von süss bis ungeniessbar

Dezembermärchen Teil 2

Wie immer: Mein Abendrundgang mit klein Ellie und ich bestaune die vielen wunderbaren Weihnachtsbeleuchtungen der Häuser. Bis mir ein komisch bunter Haufen farbig leuchtender Punkte auffällt. Er ist anders als die anderen – er ist ständig in Bewegung und passt so gar nicht ins schöne Bild der Weihnachtslichter. Ich gehe näher hin und Ellie knurrt. Da erkenne ich die kleine grüne Schrumpelkartoffel mit den Pickeln mittendrin. Ja, genau der kleine grüne Kerl mit den fetten Patschhändchen, der mir letzthin schon im Weg stand.

„Hey, dich kenn ich doch!“ trötet er frech aus dem Gewusel raus.
„Ja, Du bist doch dieser Covid der 19. aus Wuhan, oder?“
„Genauuu!!!“ er klatscht freudig in seine gruseligen Patschände und kreischt: „Ich habe meine Familie dabei!“
„Aha – und was wollen die alle da?“ Ich studiere dabei all die bunten hässlichen Gesichter mit ihren Pickeln, die da wild drucheinander hüpfen und ziehe mein Gesicht noch tiefer in meinen Schal.
„Die freuen sich alle schon mächtig auf die diversen Reisemöglichkeiten, die sich ihnen bieten. Wir stimmen uns auf die grosse Megaparty ein – gemeinsam!“
„Welche Megaparty?“ frage ich erstaunt.
„Wo lebst Du?“, fragt mich klein Covid frech.
„Zuhause“, antworte ich knapp.
Er so: „Ach so, deshalb kennst Du die Party nicht. Die läuft derzeit tagsüber in den Städten!“
„Echt jetzt?“ Ich verstehe nur noch Bahnhof.
„Klar, da kommen ganze Scharen von gestressten Reisegelegenheiten und drängeln in diese Häuser mit den Spielsachen und Fernsehern und all dem bunten Zeug. Die kann ich doch nicht alle alleine begrüssen. Dafür brauche ich Verstärkung!“
„Oh – so macht ihr das also? Findest Du das nicht fies?“ ich gucke böse.
Er so: „Wieso fies – wir suchen ja nicht bewusst – wir warten nur und steigen zu, wenn sich die Gelegenheit bietet. Und es bieten sich massig Gelegenheiten.“
„Und warum lasst ihr uns nicht einfach in Ruhe?“ ich fauche inzwischen beim Sprechen.
„Warum sollten wir? Wir leben von euch – und ihr lasst uns leben. Und ich bin ja kein Egoist. Partys feiert man nicht alleine – also habe ich meine Freunde noch gerufen – die treffen alle in Kürze auch ein.“
Er sagt das und seine ganzen bunten und hässlichen Familienmitglieder hüpfen wie die Irren hoch und runter.

Ich schaue ratlos in diesen bunten Haufen und Ellie hat inzwischen ihre Rute zwischen die Beine geklemmt. Sie winselt leise. Ich koche innerlich.

„Du weisst schon, dass ich euch alle gerne totschlagen würde?“ fauche ich den hässlichen Schrumpelknollen an.
„Echt jetzt? Schade, ich liebe euch alle sehr. Ihr seid so nett und serviert mir immer wieder neue Reisemöglichkeiten auf dem Silbertablett. Grad gestern bin ich mit einem Zweibeiner mit komischen Dingern an den Füssen einen weissen Hang runtergedüst. Davon hatte es dort so viele, dass ich meine Familie auch zur Verstärkung rufen musste.“

Ich schüttle den Kopf und flüstere: „Du weisst gar nicht, wie sehr ich euch alle hasse!“
Er so: „Warum denn? Wir nehmen nur, was ihr uns anbietet! Und jetzt müssen wir los – wir bereiten uns auf unseren Tag vor den grossen Häusern mit den bunten Sachen vor!“

Der bunte und wirre Haufen verschwindet im Dunkeln und ich gehe irritiert meinen Rundgang mit klein Ellie weiter. Mir läuft es immer wieder kalt den Rücken runter – aber nicht, weil es Winter ist … nein: Mir macht Angst, was da noch alles auf uns zukommt. Und Angst ist ein schlechter Begleiter. Aber die kleine Schrumpelkartoffel und sein Gefolge scheinen weit cleverer zu sein als wir.

Das macht mich traurig …

Endlich weg damit!

Hurra – die hiesige Zeitung berichtet uns grade, dass die fiesen metalligen Kletterstangen endlich von den Schulhausplätzen verschwinden. Das bedeutet dann wohl, dass diese Horrordisziplin des Schulsports meiner Enkelin erspart wird. Was bin ich froh!!!

Ich erinnere mich, als ob es gestern gewesen wäre: Unser strenger Lehrer wollte, dass wir partout alle in zackiger Zeit diese Stangen hochklettern konnten. Ich war sportlich schon immer eine grosse NULL, aber diese Disziplin war für mich der Horror schlechthin. Dieser Klammeraffengriff mit den Beinen bescherte mir immer offene Schienbeine, ich hatte schwitzige Hände vor lauter Panik und die Höhenangst machte das Geklettere auch nicht einfacher. Anstatt Hilfe bekam ich regelmässig einen Anschiss und wurde ausgelacht von den Sportskanonen der Klasse. Schaffte ich es mal wieder nicht, musste ich zur Strafe drei Runden um die Sporthalle rennen. All das immer mit Tränen in den Augen und einem fetten Kloss im Hals!

Heute ginge das vermutlich unter Mobbing, was ich im Sportunterricht regelmässig an Spott einstecken musste. Ich war ungelenk, ängstlich und wurde ständig nur ausgelacht. Noch heute zieht sich mein  Magen zusammen, wenn ich daran denke, wie ich mit meinen 12 Jahren unterhalb der Kletterstange stand und hochschaute – schwitzend und zitternd und mit dem Wissen, dass ich es wieder nicht schaffen würde. Ich wurde in zwei Jahren Sportunterricht bei besagtem Lehrer so dermassen ausgelacht und blossgestellt, dass für mich eines klar war: Wenn ich einmal frei entscheiden kann, werde ich NIE WIEDER SPORT machen. Jap, das wurde dann tatsächlich so! Man kann einem Kind etwas für den Rest des Lebens vermiesen, wenn man es gewaltig verschissen macht. In meinem Fall war das so.

Drum habe ich mich heute so dermassen gefreut, als ich gelesen habe, dass diese gemeinen Geräte endlich von allen Plätzen verschwinden. Endlich mal eine gute Nachricht!

Komplimente sind Glückssache

Ich habe eine liebe Freundin mit Hund. Gemeinsam spazieren wir oft im Wald oder dem Aareufer entlang und philosophieren, lamentieren, kritisieren – vor allem aber lachen wir viel zusammen. Sie über mich – ich über sie – wir über uns. So auch letzthin … auf meine Kosten!

Sie schwamm mal wieder in ihrem sexy Bikini in der Aare, während ihr Hund die Füsschen kühlte und Ellie und ich aus sicherer Entfernung vom Ufer aus zusahen. Mein Hund und ich sind bekanntlich wasserscheu. Und weil die sexy Nixe danach trocknen musste, machten wir noch einen Spaziergang im warmen Sommerwind.

Während uns der Naturföhn durch die Haare blies, kam ich auf die Idee, mich in Richtung Himmel zu strecken … ganz spontan, einfach so. Keine Ahnung, wie ich darauf gekommen bin. Auf jeden Fall setzte ich an zu einer Pose, die im Yoga bestimmt einen Namen haben muss. Ich winkelte ein Bein an (stand also wohlgemerkt nur noch auf einem Bein) und faltete die Hände über dem Kopf. Dabei machte ich mich ganz lang und meinte: „Guck mal, diese Pose hat bestimmt einen Namen, oder?“ Ihre trockene Antwort darauf: „Ja, siehst aus wie ein geschwollener Flamingo!“

Wehe, ihr lacht jetzt! Ich meine – der Satz hätte so wunderschön sein können, wenn sie das „geschwollen“ weggelassen hätte. Aber nein: Bäääm!!! Brutale Ehrlichkeit in geballter Ladung. Das hab ich nun von meinen angefressenen 10 Kilo Übergewicht … der Flamingo sieht also geschwollen aus. Tja – damit muss ich nun leben. Auch die Tatsache, dass ich ihr sagte, dass ich nun ihretwegen zum Psychiater gehen müsse, hielt sie vom Lachkrampf nicht ab. Ich konnte mich aber kurzum revanchieren … sie hat es nämlich nicht so mit dem fehlerfreien Sprechen. Sie wollte mich geschwollenen Flamingo trösten, indem sie mir sagte, dass sie dafür morgens wegen ihres Rheumas öfters zuerst ein „Ibuproffein“ nehmen müsse, weil ihre Gelenke rostig seien. Jaja, Ibuproffein … eine Ableitung meiner Hundefreundin von Ibuprofen. Wäre ja alles halb so schlimm, wenn sie nicht im medizinischen Bereich arbeiten würde – und es TROTZDEM nicht richtig sagen kann! Pha … der geschwollene Flamingo kann wenigstens die Worte richtig aussprechen. So – da hast Du Deine Revanche! Ich zum Psychiater – Du zum Logopäden! 🙂

17 neue Mitbewohner

Wir waren heut bei lieben Hundemenschen zu Besuch. Diese Menschen haben sich und ihre ganze Freizeit ihren Vierbeinern verschrieben und züchten lustige Mix-linge mit den verschiedensten Farben und mit knuffigen Gesichtern. Eine wilde Rasselbande, die uns da erwartet hat.

Jeder, der uns kennt weiss, dass unser Tochterkind noch die schlimmere Tiernärrin ist, als die Mama (sofern man in diesem Bereich von schlimm sprechen kann). Meine Befürchtung war ja schon, dass in irgendeiner Tasche bei der Heimfahrt auf einmal ein Welpe rauskrabbeln würde. Schliesslich hat das Tochterkind ja auch den ganzen Nachmittag im Gehege mit Welpen gespielt, wurde von diesen angeknabbert, abgeschlabbert, angepinkelt und sie haben ihr sogar einen Flipflop vom Fuss geklaut. Ein Schauspiel zum Knutschen. Aber nein, meine Lieben, wir haben nicht einen Welpen mit nach Hause genommen … weit gefehlt: Wir sind nun stolze Besitzer von 17 Zecken in einem Marmeladenglas! Kreischalarm!!!!!

Ja, bekanntlich haben wir den extremsten Zeckensommer aller Zeiten – was wir auch schon bei unserer Ellie und unseren Katern festgestellt haben. Da man aber Muttertiere und ihre Welpen nicht behandeln darf (ausser mit Kokosöl), hat die liebe Züchterin keine Chance, diesen Zeckenviechern Herr zu werden. Das Tochterkind hat also jede Zecke, die sie an den süssen Hunden entdeckt hat, von der Züchterin entfernen lassen und mit nach Hause genommen. Für alle, die nun verständnislos den Kopf schütteln: Ich habe keine Ahnung, woher das Kind das hat!!!! Selbst die Drohung, dass ich mit dem Zug nach Hause fahren würde, konnte sie von ihrem Vorhaben nicht abbringen. Sie studiert nämlich diese Zeckenviecher seit einer Weile schon. Ihr Motto: „Du musste Deine Feinde nur gut genug studieren, dann kennst Du ihr Verhalten und sie sind nicht mehr gleich gefährlich.“ Aha. Prima! Deswegen muss ich doch aber keine 17 Zecken in einem Marmeladenglas auf meinem Nachttisch neben dem Bett haben, oder?

Ich habe mich auf der ganzen Heimfahrt gekratzt und ich bilde mir jetzt bei jedem Jucken ein, ich hätte eine Zecke. Das Kind macht mich fertig! Sie studiert die verschiedenen Stadien der Zecke: Von der Larve, zur Nymphe bis hin zur männlichen oder weiblichen Zecke. In jedem Stadium sehen die Tiere anders aus – in jedem Stadium ernähren sie sich aber von Blut. Und die Larven haben sogar nur sechs Beine, während ab dem Stadium der Nymphe 8 Beine an dem Spinnentier hängen. Grauslich – einfach nur bäh und zum Schütteln. Ja, das hab ich nun alles vom Tochterkind gelernt. Ich habe zwar keine Ahnung, was ich mit dem Wissen über dieses unnütze Tier nun anfangen soll. Ich weiss nur, dass mir nun noch mehr vor diesen Viechern graut. Das Tochterkind wartet währenddessen darauf, dass hoffentlich eine ihrer Marmeladenglaszecken Eier legt, damit sie gleich noch weiss, wie sich diese Mistviecher fortpflanzen.

Ja, ich gebe zu: Ich habe schon auf der Hinfahrt zum Tochterkind gesagt, dass wir KEINE Welpen mit nach Hause nehmen. Dass es aber stattdessen 17 Zecken werden … nun ja … damit habe ich selbst beim Tochterkind nicht gerechnet. Und bei ihr muss man wirklich mit fast allem rechnen … 🙂

Auf in den Kampf

Das Jahr 2016 ist in wenigen Stunden vorbei. Mein ganz persönliches Fazit ist nicht nur durchzogen – es ist eigentlich so, dass ich die Jahresagenda anzünden und in den Wind streuen kann. Soviel zum Vergangenen.

Nun käme ja eigentlich der Teil, in welchem man sich auf die Zukunft freut. In den sozialen Medien liest man überall, dass 2017 nur besser werden kann. Ist das so? Ich bin mal vorsichtig und sage: Wir werden sehen…

Der Göttergatte sagt immer: „Wenn man mal ganz unten ist, dann kann es nur noch bergauf gehen.“ Ja, recht hat er. Es sei denn, man bleibt liegen – und das wollen wir nicht. Ich mag den Spruch: „Am Ende wir alles gut – und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.“

Ich fasse keine Vorsätze – ich habe auch keine klaren Ziele. Ich werde Tag für Tag nehmen und weiss, dass 2017 ein harter Kampf wird. Eigentlich sind wir eine extrem kämpferische Familie. Die Schwierigkeit in diesem Fall ist, dass wir unseren Gegner nicht wirklich kennen. Schliesslich hat er sich – fies und hinterlistig – durch die Hintertür reingeschlichen und versteckt sich derart gut, dass man ihn nicht greifen kann. Wie kämpft man gegen etwas, das sich dem Kampf nicht stellt? Schattenboxen!? Ja, so ähnlich fühlt es sich an.

Jetzt hab ichs: BOXEN ist das Stichwort. Ich werde mich im 2017 zusammen mit meinem Göttergatten und unseren Kindern durchboxen. Und ich bin froh, dass ihr alle da draussen – Familie, Freunde, Bekannte, Leserinnen-/ und Leser und Begleiter – am Ring in unserer Ecke steht und uns helft, immer wieder aufzustehen, wenn wir wieder einen Schlag kassieren.

Ich wünsche jedem einzelnen von euch für 2017 gute Gesundheit, Zufriedenheit, Kraft, Mut, Zuversicht und Energie. Nur, wer selber mit sich im Reinen ist, kann auch für andere da sein. In diesem Sinne: Tragt Sorge zu euch und vergesst nicht, zwischendurch mal eure Lieben in die Arme zu nehmen. Gemeinsam stark – auf in den Kampf!

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