von süss bis ungeniessbar

Fantastische Enkel

Bald werde ich 58 Jahre alt und ich habe immer noch die Fantasie eines Kindes – dafür bin ich endlos dankbar. Ich habe keine Ahnung, woher meine doch etwas besondere Art in meinen wirren Hirnwindungen kommt, dass ich mit allen vermeintlich schwierigen Themen des Lebens anders umgehe, als das die Mehrheit der Menschen tut. Es ist aber sicher, dass es mir das Leben ungemein erleichtert. Und ganz offensichtlich haben meine beiden Enkel (6 & 4) diese Fantasie auch.

Dass der Gropi (Grosspapi) vor knapp 5 Monaten mit seinem Tod auf die Venus umgezogen ist, das wissen alle, die hier schon länger mitlesen. Dass ihm vor einer Woche unsere Hündin Ellie gefolgt ist, das haben die Enkelkinder auch gut verstanden. Für beide war sofort klar, dass der Gropi nun mit Ellie wieder spazieren kann – auf der Venus, logisch!

Nun ist gerade kürzlich ein guter Freund meines Vaters verstorben. Er war Schuhmacher von Beruf und wir haben das heute beim Abendessen mit der ganzen Familie diskutiert. Gwendolin hat das aufgeschnappt und meinte:

„Oh, wie praktisch, dann hat der Gropi jetzt noch jemanden, der seine Schuhe flicken kann.“

Sonnenklar – der ist ja jetzt auch auf der Venus.

Dann kam der Oberknaller aus dem Mund der 6-Jährigen:

„Wenn jetzt noch ein Bauarbeiter stirbt, dann hat der Gropi danach auch wieder ein Haus.“

Für alle, die jetzt denken, dass das pietätlos sein könnte: NEIN, ist es nicht. Es ist die wunderbare kindliche Art, Dinge zu erklären und für sich passend zu machen. Mit einer unfassbar schönen Fantasie. Und wenn wir uns alle etwas mehr davon bewahrt hätten, dann wäre unser Leben manchmal soviel einfacher.

Ich werde meine Fantasie hüten wie einen Schatz. Es ist nämlich etwas ganz Besonderes, so denken zu können.

Ganz schön ruhig hier

Heute war das erste mal ein Tag, an dem mich die Ruhe so richtig genervt hat. Seit nun klein Ellie auch nicht mehr da ist, scheint das Haus absolut still. Keine kleinen Krallen und auch kein Hecheln mehr, das um die Ecke klingt. Nichts, nada. Doch, meine zwei Kater – aber die Samtpfoten sind so leise, dass man sie kaum hört.

Also habe ich heute nach dem Spaziergang und Kaffee bei Mama beschlossen, mich auf den Weg nach Unterhaltung zu machen.

Kaffee bei einer lieben Freundin – Apéro bei einem lieben Freund – und dann gemeinsames Abendessen spontan zu dritt.

Was soll ich sagen? Es war ein gelungener Tag!!!

Und warum? Nun ja, es haben mir so viele liebe Menschen immer gesagt, ich soll mich melden, wenn ich Zeit, Lust und wieder Musse dazu habe, dass ich das nun einfach tue. Stinkfrech dränge ich mich charmant auf – einfach so, dass das Gegenüber kaum nein sagen kann. Oder: Es könnte, wenn ich ihm die Wahl liess. Tue ich aber nicht!

So funktioniert alleine sein ganz gut. Ich bin es nur, wenn ich es möchte. Und sonst hole ich mir Unterhaltung ins Haus oder suche sie draussen. Was bin ich doch froh um mein hervorragendes Netz und um meine freche Klappe. Nicht vorzustellen, wie schwer das für schüchterne Menschen sein muss, die auf einmal alleine sind.

Danke Claudia und Oli für den gelungenen Sponti-Feiertag. Es hat saumässig Spass gemacht mit euch. Gerne wieder … ob ihr wollt, oder nicht!

Wieder vereint

Letzte Nacht musste ich – mit Blitz und Donner – Ellie ziehen lassen. Es ging nicht mehr.

Ich dachte, es würde einfacher, weil die kleine Nervensäge mir das Leben oft nicht leicht gemacht hat. BLÖDSINN – es ist knüppelhart. Es tut weh!

Auch wenn wir mehrheitlich lustige Jahre hatten, die kleine Fellnase und wir, so war das letzte Jahr doch ziemlich mühsam geworden. Altersgebrechen, Taubheit, schlechte Sehkraft und dann die Tumore … all das hat es zu einer mühseligen Geschichte werden lassen.

Letzte Nacht ist es komplett aus dem Ruder gelaufen und ich musste mich für Ellie und gegen ihr Leiden entscheiden. Und nun ist das Flashback da, weil ich vor knapp 5 Monaten meinen Göttergatten ziehen lassen musste. Es spült mich gerade wieder aus der Spur in die Trauer. Alle Gefühle sind wieder da.

Ellie war nur ein Hund, richtig. Aber ich habe Ellie vor 11 Jahren aus dem Tierheim geholt, weil keiner sie haben wollte und sie ausgesetzt worden war. Sie war damals 2 1/2 Jahre alt und ehrlich keine Schönheit. Ein Fellhaufen, bei dem man nicht wusste, wo vorne und wo hinten war. Aber ihre lustige Art und ihre Knopfaugen hatten mich ab Minute eins!

Sie sass in meinem Fussraum vom Auto und ich hatte den Plan, sie probehalber mal heim zu nehmen, um zu schauen, wie der Göttergatte auf sie reagieren würde. Er war nämlich von meiner Idee, einen Hund zu haben, nur mässig begeistert.

Nun, was soll ich sagen: Er war von vielen meiner schrägen Vorhaben oft nicht so begeistert – aber Ellie hatte auch sein Herz subito für sich gewonnen. Sie war zwar eigentlich mein Hund, er versprach aber, zu helfen!

Und kurze Zeit später bekam mein Göttergatte die Krebsdiagnose und ab da war Ellie sein Seelentier – seine Buddy! Die beiden wurden ein Team. Sie gab ihm Struktur und viele Spaziergänge an der frischen Luft, er gab ihr Liebe und Wärme.

Kurz nach dem Tod des Göttergatten dachten wir, Ellie würde gerade mitgehen. Sie hatte fast zwei Wochen keinen Lebensmut mehr. Sie lag im Dunkeln, sie folgte mir nicht mehr auf Schritt und Tritt. Sie trauerte heftig. Aber dann rappelte sie sich nochmal.

Bis jetzt alles mit voller Wucht aus dem Ruder lief. Und ich nach einigen heftigen Tagen und Nächten entscheiden musste, Ellie gehen zu lassen.

Tschüss Fellnase – ich hoffe, Du bist gut auf der Venus bei Deinem Buddy angekommen.

Das Leben ist kein Ponyhof

Meine Güte – manchmal schmeisst das Leben mit soviel Leben um sich, dass ich es fast nicht bewerkstelligen kann. Ich, die immer einen Plan hat, habe gerade ziemlich wenig Plan.

Meine bald 14-jährige Hündin Ellie macht mir das Leben schwer. Neben den normalen Altersbeschwerden hat sie angefangen, mich nachts mit Bellen wach zu halten. Ganz schöne Folter. Sobald es etwas wärmer wird, kippt sie beim Spazieren einfach um. Sie hechelt viel mehr als sonst. Sie läuft nicht mehr rund und hinkt manchmal mehr, manchmal weniger. All das in Summe hat mich veranlasst, sie gestern in der Tierklinik vorzustellen. Fazit:

. Ellie hat einen Bandscheibenvorfall, der ihr auf die Luftröhre drückt.
. Ellie hat die Leber voll Tumore.
. Ellie hat einen „Trommelbauch“, der schmerzt.
. Ellie hat eine verdickte Magenwand vom Erbrechen.
. KURZ: Ellie ist eine Baustelle, die aufgrund des hohen Alters schlecht noch therapiert werden kann.

Ja, und dann kam die ultimative Frage: Möchten Sie Ellie gehen lassen?

Wenn mich das nachts jemand fragen würde, wäre meine Antwort ein klares JA. Meine Güte, ich bin müde!!!

Gestern in der Klinik konnte ich dieses JA nicht geben. Ellie hat sich nämlich nach dem Röntgen so gefreut, mich wiederzusehen, dass ich es nicht geschafft hätte, sie einschläfern zu lassen. Auch wenn sie mich nervt und ich müde bin – ich habe gerade sehr Mühe, über ihr Leben oder ihren Tod zu bestimmen. Zumal ich mich mit meinem Göttergatten nicht mehr austauschen kann. Die beiden waren dicke Buddies und er hat für Ellie alles gemacht.

Ja, ich wünschte, ich könnte ihn um Rat fragen …

Ellie ist letzte Nacht in der Klinik geblieben. Sie wollten ihr Verhalten auch in der Nacht studieren und sie mit Medikamenten über die Infusion behandeln. Sie hat offenbar die Klinik zusammengebellt und war sehr unruhig, als die Nacht begann. Willkommen im meinem Leben. Sie mussten sie sedieren, damit sie zur Ruhe kommen konnte.

Nun hole ich heute Ellie nochmal nach Hause und will versuchen, sie mit Medikamenten einzustellen. Aber: Es ist nur ein Versuch! Wenn sie die Medikamente erbricht, wird es nicht funktionieren.

Die Tierärzte der Klinik konnten auf meine Frage, was sie machen würden, mir auch keine klare Empfehlung abgeben. Ellie’s klinische Befunde und ihr Alter würden für ein Einschläfern sprechen. Ellie’s Verhalten zeigt aber nicht, dass sie sterben möchte. Es ist also ein fifty-fifty Fall.

Ich will, dass Ellie diese Chance noch bekommt, zu Hause sterben zu können oder mir zumindest anzuzeigen, dass sie nicht mehr will. Wenn alles nicht greift, werde ich wohl oder übel den Weg des Einschläferns wählen müssen. Aber eines steht fest: Es ist verdammt viel schwieriger, als ich mir das vorgestellt hatte. Die Entscheidung über Leben und Tod für ein anderes Lebewesen fällen zu müssen, setzt mir grad übelst zu.

Wäre schön, wenn ich ein klares Zeichen bekäme. Und: Ich würde mir niemals mehr einen Hund holen … die meiste Zeit mit Ellie war cool … das jetzt, auf das könnte ich echt verzichten und das kommt bei jedem Hund irgendwann.

Neues Zuhause

Hey Mick

In der Nacht, bevor Du gestorben bist, hast Du mir bei ganz wenigen Dingen gesagt, zu wem diese gehen sollen. Eines davon war Dein geliebtes Motorrad. Und es war sonnenklar, wem Du das vermachen wolltest:

„Ich möchte, dass mein Töff zu Beat geht. Wir haben alle Touren zusammen gemacht. Er war mein Buddy zu jeder Zeit und mit ihm war jede Tour besonders. Er hat zwar den Bruder meines Motorrads, aber dort wird mein Gefährt gut aufgehoben sein.“

Für die Kinder und mich war immer klar, dass Beat der neue Besitzer werden MUSS. Niemand hat auf dem Bike mehr mit Dir erlebt, als er.

Und so kommt es, dass Beat heute Deine Maschine abgeholt hat.

Das Geräusch, als Beat den Motor gestartet hat, war zwar vertraut, tat aber auch weh. Genauso weh tat es aber, Dein Motorrad immer wieder still in der Garage stehen zu sehen. Jetzt ist schliesslich die Zeit, in der Du mit Beat und den Jungs über die Pässe fahren würdest.

Dein Gefährt hat also heute ein neues Zuhause bekommen. Und ich bin mir sicher, dass Du heute mit Beat mitgefahren bist.

Dinge ziehen zu lassen, ist das eine. Zu wissen, dass Du nie mehr kommen wirst, das andere. Mal ist es erträglich, mal tut es unsäglich weh. Und manchmal versuche ich, einfach nicht daran zu denken.

Ich liebe Dich – für immer.

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