von süss bis ungeniessbar

Kommerzieller Blog

Liebe Community

Ich habe heute vom Co-Host meiner Blogseite die Meldung bekommen, dass ich offenbar viel mehr Traffic auf meiner Seite habe, als das früher der Fall war. Meine Community scheint zu wachsen.

Okay, ich gebe nicht sehr viel auf solche Zahlen. Ich finde es eher lustig, wieviele Menschen mich auf der Strasse fragen, ob ich die Modepraline sei. Das habe ich heute Abend meinen Neffen und meiner Nichte erzählt. Die gehören mit ihren 16 und 15 Jahren zur Jugend, die üblicherweise keine Blogs mehr lesen, weil es Vlogs, Podcasts, Tiktok, Instagram und Youtube-Channels gibt. Aber die erste Frage von zwei der drei Kids war:

„Verdienst Du Geld damit?“
„Nein.“
„Warum nicht?“
„Weil ich das nicht will. Ich schreibe was ich will, wie ich es will und schalte weder Werbung auf meinem Blog, noch verkaufe ich irgendwelchen Mist. Nicht mein Ding!“

Meine Nichte hat die Arme verrührt und mir erklärt, dass ich doch einfach ganz elegant während meinen Texten einen Satz mit meiner verwendeten Sonnencrème oder meinen Beautyprodukten einbauen könnte.

„Das merkt kein Mensch und Du verdienst so Geld!“ O-Ton Vivienne.

„Ich will aber kein Geld damit verdienen. Das fühlt sich sonst erstens an, als ob ich meine Seele verkaufen würde. Und zweitens hätten meine Texte dann null Tiefgang mehr und die Leserzahlen würden sofort einbrechen.“

„Ich kann nicht verstehen, dass man damit kein Geld verdienen will“, O-Ton Nolan.

Soso. Nun bin ich also hier an meinem Laptop und überlege, wie ich als Beauty-Bloggerin so wirken würde. Ich, die Schminkqueen, die gerade mal knapp einen Lippenstift von Pomade unterscheiden kann!!!

Falls sich jemand dazu äussern möchte, bitte gerne. Sollte mein Blog nach diesem Beitrag durch die Decke gehen, werde ich in die Abteilung kommerzielle Bloggerinnen wechseln.

Und sonst, liebe Vivienne und lieber Nolan: Es gibt im Leben Dinge, die mit Geld nicht aufzuwiegen sind. Mein Blog gehört dazu.

Echt jetzt?

Gerade noch habe ich dieses Bild in Hamburg am Alsterbecken geschossen – mit viel Liebe im Herzen und dem Wissen, dass der Göttergatte mich auf Schritt und Tritt dort begleitet.

Wenn ich mich dann im August (4 Tage nach besagtem Bild) morgens zu Hause in der Schweiz aus dem Bett in Richtung Fenster bewege, dann erwarte ich alles, aber KEINE Nebeldecke. Echt jetzt? Könnte mal bitte jemand dem Wetterfrosch sagen, dass es dafür noch zu früh ist.

Der Herbst hat nun also definitiv Einzug gehalten. Es war für mich ein durchzogener Sommer. Es hat gefühlt nichts so geklappt, wie ich mir das gewünscht habe. Es war gelinde gesagt sehr holprig. Und zu allem Überfluss hatte mein Minipool, den ich mir im Mai geleistet habe soviel Verspätung, dass er seit letzter Woche nun endlich bei mir im Garten steht, aber noch nicht fertig verbaut ist. Ich werde dann im Dezember ein Eisbärenbad nehmen. Soviel zum Thema „Ein Sommer zum Vergessen“!

Was nützt da? Eigentlich nur die Flucht nach vorne – in meinem Fall nach Hamburg. Die Hansestadt ist mein Seelenbalsam. Und es spielt dort nicht einmal eine Rolle, ob Sonne, Regen oder Sturm. Hamburg ist etwas, was ich nicht wirklich in Worte fassen kann. Es hat einen Spirit, der bei mir mitten ins Herz geht. Und: Mein Göttergatte ist dort überall. Er begleitet mich auf Schritt und Tritt und in Hamburg entdecke ich Zeichen, die ich hier nicht sehe.

Diese zweite Heimat hat soviel Liebe, dass sie für ein ganzes Leben reicht. Deshalb zieht es mich immer wieder dorthin. Ich habe mich schon mehrfach gefragt, wie man drauf sein muss, dass man auswandern kann. Immer wenn ich in Hamburg bin, weiss ich es. Und trotzdem könnte ich nicht auswandern. Dafür habe ich hier zu feste Wurzeln und zu viele Menschen, die mir die Welt bedeuten.

Mein Zuhause ist hier in meinem Haus, das ich mit viel Liebe so eingerichtet habe, dass ich mich wohl fühle. Und das alle Erinnerungen der vergangenen Jahre beherbergt. Diese Erinnerungen sind verbunden mit Gefühlen, die ich für immer im Herzen tragen werde.

Eine verletzte Seele weiss oft nicht so recht, wo sie gerade hingehört. Meine hinkt phasenweise hinter mir her – mit Krücken, Gipsverband und ächzend. Vermutlich schreit sie mir manchmal noch nach, dass ich gefälligst auf sie warten soll. Aber sie ist noch da. Einfach ganz schön beschädigt und müde. Müde, von einem harten Jahr 2025, welches ich gerne am 31.12. in die Tonne treten werde. Es war und ist einfach nicht mein Jahr.

Aber die wunderbaren Highlights dieses Jahres darf ich nicht einfach vergessen – denn davon hatte ich doch auch ein paar. Und meine Hansestadt gehört dazu. Immer und immer wieder.

Die Zeit der düsteren Tage kommt nun das erste mal ohne meinen Göttergatten auf mich zu. Ich mochte diese Zeit noch nie, aber mir ist klar, dass es in diesem Jahr besonders werden wird. Einsam kann sich nämlich in der Seele an solchen Tagen noch einsamer anfühlen. Könnte ich all meine Liebsten hier einfach einpacken, dann wäre ich eigentlich den Herbst/Winter hindurch irgendwo, wo es einfacher ist, als hier am Jurasüdfuss. Aber eben: Könnte!

Und so hat jeder seine Träume – auch ich. Und sie heissen Träume, weil sie eben in der Regel nicht Realität werden. Aber ohne diese Träume wäre das Leben furchtbar leer. Also träume ich noch ein bisschen – am Küchentisch, mit meiner Tasse Kaffee und dem Blick ins nasse Grau …

58ig und kein bisschen weise

Ich weiss, dass ich keinen Alkohol vertrage – er tut mir nicht gut. Und trotzdem habe ich wieder einmal (und das kommt wirklich äusserst selten vor) einen Espresso-Martini genossen. In meinem Lieblingshotel der ultimativen Lieblingsstadt Hamburg.
Resultat: Nach einer durchzogenen Nacht musste ich am andere Morgen leiden. Und die weltbeste Butleresse Astrid hat sich so liebevoll gekümmert, dass ich nach einem Schläfchen NACH dem Frühstück ein Katerkörbchen bekommen habe.

Astrid, Du bist ein Engel!

Aber ganz von vorne: Meine zweite Heimat ist wieder einmal der sichere Hafen, wenn Seelen Grenzen sprengen und heilen müssen. Diesmal ist es nicht nur für mich, sondern für einen lieben Freund, der mit mir dasselbe Schicksal teilt. Wir mussten beide unsere grossen Lieben ziehen lassen und ihm war nicht klar, ob er den Gang in den schönen Hagenbecker Zoo ohne seine grosse Liebe noch einmal gehen könnte. Also haben wir uns verbündet – zusammen rudert es sich besser, als alleine!

Was soll ich sagen: He did it! We did it!

Und der Elefantenbulle hatte uns erwartet. Er kam auf uns zu, als ob er sagen wollte: Schön, dass ihr da seid. Man darf die grauen Riesen dort zwar nun auch im Hagenbeck nicht mehr füttern (Keime und so). Aber er kam ganz nah – und wir haben gemeinsam eine weitere Grenze gesprengt, von der wir vorher nicht wussten, ob wir sie würden sprengen können. Aktiv trauern und sich bewusst schwierigen Situationen stellen ist anstrengend. Aber es hilft, um im Spiel des Lebens weitere Schritte in die richtige Richtung gehen zu können.

Wie oft vergessen wir, dass wir manchmal zu sehr im alten Leben hängen bleiben, welches nicht mehr zurückkommen wird. Also gibt es nur die Flucht nach vorne. Proaktiv selber den Mut haben, den ganz EIGENEN und neuen Weg zu beschreiten. Mal flügellahm, mal lädiert, mal zuversichtlich und im Optimalfall glücklich. Denn auch wenn wir verloren haben, was viele im Leben nie finden durften, so haben wir trotzdem das Recht, auf unserem Weg ohne die grosse Liebe glücklich zu sein. Wir haben das Recht, zu lachen, uns zu freuen, das Leben zu geniessen und dabei nicht ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Trauern tut weh und ist manchmal kaum auszuhalten. Deswegen aber den Kopf in den Sand zu stecken und aufzuhören, fröhlich zu sein, ist keine Option. Dann sterben wir nämlich innerlich mit. Und dafür ist das Leben viel zu wertvoll.

Hamburg hat sich in jeder Hinsicht einmal mehr von seiner besten und charmantesten Art gezeigt. Die Stadt und ihre Menschen haben uns mit soviel Offenheit, Humor und Liebe empfangen, dass die Seelen hier einen weiteren Schritt in Richtung Heilung machen durften.

Hamburg wird für mich nie einfach nur eine Stadt. Ich verbinde mit diesem Ort soviel mehr. Und auf den Spuren der Vergangenheit auf dem Weg in die Zukunft sehe ich hier soviele Zeichen, dass ich weiss: Es gibt nur diesen einen Weg – mit dem Blick nach vorne.

Alles zum ersten Mal …

… alleine, tut weh!

Seit Deinem Tod habe ich schon so unglaublich vieles alleine durchgestanden, erlebt, abgearbeitet oder einfach gemacht. Deinen Geburtstag, die Geburtstage unserer Kinder, die Geburtstage unserer Enkelkinder, der Geburtstag meiner Mama (der Papa folgt als letzter) und nun war es vor wenigen Tag mein Geburtstag.

Wir haben zu Lebzeiten nie eine grosse Sache aus unseren Geburtstagen gemacht. Bis Deine Diagnose kam! Ab da war Dein Geburtstag jedes Jahr ein weiterer Meilenstein in unserer Onkogeschichte. Und ab da war Dir auch wichtig, dass ich meinen Geburtstag feiere, weil es auf einmal nicht mehr selbstverständlich war, dass man seinen Geburtstag feiern kann.

Mir war – sorry Mick – so gar nicht nach feiern zumute. Ich hatte einfach den ganzen Tag kalten Schweiss am Körper, mir war schlecht, ich hatte Schmerzen in den Knochen und ich war mir sicher, dass ich demnächst einbrechen würde.

Nun, ich bin nicht total eingebrochen – zumindest nicht äusserlich. Innerlich aber irgendwie schon. Für mich wurde gesungen, die Enkel haben gelacht uns sich über Kuchen und Budderli (Windbeutel) gefreut und es war alles lecker und wie immer. ODER EBEN NICHT! Es wird nie mehr, wie es immer war.

Diese inneren Kämpfe an all diesen Daten, die ich zum ersten Mal ohne Dich erlebe, machen mich manchmal so kaputt, dass ich in eine Ecke kriechen und nicht mehr rauskommen möchte. Das Loch, dass Du hinterlassen hast, ist unbeschreiblich. Und es tut immer weh. Nicht immer gleich schlimm – aber es ist immer da.

Wie oft habe ich Dich gefragt, ob ich es alleine schaffen werde. Du hast immer gesagt: „Logisch wirst Du, weil Du stark bist. Und Du wirst auch nicht alleine sein.“

Stimmt – ich bin gut eingebettet, also eigentlich optimal eingebettet. Aber in der Seele bleibt man alleine – diese Kämpfe kann man nur alleine kämpfen und aushalten muss man es auch alleine. Und ja, ich bin stark, aber es fühlt sich an manchen Tagen einfach nur furchtbar an und dann könnte ich schreien, wenn mir wieder einfällt, dass Du mich immer als stark bezeichnet hast. Dann fühle ich mich nämlich einfach nur schwach, alleine, klein und traurig.

Ich frage mich manchmal, wie Du umgekehrt mit der Situation umgehen würdest. Ich weiss es nicht. Du hast immer gesagt, dass Du froh seist, dass es nicht umgekehrt sei, weil Du damit niemals umgehen könntest.

Nun, aktuell ist meine Seele und mein Körper auch gerade im Leidensmodus – und ich versuche mit aller Kraft, mich da wieder rauszukämpfen.

Mick, es ist nicht einfach ohne Dich.
Die Liebe bleibt für immer – und damit auch der Schmerz.

Ich schicke Dir eine feste Umarmung zur Venus.

Dein letzter Flug

Hey Mick

Die silberne DC3 – Dein Herzensflugzeug, dessen Überflug aus den USA in die Schweiz Du begleitet hast, hat Dich heute – wie Du es Dir gewünscht hast – auf Deinen letzten Flug mitgenommen. Mein Herz war schwer, als ich Deine Asche aus der Urne in den Stoffbeutel umfüllen musste, um Dich mit ins Flugzeug nehmen zu können. Es war nicht schwer, weil ich diese Aktivität belastend fand. Es war eher der Gedanke an alles, was Dich mit der Fliegerei verbunden hat.

Auf der Hinfahrt zum Flughafen habe ich abwechselnd geweint und gelacht, weil ich Dich auf dem Beifahrersitz im Beutel habe mitfahren lassen – schräger Gedanke.

Auf der Flugzeugtreppe fand ich dann den Anblick des Beutels irgendwie schon besser. Du hättest gelacht. Zumal ich den Beutel mit einem Deiner bunten Schuhbändel zugebunden habe.

Im Flugzeug hat mein lieber Onkel, Dein Flugzeugbuddy und Fliegerfreund Dich liebevoll angegurtet, so wie sich das eben gehört.



Ich muss zugeben, ich war etwas nervös. Ob ich es schaffen würde, Dich – zusammen mit unserer verstorbenen Hündin Ellie – im richtigen Moment und in der richtigen Dosierung aus dem Cockpitfenster freizulassen? Aber mit Hilfe des erfahrenen Piloten-Onkels haben wir es geschaft, Dich ziemlich punktgenau über unserem Zuhause am Jurasüdfuss fliegen zu lassen.

Der Sohnemann hat mich dabei begleitet, während unser Tochterkind von zu Hause gefilmt und fotografiert hat. Und sie hat dabei einen Schuss erwischt, den mal erst mal schaffen muss. Wenn man das Foto genau betrachtet sieht man nämlich, dass die Asche an der Heckflosse sich den Weg als sanfter Silberstreifen in die Luft bahnt.




Dein letzter Wunsch ist damit geglückt – an einem sonnigen Tag und ebenfalls an einem 18. des Monats (gestorben bist Du ebenfalls an einem 18.).

Wir haben also unsere Geschichte zu Ende geschrieben, wie Du sie Dir vorgestellt hast. Und ich wünsche mir so sehr, dass Du jetzt überall bist, wo Flugzeugmotoren brummen und Dein Herz hüpft. Also gesetzt der Fall, Du hast überhaupt Zeit, zwischendurch mal von der Venus einen Abstecher in unsere Sphären zu machen.

Genau 7 Monate nach Deinem Tod haben wir Dich nun endgültig fliegen lassen. Frei – so wie Du Dir das immer gewünscht hast.

Ich bin stolz auf Dich, mich, unsere Kinder – kurz auf UNS!

Und ich bin froh, dass der Onkel Deinen Wunsch erfüllen konnte. Die Onkeline hat zu danken (er nennt mich so, weil er sich den Namen „Nichte“ nicht merken kann).

Wir vermissen Dich, Mick … für immer!

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »

© 2025

Theme von Anders NorénHoch ↑