von süss bis ungeniessbar

Wo kommt der Pechvogel her?

Bis zum Tod meines Göttergatten hätte ich mich niemals als Pechvogel bezeichnet. Im Gegenteil: Es gab gefühlt Millionen Situationen im Leben, in denen ich mich als Glückskind bezeichnet hätte. Das Wort Pechvogel kannte ich nur von anderen Menschen.

Seit knapp zwei Monaten habe ich das Gefühl, zum Pechvogel mutiert zu sein. Wenn irgendwo ein Virus rum schwirrt, dann bekomme ich ihn mit Garantie. Wenn auf der Post irgend etwas verloren gehen kann, dann passiert es garantiert bei mir.
Wenn ein eigentlich klar geregelter Ablauf auf einmal nicht mehr funktioniert – es trifft mich!
Wenn ich mich auf etwas wahnsinnig freue, dann geht es mit ziemlicher Sicherheit schief oder kommt gar nicht erst zustande.
Wenn etwas kaputt gehen kann, dann aber richtig.

Was soll das?

Ich schwanke aktuell zwischen Selbstmitleid und Zweifel. Brauche ich wirklich noch mehr Mist, den ich handeln muss? Habe ich nicht auch so schon genug Nerven- und Seelenarbeit, die ich machen muss? Oder bin ich so langsam reif für die Klappse?

Ich weiss nicht mal, wen ich anfluchen kann. Also doch, bei manchen Dingen, die schief laufen, nehme ich den Hörer zur Hand und werde so richtig stinkig! Das sind dann jene Momente, in denen ich mich auch frage, was mit mir passiert ist. Ich wurde früher nie laut. Jetzt kann ich das fehlerfrei und mit Anlauf!

Angeschlagenes Nervenkostüm lässt grüssen.

Ich glaube, dass ich so langsam reif für die Insel bin. Diese ständige Erschöpfung, weil ich nicht mehr schlafen kann, macht mich auch ziemlich kaputt. Meine Konzentrationsspanne gleicht der eines Goldfisches. Und wenn ich einmal im Kreis geschwommen bin, dann schwimme ich bereits auf dem Rücken.

Wer also ein bitzeli Glück zu verschenken hat – gerne einfach her damit! Ich nehme es gerne.

Ich habe es getan!

Mick, ich weiss, Du wärst stolz auf mich: Ich war 7 Wochen nach Deinem Tod auf unseren Spuren zurück in Hamburg! Es war besonders …

Zusammen mit meinen zwei Engeln ohne Flügel habe ich mit viel Respekt diese Reise in Angriff genommen. Mir war bewusst, dass dort alle Erinnerungen unserer letzte Reise vor 2 Monaten warten würden. Ich hatte keine Ahnung, wie ich reagieren würde – also musste ich es ausprobieren.

Ich wurde von den Besten getragen – danke ihr zwei!

Die Begrüssung in unserem Zimmer im weltbesten Hotel Hamburg’s fiel diesmal besonders lustig aus. Ich hatte gemeldet, dass ich einen Luftbefeuchter brauchen werde, weil ich seit 4 Wochen huste. Da war aber nicht nur ein Luftbefeuchter, sondern ….

… cool oder cool??? Du hättest Dich köstlich amüsiert!

Das Team unseres zweiten Zuhauses im „Vier Jahreszeiten“ hat sich hervorragend auf mein Anreise eingestellt. Sie haben mich nicht betüdelt und auch kein Drama gemacht. Sie haben mich so begrüsst, wie immer und wir haben zusammen gelacht wie immer. Dafür bin ich sehr dankbar!

Und jetzt kommt es: ICH habe diesmal das Foto gemacht, welches ich sonst nur von Dir kannte – der Sonnenaufgang in Hamburg. Du warst immer der Frühaufsteher, ich die Schnarchnase. Seit Du nicht mehr da bist, treibt es mich morgens um 5 Uhr aus dem Bett. Also hatte ich die Möglichkeit, Hamburg beim Aufwachen zuzuschauen. Was für eine wunderbare Erfahrung. Und Du warst so nah, dass ich beim Fotografieren fast an meinen Tränen erstickt bin.

Die Möwen haben mich begrüsst und mir das Gefühl gegeben, zu Hause zu sein.

Ich hatte einige Erlebnisse, bei denen ich dachte, dass ich Dir die erzählen muss, wenn ich nach Hause komme. Und dann ist mir jedesmal mit einer fiesen Schrecksekunde eingefallen, dass Du ja gar nicht mehr da bist. Diese Erfahrungen habe ich nun das erste mal gemacht und die tun weh. Deshalb schreibe ich Dir hier – in der Hoffnung, dass Du mitlesen wirst.

Und weisst Du das Beste? Deinen bestickten Bademantel vom Hotel, den nur Stammgäste bekommen, den durfte ich mit nach Hause nehmen. Ich habe ihn in unser Badezimmer gehängt, sodass ich jetzt nicht nur die Erinnerung an Dich, sondern auch die Erinnerung an unsere gemeinsame Liebe zur Hansestadt Hamburg immer sehe, wenn ich aus der Dusche komme.

Mick, Du fehlst – jeden Tag. Aber ich bin froh, habe ich diese Reise gemacht. Ein weiterer Meilenstein in meinem Leben ohne Dich. Und Du warst dabei – überall.

Danke Hamburg, dass Du mir immer wieder das Gefühl gibst, nach Hause zu kommen.

Und in unserem Zuhause in der Schweiz hat mir unsere Tochter und die Familie ein warmes Willkommen bereitet. Rundum gelungen. Mick, Du hattest recht: Ich werde nie allein sein. Es ist unglaublich, wie sehr ich mich von unserem Netz getragen fühle.

Ich danke allen, die ein Teil dieses Netzes sind.

Warum auch einfach …

… wenn es kompliziert auch geht??

Wow, ich dachte immer, dass die digitalisierte Welt alles einfacher machen würde. Seit dem Tod meines Mannes und den Kämpfen mit den Ämtern weiss ich, dass dem nicht so ist.

Der ultimative Supergau kam heute, weil ich bei der Swisscom aufgrund des Todesfalls eine Namensänderung gemeldet habe. Neu alles an Daniela (mich) nicht mehr Daniel (mein verstorbener Göttergatte). De facto heisst das, dass es sich bei der wahnsinnig umfangreichen Änderung um EINEN EINZIGEN Buchstaben handelt.

Mir wurde bestätigt, dass diese Änderung im System per 5. März gemacht wird. Heute morgen habe ich schnell gemerkt, dass der eine Buchstabe mein W-Lan lahmgelegt und meinen Festnetzanschluss ausser Gefecht gesetzt hat. Wow, echt jetzt????

Okay, ich als Fachfrau für Telekommunikation habe erstmal an mir gezweifelt. Dann habe ich mich mit einem Swisscom-Berater am Telefon eine Stunde lang durch sämtliche Geräte in meinem Haus gedrückt (und davon gibt es gefühlt 20 bei uns) – um dann zu merken, dass der Göttergatte das Hauptgerät irgendwo montiert hat, wo ich es einfach nicht finden konnte. Randnotiz: Es befand sich schliesslich in der Waschküche an der Decke. DORT habe ich nicht gesucht – darauf wäre ich im Leben nicht gekommen … und ich hätte es auch nicht gesehen, weil ich keine 2 Meter gross bin. Der Elektriker unseres Vertrauens konnte mich retten, weil er es offenbar dort montieren musste.

Aber jetzt mal im ernst: Ist es wirklich so schwierig, einfach nur einen einzigen Buchstaben im System zu ändern, wenn alles andere gleich bleibt? Oder warum zieht jede Änderung bei jedem Amt oder Anbieter eine Generalstabsübung nach sich.

Das Tochterkind hat dann letztlich auch unser Festnetz wieder zum Laufen gebracht. Ich hatte also – wegen eines einzigen Buchstabens – zwischen 08.00 und 09.30 bereits drei Menschen im Einsatz, bis wieder lief, was laufen sollte.

Danke!

8 Geburtstage geschafft …

für den 9. hat es nicht mehr gereicht – und der wäre heute!

Ja, mein Göttergatte – nachdem man uns im 2016 die Schreckensdiagnose um die Ohren gehauen und uns klar gemacht hat, dass Du Deinen nächsten Geburtstag nicht mehr erleben würdest, hast Du das Steuer 8 mal gehörig rumgerissen.

Wir konnten 2017 – 2024 noch weitere 8 mal mit Dir Geburtstag feiern. Und wir haben Dich jedesmal gefeiert, weil Du Dich von nichts und niemandem hast beirren lassen. Du hast Deine Ziele fokussiert verfolgt und Du hast auf Deiner Bucketlist Häkchen um Häkchen setzen können.

Und heute tut es besonders weh, dass Du nicht mehr da bist. Heute wäre Dein 63er Geburtstag. Ich habe keine Ahnung, ob und wo Du ihn feierst – ich wünsche mir aber für Dich, dass auf der Venus für Dich eine richtige Sause läuft – mit massenhaft Menschen, die Dich genauso lieben wie wir.

Was gäbe ich drum, wenn ich Dir noch einmal ein Küchengerät schenken könnte, weil die Küche Dein Refugium war. Für mich wäre ein Küchengerät ein Scheidungsgrund gewesen – Du hast Dich immer diebisch über solche Geschenke gefreut. Luxusschäler, Siebe, Teigroller, Pizzableche und weiss der Geier was Du alles an Dingen angehäuft hast, die ich bislang nicht einmal in der Hand hatte. Nun mache ich mich so langsam mit diesen Teilen bekannt. ICH MUSS – sonst haben wir unsere schöne neue Küche vergeblich einbauen lassen. Das wäre ja auch schade.

Es gab seit Deinem Tod mehrheitlich Tage, in denen ich das neue Leben gut handeln kann. Es gibt aber immer wieder Abstürze, bei denen ich die Orientierung verliere, am Vermissen fast ersticke und nicht fassen kann, dass Du nicht mehr zur Türe reinkommen wirst.

Und heute – ja heute ist zwar „nur ein Datum wie jedes andere“, wie Du es nennen würdest – und doch ist es das eben irgendwie nicht. Es ist ein Datum, das schmerzt. Es macht mir bewusst, dass ich nie wieder mit Dir irgendeinen Geburtstag feiern werde. Das fühlt sich falsch an.

Ich wünschte, ich könnte Dir eine Deiner weltbesten Umarmungen erwidern.
Ich wünschte, ich könnte meinen Fels in der Brandung drücken und an Dir hochschauen.
Ich wünschte, es gäbe dieses Wissen, dass es Dir gut geht, wo Du jetzt bist.
Ich wünschte, ich könnte heute mit Dir ein Ursi-Budderli essen.

Mick, auch wenn Du jetzt den Kopf schüttelst – es tut saumässig weh.

Alle Herzallerliebste zu Dir!!

P.S.: Das Bild stammt von Deinem letzten Geburtstag im 2024.

„Hast Du uns gesehen?“

Hey Mick

Krass – wir schreiben heute den 1. März. Das heisst, dass Du vorletzten Monat gestorben bist. Wow! Das war doch gefühlt gerade gestern erst …

Du weisst, ich mag keine Menschenmengen, keinen Lärm, kein Konfetti und keine Maskierten. Diesen Begleitpart mit unseren Enkeln hast immer Du übernommen. Nun: Ich hoffe, Du hast uns gesehen, denn GESTERN habe ich diesen Part übernommen!

Unsere Enkelin ist an ihrem ersten Umzug mit dem Kindergarten mitgelaufen und war eine kleine Astronautin, während der Kleine mit den grössten Konfettis ever alles beschmissen und dekoriert hat, was es so zu verzieren gab! Und weisst Du was? Ich habe tatkräftig mitgeholfen!!!

Ich fand ziemlich besonders, dass der Kindergarten in diesem Jahr als Astronauten unterwegs war. Schliesslich will unsere Enkelin seit Deinem Tod wissen, warum man nicht auf die Venus fliegen kann, wenn es doch auf den Mond auch geht. (Anmerkung für alle, die sich fragen, was es mit der Venus auf sich hat: Am Abend, als der Göttergatte starb, strahlte die Venus, wie gefühlt noch nie. Wir sind uns sicher, dass er nun dort ist.)

Ich hoffe, Du hast mitbekommen, dass wir alle ein Gaudi hatten und ich war zwar am Abend mehr als k.o., aber was tut man nicht alles für die Kinder und Enkelkinder. Und gestern auch ganz fest für Dich!

Auf dem Nachhauseweg mit der Enkelin habe ich mit ihr darüber sinniert, wie man es schaffen könnte, eine Botschaft auf die Venus zu schicken. Und zu Hause musste ich ganz viele Fantasiegeschichten über die Reise zu den Sternen erzählen.

Wir hoffen, dass mindestens eines der grossen gelben Konfettis den Weg zu Dir gefunden und Dir ein Schmunzeln von uns gebracht hat.

Du fehlst, jeden Tag!

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