von süss bis ungeniessbar

Und dann kam Max

Meine treuen Leserinnen und Leser wissen, was ich am 18. Januar verloren habe:
Meinen Göttergatten.
Wenn ich mir bewusst mache, was ich an ihm alles verloren habe, dann wird es richtig heftig:

Er war mein bester Freund, bestriechender Mann, intelligentester Diskussionspartner, klarster Kritiker, sanftester Bär, Fels in der Brandung, wunderbarster Umarmer, grösster Schalk, kompliziertester Denker, hilfsbereitester Gango, weltbester Koch, flexibelster Urlaubsbegleiter und kreativster Chaot. Er war eigentlich all das, was ich mir als Jugendliche von einem Mann gewünscht habe – so einfach ist das.

Und jetzt, mit 58 Jahren weiss ich, dass es einen solchen Menschen kein zweites mal gibt. Nicht einmal ansatzweise!

Wenn ich mich einmal um mich selber drehe und so schaue, was da draussen alles so an Partnerwechseln im Laufe der Jahre passiert sind, dann frage ich mich: WIE MACHT MAN DAS?

Ich habe vor mehreren Jahrzehnten aufgehört, mich um die Männerwelt da draussen zu kümmern. Ich hatte meinen Platz gefunden. Ergo: Selbst wenn ich einen neuen Partner möchte, ich wüsste nicht, wie man das heute anstellt. Geht eine Frau mit 58 alleine auf die freie Wildbahn, läuft sie höchstens Gefahr, dumm angemacht zu werden. Und darin bin ich sauschlecht – da werde ich nämlich ziemlich unnett!!

Inzwischen habe ich mich von verschiednen Seiten darüber aufklären lassen, dass man in meinem Alter und mit meinen Ansprüchen besser auf den gängigen Partnerschaftsplattformen suchen würde. Aha!!! Und wie macht man sowas??? Ich habe den Göttergatten noch live und in Farbe kennengelernt und KABOOM war ich verliebt in ihn. So quasi vom Blitz getroffen oder so …

Okay, jetzt kommts: Ich wollte wissen, wie diese Plattformen funktionieren. NEIN, ich suche keinen neuen Partner, möchte aber wissen, wie das heute läuft. Also habe ich mich auf den 7 seriösesten Plattformen (gemäss einer Studie) für 24 Stunden angemeldet, um zu sehen, wie das so läuft. WOW – was für eine Erfahrung.

Ich war echt froh, als ich meinen 24-Stunden-Test beenden konnte. Ich habe im Leben noch nie so oft den „BLOCKIEREN“-Button gedrückt, wie in diesen 24 Stunden. Und dabei hatte ich mir auf allen Plattformen die Mühe gemacht, mein Profil ehrlich und detailliert zu verfassen. Also KEIN Fake und auch keine Lügen.

„Du bisch e de e Härzigi“. (Max, 63jährig)
„Kannscht du kochen?“. (Sebi, 68jährig)
„Ich möchte dich gärn kenenlernen.“ (Erich, 53jährig)
„Ich bin atracktiv und suche genau dich.“ (Fredu, 57jährig)

Fazit meines Tests:

Die guten Kandidaten sind VERheiratet, VERliebt, VERgeben oder VERstorben. Auf den Plattformen tummeln sich die einsamen Herzen mit einem Zuckerguss an Eigenschaften, die mir die Haare zu Berge haben stehen lassen. Nein, nicht einmal vielleicht möchte ich mit einem dieser Herren – die sich selber meistens als attraktiv bezeichnen – einen Kaffee trinken gehen. Und bei Max wusste ich nicht einmal genau, wohin die Zähne in seinem Mund alle gehören (vermutlich geklaut).

Gelobt sei mir die echte Welt und auch wenn der Göttergatte meinte, ich dürfe und solle im Leben nicht alleine bleiben, dann müsste er sich schon sehr bemühen, mir einen valablen Kandidaten von der Venus runterzuwerfen.

P.S.: Zum Glück habe ich jetzt einen Thermomix. Bestimmt schaffe ich es, mir einen zu backen – allemal besser, als die Typen auf den Plattformen.

Was denn nun?

Das mit der Trauer, das ist so eine Sache. An manchen Tagen könnte ich Bäume ausreissen und lache viel, an anderen fühle ich mich überfahren und könnte nur heulen. Glücklicherweise sind die guten Tage klar in der Überzahl. Aber ich komme manchmal bei meinem Gefühlschaos selber nicht hinterher. Wie soll es da meine Aussenwelt verstehen?

„Ich sehe, Du lachst sehr viel. Dann geht es Dir also wieder gut?“

Ja, es geht mir gut. Das bedeutet aber nicht, dass die Trauer vorbei ist – sie hat nämlich kein Ablaufdatum und ist nach einer fast 40-jährigen Beziehung auch nie vorbei. Nur weil man wieder lacht, heisst das nicht, dass man aufgehört hat, zu trauern.

„Oh, warum weinst Du – es ging Dir doch in letzter Zeit wieder gut?“

Weil ich traurig bin, dass mein Göttergatte nicht mehr da ist. Und weil ich vermutlich auch für den Rest meines Lebens trauern werde. Das heisst aber nicht, dass ich deswegen nur noch weinen werde. Das will ich nicht und das hätte er nicht gewollt. Aber es gibt Tage, da ist das Tränenfass so voll, dass es einfach überläuft. Deswegen ist man aber nicht wieder am Anfang der Trauer. Man ist auf dem Weg! Notabene ein Weg, der hoch und runter geht und bei dem niemand weiss, wohin er einen führt.

Jeder Trauerweg sieht anders aus und es ist deshalb auch weder zu früh, zu spät, oder zu falsch, wenn man lacht oder weint oder manchmal auch beides im Wechsel am selben Tag. Es ist ein ziemliches Chaos in der Seele und im Kopf.

Ich stelle mir das in etwa so vor, als ob man ein grosses Loch im Herzen zu füllen versucht, indem man verzweifelt Backpulver, Zucker, Mehl, Milch und Eier reinmixt. Es gibt Tage, da fühlt sich das Loch mit dem Kuchen drin ganz okay an. An anderen Tagen war es zuviel Backpulver und die ganze Herzgeschichte explodiert. Oder man erwischt schlechte Eier und es stinkt zum Himmel. Oder bei zuviel Milch läuft es einfach durch das Loch durch und es ändert rein gar nichts am Zustand!

Und wer jetzt denkt: Hat sie nun endgültig einen an der Waffel?
Jap, manchmal habe ich das wirklich. Das Chaos im Herzen und im Kopf ist tatsächlich nicht immer einfach zu durchschauen und muss für Aussenstehende oft einfach unverständlich sein. Aber ich komme klar! Und ich hoffe, dass ihr das auch tut.

Wenn nicht, einfach fragen. An guten Tagen kann ich den aktuellen Gemütszustand sogar definieren.

Hello Beast

Hey Mick

Gestern ist in unserem Dorf das grosse Feuerwerk der Freunde des Feuerwerks gestiegen. Du hast es geliebt. Immer, wenn wir nicht im Ausland waren, hast Du staunend gefilmt und fotografiert, was die Sprengmeister da in den Himmel geschickt haben.

Weil ich weiss, wie sehr Du das geliebt hast, war gestern dieses Feuerwerk Pflicht. Selbst unsere Kleinsten haben mit uns bis um 22.00 ausgeharrt und wir sind hoch zum Abschussplatz gepilgert.

Vorgängig durfte ich aber am Nachmittag schon zu Deinen Ehren das grösste der Geschosse selber für Dich abfüllen. Mit einer Widmung drauf: „Bis zur Venus!“

Das war Deine, Mick. The Beast! Passender geht nicht, wie ich finde. Und ich habe da ganz schön Kilos reingehoben. Ich wusste vom Sprengmeister, wann unser Gruss an Dich in den Himmel geschossen werden würde – ergo konnte ich ein Bild schiessen. Für alle, die es nicht selber gesehen haben:

Das war Deine – die Schönste überhaupt, wie unsere Enkelin fand! „Im Leben habe ich noch nie eine schönere Rakete gesehen“, hat sie geschwärmt.

Und wir hoffen, dass Du sie bis zur Venus sehen konntest und wir Dir damit eine Freude machen konnten.
Im Herzen hat es mich fast zerrissen, aber ich habe mich unglaublich über das schöne Feuerwerk gefreut.

Das sind jene Tage, an denen Du noch mehr fehlst, als Du es ohnehin schon tust.

Ich liebe Dich,
bis zur Venus und zurück.

Nominiert für den Nobelpreis …

… oder mindestens für ein mittelgrosses Wunder.

Ich habe einen Zopf gebacken!

Wie, das ist nichts besonderes??? Ist es wohl. Alle, die mich kennen wissen, dass ich NIE gebacken habe. Das hat immer mein Göttergatte gemacht. Und er war der ultimative Zopfbäcker.

In den letzten Monaten haben mir alle die Ohren vollgeschwärmt vom ultimativen Küchenhelfer Thermomix Tm7. „Damit kannst sogar Du einen Zopf backen“, haben sie gesagt. Also habe ich mich durchgerungen und diese Wundermaschine bestellt. Zuerst habe ich sie aber ein paar Tage im Gästezimmer schmoren lassen. Mir war nicht nach dem Aufbau eines Küchengeräts. Also eigentlich hatte ich ohnehin keinen Bock auf ein Küchengerät. Ich werde nie verstehen, warum es Frauen gibt, die bei Küchengeräten ins Schwärmen geraten. Ich meine: Es sind Küchengeräte, keine Schuhe!!!!

Dank meiner Buddy Manu habe ich heute das Gerät in Betrieb genommen. Gemeinsam haben wir den Hochleistungscomputer mit Topf positioniert und installiert – man braucht fast ein Hochschulstudium, um dieses Ding zu kapieren.

Aber, jetzt kommts: Ich habe meine Feuertaufe mit meinem Angstgegner bestanden: Der ZOPF!

Die Maschine sagt mir, was ich reinschmeissen muss …. und dann knetet sie.

Ich rolle danach den Teig – unter dem strengen Auge von Manu.

Bei der Masterdisziplin des zweistrangigen Zopfs brauche ich Hilfe … ich laufe Gefahr, mich zu verknoten …

Und so kommt das Prachtstück lecker duftend aus dem Ofen. Ich kann es nicht glauben. Mein erster, selbstgebackener Zopf. Der Göttergatte wäre so stolz auf mich!

Ich schneide ihn so demütig an, als ob ich gerade den Weltfrieden herstellen würde – gespannt, ob das Ding auch schmeckt.

Und wie es schmeckt. Ein absolut gelungener Zopf – und ich bin stolz, als ob ich weiss der Herr was erschaffen hätte!

Es sind die kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen.

Mick, ich hoffe, dass wenigstens der Duft bis zur Venus hochgestiegen ist …

Sardische Tücken

Ich gehöre zu jenen Menschen, welche die Zeichen in der Natur nicht einmal sehen, wenn sie mir auf die Füsse fallen. Leider …
Das ist bestimmt auch der Grund, warum ich nie Glücksklee oder einen Stein mit der Form eines Herzens finde. Meine Enkelin ist da anders. Sie sieht ALLES, was ich gerne einmal finden würde.

Die Sache mit den Herzsteinen habe ich ihr im Urlaub in Sardinien auf dem Liegestuhl erzählt. Und was hat das goldige Menschenkind getan? Sie ist den Strand abgelaufen auf der Suche nach Herzen und hat mir tatsächlich Herzen gebracht. Mir ist das Herz aufgegangen und ich wollte diese wunderbaren Zeichen mit nach Hause nehmen.

Wollte …

Das Sicherheitspersonal am Flughafen hat mir einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie haben beim Durchleuchten des Gepäcks die beiden Steine entdeckt. Es ist ja auch nicht so, dass ich sie verstecken wollte – ich hatte nämlich nicht einmal ansatzweise auf dem Schirm, dass man Steine nicht ausführen darf. Ich weiss, dass man keine Muscheln oder Meeresbewohner transportieren darf, logisch. Aber Steine?????

Nun, man hat mich also ins Sicherheitsbüro zitiert, mein Gepäck abgesucht und mir meine Herzen weggenommen mit dem Kommentar, dass das normalerweise 1000 Euro Bussgeld kostet. Echt jetzt??? Mein Schwiegersohn hat den ziemlich überengagierten Sicherheitsleuten erklärt, dass meine Enkeltochter diese Herzen für mich gefunden hat und wir das nicht wussten. Und nur deswegen musste ich die Busse nicht bezahlen.

Und als ob das nicht schon genug wäre, haben die Sicherheitsbeamten auch gleich noch das Meerglas (Scherben, die vom Meer durch den Wellengang zu runden schmucken Stückchen gemacht werden) aus dem Koffer meiner Tochter gefischt. Ebenfalls etwas, was die Enkeltochter mühsam gesammelt hat. Glas! Aus dem Meer! Notabene Glas, das da nicht hingehört …!
Und auch da wären wieder die 1000 Euro Bussgeld fällig gewesen, wenn der Schwiegersohn nicht gut hätte erklären können.

Meine Güte, was für ein Theater! Dann wurde ich noch abgegrabscht und man wollte von uns wissen, wieviel Geld wir dabei hätten. Ihr glaubt ja gar nicht, wie gerne ich provokant gesagt hätte, es seien so um die zwei Millionen Euro. Aber ich habe die Klappe gehalten und bin brav geblieben, was mir weiss Gott schwergefallen ist. Das Problem ist halt nur, dass die Italiener – wenn sie einmal sauer sind – einen bis auf die Unterhosen ausziehen können und man dann nie nach Hause kommt.

P.S.: Dass man auf der sardischen Insel aber für jeden Mückenschiss inzwischen ein Vermögen bezahlt, das finden die Sarden total in Ordnung. Hach, die Logiken dieser Welt …

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