von süss bis ungeniessbar

Ganz viel …SICHT!

Wir leben in schwierigen Zeiten – Zeiten, die bislang keiner von uns kannte. Und nun gibt es ganz viele Dinge, die jede/r von uns praktizieren kann – dazu gehören:

Einsicht

Vorsicht

Rücksicht

Weitsicht

Nachsicht

Übersicht

Umsicht

Zuversicht

Wenn jeder von uns diese wichtigen Eigenschaften beachtet und auch lebt, dann dürften wir diese schlimme Krise überstehen – bestimmt nicht schadlos … aber zumindest vernünftig!

Also bitte, bemüht euch alle … füreinander, miteinander und mit ganz viel SICHT!!! Dann wird die Aussicht vielleicht nicht ganz so düster ausfallen 🙂 In diesem Sinne: Bleibt gesund!!

 

Der vierte Geburtstag …

… seit der Diagnose! Ich gratuliere Dir, mein Held – krass, wie Du das so weit geschafft hast 🙂

Ja, der Göttergatte feiert Geburtstag. Logisch, dass er nicht vier Jahre alt wird. Aber im November 2016, als die Hammerdiagnose „Krebs unheilbar“ kam, da hätte nicht im Traum jemand daran gedacht, dass wir noch so oft zusammen Geburtstag feiern würden. Eigentlich sind wir sogar davon ausgegangen, dass nicht einmal mehr der Geburtstag nach Diagnose (knapp 4 Monate) noch gemeinsam möglich sein würde.

Da hat das fiese Krabbentier seine Rechnung aber ohne den Wirt gemacht!

Du hast damals beschlossen, Deine eigene Statistik zu schreiben und den Weg anders zu gehen, als die Docs das prognostiziert hatten. Zugegeben ein verdammt harter und steiniger Weg … unzählige Operationen, Bestrahlungen, Therapien und Medikamentencocktails … aber: Deine Einstellung hat sich gelohnt. Was wir in dieser Zeit noch alles geniessen konnten, das kann uns nämlich keiner mehr nehmen. Und Du bist sogar Gropi (Grosspapi) geworden – Gropi der süssesten Enkelin der Welt. Und die ist nun auch schon beinahe ein Jahr alt. Unfassbar, was Du alles geschafft hast – immer mit dem Krabbentier im Köper … und das Mistvieh hat sogar diverse Nachkommen abgelegt … an verschiedenen Orten. Und immer dachten wir: DAS war nun wohl der letzte gemeinsame Geburtstag. Ich bin beeindruckt von Deiner Energie, Deinem Lebenswillen, Deinem positiven Denken und Deiner Kraft.

Egal, welcher Geburtstag der letzte sein wird … die Zeit, die wir hatten und noch haben, die kann uns keiner nehmen. Und die füllen wir mit Leben.

„Side by Side“ – so gehen wir den Weg … manchmal auf Knien und mit der Zunge auf dem Asphalt … aber wir gehen ihn gemeinsam. Denn: Hätten wir damals auf alle anderen gehört, dann wärst Du schon lange nicht mehr hier.

Happy birthday, mein Krieger! 🙂

Lebensgeschichte ändern?

Der Göttergatte und ich haben neulich einen Tag in der City von Zürich verbracht. Spaziert – geguckt – gestaunt – gegruselt!!!

Ich kann euch nicht erzählen, was die Bahnhofstrasse bis hoch zum See in den Schaufenstern präsentiert – zu beschäftigt war ich, in all die verschnippelten Fratzen zu gucken. Wie praktisch, dass ich mich am Göttergatten festhalten konnte, ich hätte sonst vermutlich die eine oder andere Stange erwischt. Kennt ihr dieses Unfall-Gefühl? Man möchte nicht hinschauen, kann aber nicht anders. Man MUSS einfach glotzen!

Warum zum Geier will gefühlt die halbe Frauenwelt aussehen wie Kylie Jenner? Und dabei ist es egal, ob 18-jährig oder 60-jährig … im schlimmsten Fall kommen sogar Mutter und Tochter im Fratzen-Partnerlook. Ich habe mir überlegt, ob die zusammen zum Beautydoc rennen und sagen: „Bitte zweimal wie Kylie!“ Ob es dann Rabatt gibt?

Ein NoGo für mich. Ein Gesicht erzählt ein Leben. Jede Falte, jedes Grübchen, jede Unebenheit, jeder Fleck – all das sind Geschichten, die im Lauf der Jahre im Gesicht geschrieben stehen. Wie kann man einfach seine Lebensgeschichte um- oder gar wegoperieren lassen? Das ist, als ob ich ein Buch nehme und regelmässig ein paar Seiten rausreisse – neue Geschichte, die sich falsch und inkomplett anfühlt. WARUM?

Ich bin mit Schlupflidern geboren worden. Stell sich mal einer vor, ich hätte auf einmal Mandelaugen. Und ich habe Falten … ich meine: Ich bin ja auch bald 53 und Grosi. Stell sich einer vor, ich käme mit einem glattgebügelten Gesicht daher. Gruselige Vorstellung.

Ah, da war ja noch mehr, was mich glotzen liess: Die Tonnen von Farbe in den Gesichtern dieser Frauen. Da sind keine Konturen mehr … alles aufgefüllt mit Farbe. Und die Augenlider sind vermutlich je 2 Kilogramm schwer, in Anbetracht der falschen Wimpernpracht, die da klebt. Das Wangenrouge geht von den Ohren bis zu den Mundwinkeln und lässt die Gesichter sehr clownesk aussehen. Ich schätze mal, dass die Abends nicht sagen können: Ich putze mir die Zähne und geh ins Bett. Bei denen dürfte das etwas länger dauern und ohne Spachtel und Reinbenzin kaum zu bewältigen sein.

Was mir diese Gesichter erzählt haben? Vermutlich alle dasselbe:

  • mir ist langweilig
  • ich habe keine anderen Sorgen
  • ich will jemand anderes sein
  • viel Geld aber trotzdem unglücklich
  • alle tun es, also tue ich es auch
  • ich kann Hyaluronsäure zwar nicht buchstabieren – aber es wirkt trotzdem

Leider hat sich das Klischee der Zürcher (einheimisch oder ausländisch) mal wieder mehr als bestätigt. Und ich vergesse dort regelmässig, dass ich den Mund beim Glotzen schliessen sollte, damit ich nicht ganz so dämlich aussehe …

Zu alt für „Untaten“?

Ich war immer ein braves Kind. Ich war auch lange eine brave Frau. Je älter, umso schräger wurde ich. Und für kleine Untaten ist man nie zu alt, oder doch …?

Was tun Steinmalerinnen, wenn sie fast kein Rohmaterial (sprich: Steine) mehr zu Hause haben? Sie brechen in Panik aus und überlegen wild, wo sie am besten an richtig gute Steine kommen könnten. Da fallen einem Orte ein, an die man sonst im Leben nicht gehen würde. Warum? Weil zu dreckig, zu weit weg, zu schlechtes Wetter, zu „was auch immer“!

Okay: Plan ausgeheckt mit Tochterkind und Enkelin und los gehts. Der Ort des Geschehens erweist sich leider als ziemlich schwierig begehbar, da alles eine einzige grosse Baustelle ist – ein ganzes Ufer aus Absperrungen und Baggern und Rodungen – kilometerweit. Und wisst ihr was? Unterhalb dieser Absperrungen grinsen uns jede Menge wunderschöner Steine entgegen und sagen: „Leider nein, ihr kommt da nicht hin!“

Was geht da in den Köpfen der Steinmalerinnen vor? Ganz einfach: Wie kommen wir da trotzdem hin? Notabene mit Kinderwagen und Hund und allem, was Frauen so mit sich rumschleppen!!! Als vergiftete Steinmalerin wachse ich über mich, meinen kaputten Rücken und meinen Mut hinaus und wage mich per „Notweg“ unterhalb die Absperrungen (nein, liebe Kinder, das tut man nicht!).
Das Tochterkind meint noch so: „Soll nicht ich nach unten und Du nimmst oben die Steine entgegen?“ Jemand muss schliesslich beim Kinderwagen schieben.
Ich so: „Nö, ich kann das!“ Die kleine Diebin in mir kommt zum Vorschein und auf dem Kopf wachsen mir dabei Minihörnchen!

Ich also bücken – nach oben reichen – bücken – nach oben reichen … all das auf sehr instabilem Untergrund …

Nach einer Weile gehe ich per Notweg zurück auf den regulären Weg und wir wandern weiter, in der Hoffnung, irgendwo noch einen Abgang zu unserem steinigen Schatz zu finden. Und DA ist er: Ein inoffizieller Durchgang durch die Absperrung! Jemand wollte da wohl auch nicht ganz verstehen, warum der Durchgang versperrt ist und hat ihn kurzerhand zu einem „Türchen“ umgebaut. Und was tun wir steinmalenden Weiber? Wir nutzen die Gunst der Stunde und quetschen uns mit Kinderwagen und Hund und allem durch dieses Nadelöhr … ins Land des unbegrenzten Steinhimmels!

Okay – wir sammeln ungefähr 30 Kilo Steinmaterial (und bei der Grösse der Steine reicht das vermutlich nicht einmal lange) … und wir wissen, dass wir das ganze Material samt Kinderwagen und Kind wieder zurück zum Auto bringen müssen. Dass wir beim Sammeln hinter der Absperrung noch über zwei Frauen stolpern, die gerade die Asche ihrer Oma im Fluss beisetzen, das ist noch das Tüpfelchen auf dem „i“ der kleinen Untaten des Alltags. Sorry, das war keine Absicht und tatsächlich ein Versehen!

Der Rückweg zum Auto fühlt sich übrigens mit dem geborgenen Steinschatz um einiges beschwerlicher an. Zumal ja der Regen und die Stürme der letzten Tage alle Wege ziemlich aufgeweicht haben.

So – und was ist nun die Moral an der Geschicht? Solchen „Chabis“ macht man in meinem Alter nicht … ich habe nämlich jetzt ganz übel Rücken! Selber schuld, würde ich mal sagen …

Wenn ein geplantes Interview scheitert …

… dann ist das kein Grund, nicht trotzdem darüber zu schreiben.

Beim Interviewgast handelt es sich um den hiesigen Anbieter von Jagdreisen, welcher in den Medien einem wahren Shitstorm ausgesetzt war. Ich wollte mehr über sein Tun wissen und habe ihm eine Interviewanfrage geschickt. Zu meinem grossen Erstaunen kam eine Zusage, obwohl er offenbar diversen Medien bereits abgesagt hatte. Der Shitstorm sitzt noch in den Knochen …

Um möglichst neutral zu bleiben (obwohl ich natürlich sehr wohl eine Meinung zum Thema habe), schicke ich dem Interviewgast meine Fragen per Mail. Ich verpflichte mich auch, Fragen und Antworten 1 : 1 zu übernehmen, um ihm keine falschen Aussagen in den Mund zu legen. Allerdings behalte ich mir vor, Einleitung und Abspann nach meinem Gefühl zu machen.

Nun ja: Zuerst bekomme ich die Antwort, dass meine Fragen oberflächlich seien und nichts mit der Jagd zu tun hätten. Darunter sind Fragen wie:
Wie überprüfen Sie, ob bei diesen Safaris alles mit rechten Dingen zugeht – sind Sie immer zugegen?
Sie garantieren eine Abschussgarantie – wie kann das sein?
Stimmt es, dass der Tourguide dem zu erlegenden Tier zuerst in die Beine schiesst, damit der Tourist es dann erlegen kann? Falls nicht, woher kommt dieses „Gerücht“?
Was sagt Ihre Familie zu Ihrer Arbeit?
Haben sich Leute aus Ihrem Umfeld aufgrund Ihrer Arbeit von Ihnen distanziert?
Wie muss ich mir Ihre Klientel vorstellen?
… eine ganze Menge anderer Fragen …

Okay – ich ändere einige Fragen ab, obwohl ich finde, dass sie sehr wohl tiefgründig sind, denn sie gehen an den Menschen hinter dem Verkäufer. Als dann aber noch die Auflage kommt, dass meine Einleitung und der Abspann von ihm zu lesen und bewilligen seien, sonst würde er mir keine einzige Frage beantworten – nun ja … da steige ich aus! Was soll ich mit einem Interviewpartner, der meinen Blog eigentlich nur dazu nutzen will, seine Jagdsafaris emotionslos und sachlich zu erklären? Dafür darf der werte Herr gerne in die Werbung investieren und das anderswo machen.

Ich weiss jetzt, dass ich diesen Beruf niemals verstehen werde. Dabei geht es weder um diesen Herrn noch um die Jagd an sich. Es geht mir um die Trophäenjäger, welche sich mit ihrem erlegten Tier fotographieren lassen und dabei stolz noch sich und ihre Waffe präsentieren (besagter Herr ist selber auch auf solchen Fotos zu sehen). Da ich selber Fleischesserin bin, ist mir absolut bewusst, dass massig Tiere geschlachtet werden, damit wir das Fleisch auf den Teller bekommen. Ich habe aber noch keinen Metzger gesehen, der sich mit der geschlachteten Sau auf einem Foto präsentiert. Das finde ich ethisch und moralisch verwerflich!!

Die Verkäufer der Jagdreisen argumentieren selbstverständlich damit, dass sie nichts anderes tun, als die Regulation der geschossenen Tierrassen zu unterstützen und dabei etwas zum Tierschutz beizutragen. Besagter Herr, der sich auf meine Interviewfragen nicht einlassen wollte, findet übrigens mein Engagement im Tierheim und meine geretteten Katzen und meinen Tierschutzhund nicht wirklich nennenswert im Bereich Tierschutz. Er interpretiert Tierschutz nämlich offenbar anders.

Ach ja: Meinen Satz „Ich als vernünftige Frau möchte gerne wissen …“ fand er nicht tragbar, weil man daraus schliessen könnte, dass er nicht vernünftig sei. Leider bin ich jetzt für mich zum Schluss gekommen, dass er das unmöglich sein kann – ich setze daher hinter mein “vernünftig“ noch drei Ausrufezeichen (!!!) und werde niemals verstehen, wie man Geld dafür ausgeben kann, um in Namibia auf ein Zebra, einen Elefanten oder eine Antilope schiessen zu können. Es ist und bleibt mir ein Rätsel und der ausgelöste Shitstorm scheint absolut berechtigt.

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