geschichtsträchtiges Bauwerk in Paris: Notre Dame.

Ja, jede Pressestelle, jeder Journi, jeder Blogger, jeder Schreiberling hat nun auch noch seinen Senf dazu zu geben – also mache ich doch da auch mit. Allerdings nur, weil ich mich ärgere!

Ich drehe mich einmal um mich selbst und lasse vor meinem inneren Auge die Probleme dieser Welt laufen. Und was fällt mir auf? Notre Dame ist verdammt noch mal das unwichtigste aller Probleme! Ups … jetzt ist es raus!

Es gibt so unendlich vieles, was schrecklich ist – ungerecht, grauenvoll, unmenschlich und einfach niemals zu verstehen. Aber eines gehört da ganz sicher nicht dazu: Ein Bauwerk, welches im Optimalfall sogar wieder rekonstruiert werden kann. Es ist nämlich niemand dabei zu Schaden gekommen. Alle sprechen vom grossen Unglück in Paris! Wie wäre es, wenn man mal vom grossen Glück reden würde, dass dabei niemand ums Leben gekommen ist? Oder anders gefragt: Wieviel Wert haben  Menschenleben? Auch unzählige Millionen Euro? Mit soviel wird nämlich akutell die Hilfsaktion zum Wiederaufbau von Notre Dame beziffert!

Ich überlege grade, was man mit soviel Geld alles tun könnte. Und dabei fallen mir unzählige Dinge ein … der Wiederaufbau eines historischen Gebäudes gehört aber definitiv nicht dazu.

Mein lieben Kunstkenner, Fans von historischen Gebäuden, tief Erschütterten und Entsetzten: Ihr dürft mich jetzt entabonnieren, meinen Blog nicht mehr lesen oder mich einfach nur bescheuert finden. Das macht nichts! Aber das Entsetzen um ein Gebäude und die Mengen an Geld, die dafür überall aufploppen, gehen mir doch gehörig auf die Nerven!

Ich habe fertig! 🙁

Neue Brille

Mir scheint, als hätt ich eine neue Brille auf. Also: Nicht eine, die man auf die Nase setzen kann … eher eine, die mich die Welt mit anderen Augen sehen lässt. Und das ist ein äusserst schräges Gefühl.

Die letzten Monate haben mich zu einem anderen Menschen gemacht. Ich bin zusammen mit meiner Familie ganz schön durchgeschüttelt worden … und die Achterbahn fährt weiter. Im Moment fährt sie im Gleis und ich hoffe, dass das noch lange so bleibt. Aber: Es ist und bleibt eine Achterbahn.

Dieses Auf und Ab hat mich gelehrt, dass man sorgsam mit dem Leben umgehen muss. Mir ist auch sehr bewusst geworden, dass jede Sekunde des Lebens nur einmal kommt – dann nie wieder. Jeder Moment im Leben ist einmalig … es gibt niemals den gleichen Moment zweimal. Und anstatt immer auf das Morgen oder das Später zu warten, bin ich dankbar für jeden einzelnen Moment, den ich mit meiner Familie und meinen Freunden habe.

Dinge, die früher wichtig waren, sind mir auf einmal total egal. Dinge, über die ich mich früher ärgern konnte, lassen mich nicht einmal mehr den Kopf schütteln. Stattdessen sehe ich auf einmal Dinge in einem neuen Licht, die ich früher vielleicht nicht einmal beachtet habe. Und nichts, aber auch gar nichts erscheint mir mehr selbstverständlich. All dies hat mich dazu bewogen, das Leben druch die neue Brille kritischer zu beäugen und mit manchen Dingen aufzuräumen. Wichtiges und weniger Wichtiges wird nun strikte getrennt und ich versuche meine Kräfte zu bündeln, um sie dort einzusetzen, wo sie wirklich gebraucht werden. Mein Leben lang hatte ich das Gefühl, die Welt retten zu müssen. Dass dies nicht funktioniert, habe ich zwar immer wieder erfahren – aber ich hab’s dennoch stets aufs Neue versucht. Inzwischen weiss ich, dass es schon ein grosser Erfolg ist, wenn man sich und seine Lieben auf der rettenden Insel halten kann.

Egoismus war noch nie eine Eigenschaft, mit der ich mich hätte schützen können. Ich lerne nun von Tag zu Tag ein bisschen mehr, mir die Egobrille anzuziehen und mich vor Psychovampiren in Sicherheit zu bringen. Nur so kann ich meine Insel daran hindern, im Sturm unterzugehen … die Insel, auf welcher nur noch Platz hat, was mir wirklich wichtig ist!

Habt ihr schon mal versucht…

…eine Woche lang keine Tagesschau zu sehen und auch keine Zeitung zu lesen. Ich habe mir eingeredet, dass die Welt besser wird, wenn ich es mit Medienabstinenz versuche. Blödsinn! Hat nicht funktioniert – im Gegenteil: Nach einer Woche kommt dann die geballte Ladung Informationen der letzten sieben Tage auf einmal. Und das macht „Wumm“! Das haut den stärksten Menschen aus den Schuhen.

Ich weiss also jetzt, dass die Welt nicht besser wird, wenn ich mir die Nachrichten nicht mehr antue. Sie fühlt sich auch nicht besser an, denn die Menschen um einen herum diskutieren das Weltgeschehen genauso. Man bekommt halt einfach nur Bruchstücke mit und weil ich bekanntlich ziemlich neugierig bin, will ich dann doch wissen, was auf der Welt passiert. Also geht die totale Abstinenz nicht. In der heutigen Zeit von Headlines am Kiosk, LED-Tafeln am Bahnhof, Computer, Radio, TV und Co. ist es schlicht unmöglich, dem Weltgeschehen aus dem Weg zu gehen. Da sind mir die homöopathischen Dosen  immer noch lieber, als die Killerkeule nach ein paar Tagen Abstinenz.

Ich frage mich, wohin man flüchten müsste, um von all den Greueltaten der Welt einfach nichts mehr hören  zu müssen. Vermutlich wäre es die abgelegenste Alp fernab der Zivilisation. Anders dürfte es kaum möglich sein. Und wenn sich auf der Alp ein Wanderer beim Durchmarschieren auf einen Schwatz einlassen möchte, dann müsste man gleich vorab schon klären, dass man NUR über die guten Dinge sprechen möchte. Alles andere wäre tabu.

Kennt ihr jemanden, der diesen Weg gewählt hat? Mich würde wahnsinnig interessieren, ob ein solches Leben in der heutigen Zeit noch funktionieren kann. Ich merke, dass ich abstumpfe, was Greueltaten angeht. Inzwischen gehören Dinge wie das Massaker zum Frühstück, Bombenanschläge zum Mittagessen und Amokläufe zum Abendbrot einfach zur Tagesordnung. Was für eine grauenvolle Welt! Und auch die vielen Beileidsbekundungen in den sozialen Medien machen sie nicht besser … 🙁

Wenn Weihnachten vorbei ist …

… alle Geschenke ausgepackt sind …

… der Bauch vollgestopft ist …

… die Kerzen ausgelöscht sind …

… alles wieder an seinem Platz versorgt ist …

… und man trotzdem das Gefühl hat, dass irgendetwas fehlt – dann kommt der Moment, in welchem tatsächlich auch ich mal sagen muss: Dieses Jahr 2016 kann einfach ersatzlos gestrichen werden. Die lustige, heitere, zynische, spassige, kritische und querdenkende Modepraline hat Tage, an welchen sie so richtig die Schnauze voll hat. Jaja, ich weiss, das sagt man nicht. Aber da kann „man“ auch mal eine Ausnahme machen und einfach in die Tasten hauen.

Ihr kennt sicher alle den Satz: „Es kann eigentlich gar nicht mehr schlimmer werden…!“ Ich traue mich nicht mehr, ihn zu sagen. 2016 hat mir mehr als einmal den Beweis geliefert, dass es immer noch eine Schippe Mist obendrauf legen kann.

Und wenn ich mich einmal im Kreis drehe, beobachte, zuhöre und lese, so muss ich sagen: Ich weiss, woher meine Leere kommt. Und ich weiss auch, dass mein Fels in der Brandung meine Familie ist. Deshalb schwindet mein Verständnis für triviale Pseudoprobleme von Tag zu Tag mehr. Es ist nicht nur meine persönliche, kleine Familienwelt, die 2016 aus den Fugen geraten ist. Der ganze Globus scheint einen Richtungswechsel nötig zu haben. Die Menschheit scheitert an der eigenen Intelligenz und macht sich sehr erfolgreich selber kaputt.

Es gibt 1000 Gründe, warum ich keine Weihnachtsgefühle hatte und noch viel weniger Silvestergefühle entwickeln kann – ich bin inzwischen soweit, dass ich denke: Am besten verschlafe ich den Jahreswechsel … eine andere Zahl wird vermutlich kaum etwas an der Tatsache ändern, dass wir alle dringend ein Wunder nötig hätten.

Die allergrössten aller Wunderkisten, Energiequellen, Hoffnungspakete und erfolgreichen Kampfansagen wünsche ich aber meinem Göttergatten. Ich kenne keinen, der es mehr verdient hat. 🙂

Ich wollte nicht…

…über den 9/11 schreiben. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, dass ich auch zum 15. Jahrestages dieses tragischen Ereignisses in Amerika nichts kommentieren werde. Und nun mache ich es doch. Warum? Schon den ganzen Tag über wird man im Radio auf allen Kanälen immer wieder an diesen schrecklichen Tag erinnert. Und jedesmal laufen in meinem Kopf die Bilder dieses Tages ab. Offenbar ist es in mir nach wie vor sehr präsent…

Ich weiss noch, dass ich damals mit Grippe auf dem Sofa vor dem Fernseher lag. Meine Stimmung war im Keller, weil wir eigentlich in den Ferien in Dubai sein sollten – weil ich aber beschlossen hatte, eine fiese Grippe zu bekommen, lag ich stattdessen zu Hause. Das Telefon klingelte und mein Mann meinte völlig aufgebracht: „Schalt den Fernseher ein, schnell!“ Ich so: „Er läuft schon. Warum?“ Er: „Schalt auf NTV!“ Weiterlesen

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