von süss bis ungeniessbar

Reblog – Ich glaub, mich laust der Affe

Da fahr ich heute im Auto von der Arbeit nach Hause und höre im Radio in den Nachrichten die Tagesmeldung schlechthin. Also, eigentlich dachte ich ja erst, dass es sich dabei um einen schlechten Witz handeln muss, aber ich hab zu Hause sofort die Onlinenews gelesen und: Nein, es ist nur schlecht, aber leider kein Witz…

Folgendes: In der katholischen Kirche gilt der Schwangerschaftsabbruch immer schon als verabscheuungswürdiges Verbrechen. Das weiss vermutlich jeder – für mich ein Grund mehr, diese Religion als total verabscheuungswürdig anzusehen. Und nun kommt die Tagesnachricht…

…Papst Franziskus erlaubt im bevorstehenden heiligen Jahr (2016) seinen Priestern, Abtreibungen zu vergeben. Allerdings tut er dies nur auf Zeit und auch nur, weil 2016 das heilige Jahr ist. Während dieser Zeit dürfen Frauen, welche abgetrieben haben, in der katholischen Kirche um Vergebung für diese Tat bitten. Per Brief hat der Papst weltweit allen Priestern die Vollmacht erteilt, diesen Frauen die Absolution zu erteilen…

Ich muss mich mal kurz sammeln, um nicht zu explodieren. Wie zum Geier kommt dieser Mann und seine fragwürdige Religion darauf, Frauen als „Täterinnen“ zu bezeichnen, die diesen Schritt gemacht haben. Ist es nicht das gute Recht jeder Frau, über sich, ihren Bauch und ihr Leben selber zu entscheiden. Jede Frau hat doch ihren eigenen, sehr persönlichen und bestimmt triftigen Grund, ein Abtreibung machen zu lassen. Man nehme als Beispiel nur schon mal eine Frau, welche vergewaltigt wurde und dadurch plötzlich mit der Belastung einer Schwangerschaft infolge dieser Tat konfrontiert wird. Dann ist diese Frau also eine „Täterin“, wenn sie diese Schwangerschaft abbricht – gemäss katholischer Kirche, wohlverstanden. Und nun darf sie also 2016 um Vergebung bitten für ihre Tat. Aha! Und der Erzeuger? Muss der auch irgendwo um Vergebung bitten, oder ist der gemäss der Kirche sowieso aus dem Schneider? Da kommt mir ja die Galle hoch!

Ich stand zum Glück niemals vor der folgenschweren Entscheidung einer Abtreibung. Ich bin mir aber sicher, dass keine Frau so etwas leichtfertig entscheidet und einen guten Grund dafür hat (oder sogar mehrere gute Gründe). Braucht es da dann wirklich eine katholische Kirche, die nun die Absolution in einem begrenzten Zeithorizont für diese Täterinnen erteilt? Und all die Priester, welche unter dem Deckmantel der Kirche hinter kleinen Jungs her sind oder im vermeintlich geschützten Rahmen sexuelle Übergriffe vornehmen, weil sie ihre unterdrückten Triebe nicht im Griff haben … was ist mit denen? Schreibt der gute Papst da auch einen Brief an alle Priester, dass diese Täter während einer begrenzten Zeit um Vergebung bitten und sich Absolution erhoffen dürfen. Ach ja, und danach dürfen sie sich bei den Opfern entschuldigen, um anschliessend hoffentlich umgehend im Gefängnis zu verschwinden!

Ich bin bei dieser Nachricht beinahe versehentlich auf die Bremsen gestiegen, weil ich mir echt nicht sicher war, ob ich halluziniere, oder ob ein bescheidener Scherz über den Äther kommt. Wie gut, dass ich diesem menschenverachtenden und verlogenen Verein schon lange nicht mehr angehöre. Ich kann nur noch den Kopf schütteln…

Valentinstag

Nun bin ich tatsächlich 48-jährig, und wusste nicht, woher der Valentinstag eigentlich kommt. Bis heute! Und jetzt finde ich ihn noch viel bescheuerter, als vorher. Wisst ihr, woher dieser Tag kommt?

Also: Die Tradition des Valentinstags wird heute zumeist auf die Überlieferung von Bischof Valentin von Rom bzw. Valentin von Terni zurückgeführt, die als christliche Märtyrer starben. Mehrer Orte in Deutschland haben eine Reliquie des heiligen Valentin.
Valentin von Rom soll als einfacher Priester Liebespaare trotz des Verbots durch Kaiser Claudius II. nach christlichem Ritus getraut haben. Dabei soll er den verheirateten Paaren auch Blumen aus seinem Garten geschenkt haben. Die Ehen, die von ihm geschlossen wruden, standen der Überlieferung nach unter einem guten Stern. Auf Befehl des Kaisers Claudius II. wurde er am 14. Februar 269 wegen seines christlichen Glaubens enthauptet.
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Und die Welt dreht sich weiter…

…auch wenn es unmöglich scheint.

Der Tag nach den Attentaten in Paris – eigentlich sollte ob der Tragik die Welt stillstehen. Sie tut es aber nicht. Man schaltet den Fernseher ein und alle sprechen über die Tragödie. Auf sämtlichen Radiokanälen wird Paris thematisiert und an den Stammtischen gibt es auch keinen Grund für Spässchen. Weiterlesen

Was macht Beda Stadler?

Ich habe 2015 mit Beda Stadler ein Interview machen dürfen. Seit die Debatten um die Impfplicht wieder entbrannt sind, ist Beda Stadler wieder in aller Munde. Und unser Interview aktueller denn je. Als grosser Fan von Beda schalte ich deshalb unsere Interview 4 Jahre später noch einmal auf:

 

Beda Martin Stadler (65) ist emeritierter Professor und ehemaliger Direktor des Instituts für Immunologie der Universität Bern. Sein Gebiet ist die Grundlagenforschung im Gebiet der Allergologie und Autoimmunität und die angewandte Forschung zur Herstellung von rekominanten humanen oder künstlichen Antikörpern und Impfstoffen für die Therapie. Er gilt als grosser Kritiker der Alternativmedizin und ist gleichzeitig sehr religionskritisch.

 

Beda Stadler, als Professor „im Ruhestand“ und ehemaliger Direktor des Instituts für Immunologie der Uni Bern sind Sie ein überdurchschnittlich gescheites „Haus“. Verstehen Herr und Frau Schweizer, wenn Sie in der Alltagsssprache à la Stadler sprechen?

Der Fachjargon ist tatsächlich ein Problem. Es ist verlockend, sein Unwissen dahinter zu verstecken. Anfänglich war es ziemlich anstrengend, nur Worte zu gebrauchen, die von allen verstanden werden. Da es keine dummen Fragen gibt, sondern nur dumme Antworten, lag es somit an mir, die Situation zu verändern. Letztlich hat mir das aber sogar bei den Vorlesungen geholfen. Versteht ein Student etwas nicht, liegt das Problem beim Dozenten, nicht beim Studenten. Dies gilt allerdings nur für rationale Fragen, nicht für Glaubensfragen.

Aufgefallen sind Sie immer wieder durch Ihre Kolumnen mit bissigen Seitenhieben gegen die Alternativmedizin. Provozieren Sie gerne?

Die Provokation ist die schnellste Art und Weise, etwas auf den Punkt zu bringen. Zudem bin ich ungeduldig und betrachte mich als Selbstverteidiger. Ich habe nicht die Nerven, mir stundenlang den Stuss anderer Leute anzuhören. Wollte ich mir das antun, würde ich dafür in eine Kirche gehen. Jeder hat das Recht, noch so absurdes Zeug zu glauben, aber niemand hat das Recht, mir seinen Glauben aufschwatzen zu wollen. Ganz nach dem Motto: Bete nicht in meiner Schule, dafür denke ich nicht in deiner Kirche! Ich muss allerdings zugeben, dass es mir Spass macht, mich über alle Formen von Aberglauben – sei es Bio, Alternativmedizin, Esoterik oder Religion – lustig zu machen.

Denken Sie, dass Aufkärung im Bereich der Medizin eine gewisse Provokation braucht, damit der Mensch von heute zuhört?

Ich glaube nicht, dass es die Provokation braucht. Man sollte aber unterhaltend und wahrhaftig sein. Leider wirkt diese Haltung für die meisten Menschen bereits wie eine Provokation. Viele Wissenschaftler verwechseln seriöse Information mit Langeweile. Es gibt meiner Meinung nach kein Recht, einen anderen Menschen zu langweilen und ihm damit Zeit zu stehlen. Viele Dinge, die ich vor Jahren sagte, waren einst eine Provokation. Heute regt sich niemand mehr auf, sie sind ein Teil des Zeitgeistes und keine Provokation mehr. Die Aufklärung wird letztlich siegen, schliesslich haben die Hexenverbrennungen bei uns abgenommen.

Was sagen Sie, wenn Ihnen ein missionierender Homöopath erklärt, dass er auch Krebs mit seinen Kügelchen heilen kann?

Würde ein Homöopath in meiner Gegenwart so was behaupten, würde ich ihn bitten, mir dies schriftlich zu geben. Danach würde ich ihn für seine menschenverachtende Haltung vor Gericht ziehen – in der Hoffnung, dass er viel Geld verliert oder eine Zeit lang ins Gefängnis wandert. Übrigens habe ich in den letzten Jahren viele Homöopathen kennen gelernt. Darunter war kein einziger, von dem ich den Eindruck hatte, er würde irgend etwas davon glauben, was seine Anhänger herumerzählen. Ich habe auch noch nie eine Frau kennengelernt, die mit Kügelchen eine Schwangerschaft verhindern will. Wenn’s drauf ankommt, scheint die Homöopathie intuitiv nicht zu wirken…
Als ich einmal sagte, Homöopathen hätten nicht alle Tassen im Schrank, hat mir ein Homöopath zwei Tassen gesandt. Das war übrigens bislang der einzige Homöopath, der ein wenig Humor gezeigt hat. Leider waren die beiden Tassen so potthässlich, dass ich sie gleich wegschmeissen musste – und somit am Humor selbst dieses Homöopathen zweifelte.

Weibeln Sie für die Präimplantationsdiagnostik oder lehnen Sie sich zurück und überlassen das der New Generation?

Es ist eine Katastrophe, dass sich derzeit fast niemand für die Präimplantationsdiagnostik einsetzt. Ich hoffe, ich erhalte noch irgendwo eine Gelegenheit, etwas dafür zu tun. Leider gibt es für solche wichtigen, humanistischen Anliegen einfach keine Lobby. Es ist schade, dass viele rationale Menschen sich von der Politik fernhalten, aber es ist verständlich.

Sind Sie mit den Jahren ruhiger geworden, oder können Sie sich immer noch so wunderbar aufregen, wenn die Alternativmediziner die Studien der Schulmedizin einfach so im Vorbeigehen über den Haufen werfen wollen?

Ich rege mich etwas weniger auf. Das hat aber nichts mit meinem Alter zu tun, sondern mit der Tatsache, dass Alternativmediziner in meiner Gegenwart etwas vorsichtiger geworden sind. Schliesslich ist es ihnen gelungen, ihre Placebos in unserer Verfassung zu verankern. Wir sind das einzige Land auf diesem Planeten, das einen solchen Unfug in der Verfassung hat. Dies ist aber dermassen lukrativ für die Alternativmediziner, das sie etwas kleinlauter wurden, um ihre Pfründe zu schützen. Zudem beobachte ich eine Kehrtwende bei den Studenten. Medizinstudenten glauben diesen alternativen Mist je länger je weniger. Das ist doch erfreulich!

Haben Sie das Gefühl, dass die Menschen in den letzten Jahren wieder mehr Vertrauen in die Schulmedizin gewonnen haben, oder wird die Chügelibrigade stärker?

Das Vertrauen in die Schulmedizin wächst eigentlich ständig. Alle wollen Schulmedizin, falls sie wirklich krank sind. Was sich geändert hat, ist das Verlangen von Gesunden nach Alternativmedizin, wofür sie sogar noch staatliche Beihilfe bekommen, um sich ihren esoterischen Glauben von anderen Leuten bezahlen zu lassen. Viele Schweizer haben sich über die Gier der Bänker aufgeregt, aber die Gier der Gesunden auf gratis Wellnesspräparate scheint ungebrochen. Viele wollen Präparate und Streicheleinheiten in der Höhe ihrer Krankenkassenprämien beziehen, damit sie per Ende Jahr finanziell quitt und gesund sind. Unser Gesundheitssystem basiert aber auf Solidarität. Wer das Geld der Gemeinschaft mit Alternativmedizin verprasst, verhält sich ziemlich asozial.

Angenommen, Sie erwachen mit 40 Grad Fieber, irgendwo im Nirgendwo – und neben Ihnen steht ein Fläschchen mit Similisan-Kügelchen. Sont nichts! Nehmen, oder grinsen, umdrehen und weiterfiebern?

Ich würde alle Kügelchen auf einmal in meinen Tee kippen, weil ich ihn süss mag. Zudem würde ich mich daran erinnern, wie die Juristen dieser Firma mich verklagen wollten, weil ich in einer Kolumne spasseshalber gesagt habe, Similisan komme vom lateinischen „simulare“, weil nur Simulanten solche Kügelchen zu sich nehmen. So was will ich natürlich nicht mehr behaupten, sonst habe ich wieder Juristen auf dem Buckel, und da ist mir ein wenig Fieber doch noch lieber.

Herzlichen Dank, für dieses erfrischend offene Interview und alles Gute für die Zukunft!

mehr über die Arbeit von Beda Stadler unter www.immunology.unibe.ch

Ist die Ehe noch zeitgemäss?

Heiraten – braucht es das heute noch? Vor über 20 Jahren, als wir geheirtatet haben, hat sich diese Frage noch nicht gestellt. Es gehörte einfach dazu. Und zwar mit allem Drum und Dran. Zivilhochzeit, kirchliche Trauung, Riesenfest mit allen Verwandten und Freunden, selbst mit denjenigen, die man seit -zig Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ein Jahr Vorbereitungszeit war nötig, um einen solchen Anlass zu stemmen. Und der effektive Tag der Hochzeit war dann in erster Linie stressig, anstrengend und so schnell vorbei, dass ich mich heute noch frage, warum viele Frauen ihren Hochzeitstag als „den schönsten Tag im Leben“ angeben. Also in meinem Leben gab es andere Tage, die dieses Attribut weit mehr verdient hätten, als der Hochzeitstag. Aber eben: Ob man heiraten soll oder nicht, haben wir uns damals gar nicht ernsthaft gefragt. Wir wollten zusammen bleiben, eine Familie gründen und da lag es einfach auf der Hand, dass wir diesen Schritt machen würden. Ziemlich unkritisch, wenn ich das rückblickend bewerte. Wir haben uns einer gesellschaftlichen Doktrin unterworfen, ohne diese zu hinterfragen. Meine einzige Überlegung damals beschränkte sich darauf, ob ich meinen Mädchennamen behalten sollte, oder nicht. Aber schon beim lauten Äussern des Gedankens merkte ich, dass die Hürden mir den Weg ganz schön schwer machen würden.  Auch dies war damals nämlich noch nicht üblich. Leider, denn ich hätte mich durchsetzen sollen. Man wird mit einem Namen geboren, der nicht zuletzt auch ein wichtiger Bestandteil der eigenen Identität ist. Da ist es doch schon sehr komisch, wenn man am Tag X einfach einen Teil seiner Identität abgibt. Ich würde das niemals wieder tun und hatte auch Mühe, mich daran zu gewöhnen. Inzwischen gehört aber mein angeheirateter Name so zu mir, dass ich einen Wechsel zurück zum Mädchennamen ausschliesse. Ich weiss, dass viele in meinem Alter nun von diesem neuen Gesetz Gebrauch machen und sich den Mädchennamen zurückholen. Das fände ich nach so langer Zeit nicht mehr passend. Weiterlesen

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