von süss bis ungeniessbar

Älter werden …

… ist nichts für Feiglinge.

Wir drei Damen vom Grill sind wieder einmal on tour. Und wie fast immer, tun wir dies grösstenteils zu Fuss. Diesmal machen wir wieder einmal Palma City unsicher. Was wir aber an Unterscheid merken:

Die eine hat Schmerzen in den Füssen und Knien, die andere fühlt sich schlapp und kraftlos weil sie die Klimaanlage nicht verträgt und die Dritte hat Hüftschmerzen und der Rücken tut weh.

Ernsthaft jetzt? Wir sind keine 80ig. Notabene kenne ich äusserst fitte 80ig-Jährige (namens Mama und Papa), die einiges weniger jammern. Meine Güte, was ist bloss mit uns los? Entweder brauchen wir alle eine Physiotherapie oder wir haben das Powershopping in letzter Zeit zu wenig geübt. Ab 10’000 Schritten wird es in meinem Fall fast ein bisschen brenzlig, zumal dann womöglich noch Einkaufstaschen zusätzlich Gewicht auf meine ohnehin schon lädiertes Skelett geben.

L U X U S P R O B L E M E !!!!!

Ganz genau, aber wir merken tatsächlich, dass wir mit U60 und knappen Ü60 nicht mehr in der Liga der joggenden Sightseeing Touristen mit dabei sind. Gegen Abend sehen wir eher der schleichenden Altersheim-Community ähnlich. Da kann es durchaus schon mal passieren, dass wir auch im wunderschönen Palma um 20 Uhr im Bett liegen und die Glotze einschalten. Meine Güte: Wo sind denn wir gelandet?

Zugegeben: Gemeinsam mit den Girls gehen sich tausende von Schritten um einiges einfacher, zumal wir uns dabei regelmässig schlapp lachen – über alles und jede-/n. Und wir besichtigen Gemäuer, Häuser, Gassen, Schiffe und das Meer, ohne dass es langweilig wird. Mal mit mehr, mal mit weniger Geächze. Aber ein bisschen „Autsch“ und „Kneiff“ ist immer dabei.

Jup, älter werden ist tatsächlich nichts für Feiglinge. Die Apotheke ist gleich um die Ecke beim Hotel und im Moment lachen wir noch über unsere „Brästeli“, obwohl wir eigentlich doch lieber ein paar Jährchen fitter wären.

Aber hey: Die drei vom Grill lassen sich nicht so einfach unterkriegen. Solange wir noch gehen können, wird weitergereist – es gibt noch viele schöne Orte, die vor uns nicht sicher sind!

P.S.: Wer wissen möchte, wo man in Palma überall pinkeln kann – auch darüber können wir bestens Auskunft geben …

Der Anfang vom Ende

Ein Jahr genau ist es her, als wir erfahren haben, was wir in über acht Jahren Leben auf dem Onkoplaneten befürchtet hatten: Der Krebs hatte beim Göttergatten in die Knochen gestreut.

Die vorgängig ständig stärker werdenden Schmerzen hatten uns bereits auf Alarmbereitschaft gestellt und die Bildgebung hat uns genau vor einem Jahr vor die bittere Tatsache gestellt, dass das Krabbenvieh nun offenbar auf Siegeskurs durch den Körper meines Göttergatten unterwegs war. Wir hatten in all den Jahren viele Befunde vor uns gehabt, bei denen wir wussten, dass es eng werden würde. Beim Befund vor einem Jahr war mir aber klar, dass es unsere letzte Kampfrunde im Ring gegen dieses Vieh werden würde.

Es war auch der erste Befund, bei welchem der Göttergatte spürte, dass sein Optimismus und sein unbändiger Lebenswille nicht mehr reichen würden. Die Schmerzen, die der Krebs in den Knochen verursachte, konnte er nicht mehr wegdrücken. Die Bestrahlung lief ins Leere und die Medikamente verursachten nur noch Nebenwirkungen. Von Wirkung konnte keine Rede mehr sein.

Trotz allem hat er mit aller Kraft noch einmal versucht, mit allen medizinischen Registern das Steuer rumzureissen. Und: Wir sind noch einmal zusammen nach Hamburg geflogen. Bewusst und im Wissen, dass das wohl unsere letzte Reise sein würde.

All dies und die Tatsache, dass es abends immer früh dunkel ist und dass man draussen nicht mehr einfach so auf Menschen trifft, machen die aktuelle und kommende Zeit bis zum ersten Todestag NICHT zu meiner Lieblingszeit.

Ich kann es wohl handeln … und ich knicke auch nicht ein, aber es ist einfacher, bei Sonnenschein und Vogelzwitschern den Kopf über Wasser zu halten, als gerade jetzt. Und der ständige Nebel ist auch kein helfender Begleiter. Gar nicht!

Aber: Ich klopfe mir trotzt allem stolz auf die Schulter und muss sagen, dass ich finde, dass meine Lebenseinstellung und meine innere Stärke mir wunderbar durch die letzten 10 Monaten geholfen haben. Und ich werde auch künftig nicht aufhören, das Leben jeden Tag zu geniessen.

Wer sich also bis heute nicht mit dem Tod befasst hat – vor allem mit der eigenen Endlichkeit, dem kann ich nur empfehlen, das einmal gründlich zu machen. Es lebt sich nämlich danach viel leichter.

Deshalb schliesse ich auch in zwei Wochen meine Ausbildung zur Trauerbegleiterin ab – es geht vieles einfacher, wenn man die Augen vor der Tatsache nicht verschliesst, dass wir ALLE einmal gehen.

Manchen früher, andere später – aber es bleibt keiner!

Nochmal 50ig sein …

… wäre einfach genial.

Oder doch nicht?

Meine liebe Seelenbuddy Manu hat dieses Foto von mir am Wochenende gemacht. Ich hatte selten mehr Reaktionen auf ein Bild, als auf dieses. Und ich mag das Bild auch. Es zeigt mich – so, wie ich eben bin. Mit 58 Jahren und mit beiden Beinen fest im Leben. Mit all den Spuren im Gesicht, die alle Jahre eben hinterlassen haben. Ohne Filter, ohne Botox, ohne Hyaluron. Einfach ich.

Und dann wird mir bewusst: Ach Du grüne Neune – noch zwei Jahre und ich werde 60ig. Das macht mir doch ein klitzekleines bisschen Stress. Wenn es super läuft, habe ich noch 20 Jahre. Wenn nicht, dann sind es weniger. Wow – was mache ich mit dieser kurzen Zeit noch Schlaues?

Eigentlich wäre es cool, nochmal 50ig zu sein. Das gäbe mir etwas mehr Luft, um all das noch zu tun, was ich noch tun möchte. Und dann wird mir aber bewusst: Mit 50ig war ich mitten im Onkostrudel mit meinem Göttergatten und ich dachte, ich würde das nicht überleben. Möchte ich das wirklich noch einmal? Nein, eher nicht. Aber die 50ig ohne das ganze Drumherum mit dem Krebs, das wäre schon cool.

Vielleicht habe ich dieses unbändige Gefühl, die Zeit 8 Jahre zurückdrehen zu wollen, weil es sich manchmal so ein bisschen anfühlt, als ob das Leben mir 8 Jahre gestohlen hätte. Totaler Blödsinn, selbstverständlich! Aber ich habe halt von 2016 – 2025 immer mit der Angst im Nacken und dem Druck auf der Brust gelebt. Zwar hervorragend organisiert und mit meinem heldenhaften Göttergatten an der Seite. Aber eben nie ohne Angst.

Und wer hat schon das perfekte Leben? Keiner! Und ich bin unfassbar dankbar für alles, was ich erlebt habe und was mich zu der Frau gemacht hat, die ich heute bin. Mal mit mehr Energie, mal mit gezogenem Stecker und auf Sparflamme.

Ich würde trotzdem ganz gerne vakuumieren, wie es gerade ist – und die Zeit für eine Weile anhalten. Es fühlt sich gerade alles sehr schnell an. Und ich möchte mich nicht von noch mehr geliebten Menschen verabschieden. Also bitte gerne einmal kurz die STOPP-Taste drücken.

Danke 🙂

Deine Porsche-Rallye

Hey Mick

Deine Kollegen aus dem „Club der angefressenen Porschefahrer“ haben sich einmal mehr auf eine Rallye begeben. Letztes Jahr warst Du noch Teil der Truppe – und wir haben immer Dein Auto stolz mit dem Rallye-Kleber versehen. Du hast gezielt, ich geklebt. Gutes Teamwork!

In diesem Jahr bist Du nicht mehr dabei, deshalb konnten wir den neuen Kleber nicht auf Deiner Rennmaschine montieren. So hätte es aussehen könnnen:

Ich weiss, dass Du mitfährst, auf irgendeine Weise.

Aber Deine Porschefreunde haben Nägel mit Köpfen (oder Kleber mit Köpfen) machen lassen und haben Dich auf diese Weise mitgenommen:

Ich habe die Posts auf Instagram entdeckt und losgeheult. Wie sehr Du geschätzt wurdest und wie gerne Dich all diese Menschen da draussen hatten, das hast Du irgendwie nie wirklich begriffen. Und ich bin so stolz, dass sie Dich nicht einfach vergessen haben.

Ich hoffe, Du bist bei jeder Kurve mit dabei und passt auf Deine Freunde auf.

Du warst und bist der Beste.

Für immer!

Für meine beiden Kleinsten

Was wäre ich, ohne meine beiden Enkelkinder? Ganz schön traurig und soviel weniger aktiv. Sie sind einfach auf diesem Planeten die besseren Menschen …

Sie sind unvoreingenommen und haben eine reine Sicht auf die Welt. Sie sind neugierig und offen und nehmen deshalb alles dankend an, was sie lernen können. Vorurteile kennen sie nicht und das haben sie uns als grosse Gabe voraus.

Sie haben eine bemerkenswerte Fähigkeit zur Empathie. Sie spüren intuitiv in schwierigen Situationen den Drang, zu helfen. Wie schön wäre es, wenn das alle hätten! Die emotionale Intelligenz von Kindern ist ein wertvolles Gut, welches ich jeden Tag aufs neue bewundern darf. Und ich bin dankbar, dass meine Tochter und ihr Partner den Kleinen dieses Gut nicht auf Gedeih und Verderben abtrainieren wollen. Es werden schon genug verkorkste Zwerge von noch viel verkorksteren Eltern grossgezogen.

Kinder haben einen natürlichen Sinn für Gerechtigkeit. Sie bemerken Ungerechtigkeiten nicht nur, sie benennen sie auch lautstark. Sie lassen sich den unerschütterlichen Glauben daran, dass damit alles besser wird, nicht einfach nehmen. Leider wird ihnen das aber viel zu früh schon abtrainiert. Denn laut auf Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen, kann schon mal ungemütlich sein und Probleme heraufbeschwören. Und wie wird es so schön gesagt? Vor der eigenen Türe kehren oder sich bloss nicht einmischen, das gibt nur Ärger. Da lernen meine beiden Kleinsten bei mir aber ganz etwas anderes. Und schon meine Kinder haben das anders gelernt – nicht selten zum Ärger der Lehrer, die ungern auf ihre Defizite in Sachen Gerechtigkeit aufmerksam gemacht wurden. Elterngespräche waren jene Gespräche, bei welchen ich den „Vorbildern“ gerne mal ins Gesicht gegrinst und gesagt habe, dass ich finde, mein Kinder machen das ganz wunderbar!

Kinder können sich über die simpelsten kleinen Wunder des Lebens freuen – oder wann habt ihr euch das letzte mal über eine Stunde auf dem Eis mit Schlittschuhen an den Füssen gefreut wie eine Schneekönigin?

Immer, wenn ich in die strahlenden Augen meiner Enkelkinder schaue, weil sie mich nach langem (so um die 12 Stunden) wiedersehen, dann denke ich: Wie wunderbar ist die Welt, wenn man sie mit Kinderaugen sieht. Und wenn diese kleinen Menschen mir ihre Geschichten erzählen, dann denke ich: Warum nochmal machen wir eigentlich das Leben so unfassbar kompliziert. Es könnte mit etwas Fantasie, einer Prise Humor und ganz viel Strahlen im Gesicht so verdammt einfach sein.

Kinder halten uns nicht nur regelmässig den Spiegel vor, sie zeigen uns auch immer wieder die wirklich wichtigen Werte des Lebens – und wir täten gut daran, von ihnen zu lernen, anstatt sie möglichst schnell angepasst werden zu lassen.

Ein Hoch auf die Kinder dieser Welt – ganz besonders auf meine beiden kleinen Wilden, die selbstverständlich mit Abstand die besten sind.

#Grosiliebe

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