von süss bis ungeniessbar

Dezembermärchen Teil 4

Es ist Weihnachten und ich sitze am Computer – das ist doch schon mal sehr besonders. Zuvor war ich aber mit meiner Mama und mit klein Ellie auf einer abendlichen Tour durchs Dorf. Es ist zwar arschglatt und saukalt (es stürmt mit gefühl 100 km/h) und Ellie fand das mässig cool. Mama und ich lieben es aber. Und wir sind „gwunderig“.

Ich wollte ihr ja die kleine hässliche Knolle zeigen, die mir in letzter Zeit ständig begegnet. Aber: Fehlalarm. ES war nicht unterwegs. Und wir waren extrem überrascht!

Also haben wir uns angemasst, in die hübsch dekorierten Wohnzimmer der Menschen im Dorf zu gucken. Und was wir gesehen haben, hat uns gefreut. Kleine Familien – keine Partys – nirgends eine Menge Autos und sogar Hartgesottene, die dem Sturm im Garten trotzten und über der Feuerschale verzweifelt versuchten, ihre Marshmellows zu bräteln. Das ist bei soviel Wind eine ziemliche Challenge. Wir waren echt unfassbar positiv überrascht, dass offenbar die meisten den ernst der Lage erkannt haben. Wie schön! Wir sind also noch nicht ganz verloren. Das lässt hoffen!

Danke an alle da draussen, die Covid den 19. aus Wuhan nicht zu einer Riesenparty eingeladen und sich an den kleinen Kreis mit Abstand gehalten haben.

Wenn ihr jetzt noch den Jahreswechsel mit derselben Disziplin schafft, dann könnte das nächste Jahr wieder Lichtblicke haben.

Dankeschön 🙂

Offener Brief an „Petrus“

Lieber Petrus

Im Normalfall wäre ich Dir unglaublich dankbar, dass Du mich verschonst mit warmen Temperaturen und Sommerfeeling. Bekanntlich mag ich ja den Sommer nicht. Die letzten Jahre war Dir das ziemlich egal und Du hast mich schwitzen lassen wie ein Pferd (schwitzen Pferde?).
In diesem Jahr sieht das aber etwas anders aus: Wir haben Corona-Zeit und ich fühle mich nur draussen sicher. Ich habe keine Lust, in ein geschlossenes Kaffee sitzen zu müssen, um meine Freunde zu treffen. Unser Garten ist auf „Outdoor-Dates“ getrimmt und was machst Du? Du lässt es kühl werden und vom Himmel fällt es nass …
Ja, sicher – man kann auch in der Winterjacke und mit Schaffell in den Lounge-Sesseln sitzen – mit 2 Metern Abstand, versteht sich. Es ist einfach nicht wirklich gemütlich. Und wenn dann von oben noch ständig gegossen wird, dann wird es so richtig ungemütlich.
Könntest Du bitte ein Einsehen haben und vielleicht doch noch ein kleines Bisschen in Richtung Schönwetter umschwenken? Ich verlange ja nicht den ultimativen Rekordsommer – aber trocken und angenehm wäre nicht verkehrt!
Ich weiss ja nicht, ob Du durch Corona auch Kurzarbeit beantragen musstest und möglicherweise deshalb nur noch zeitweise im Einsatz bist. Oder hast Du beobachtet, wie sich die Leute bescheuert benehmen, sobald das Wetter besser wird? Hast Du womöglich gedacht, wenn Du es wieder wintrig werden lässt, wird der Mensch vernünftiger? Falls das Dein Schlechtwetterprogramm erklären sollte, kann ich nur sagen: Lass es! Der Mensch wird nicht besser, nur weil Du ihn mit schlechtem Wetter zur Vorsicht zwingen möchtest. Im Gegenteil – der Mensch ist das unperfekteste Wesen auf diesem Planeten. Und mit schlechtem Wetter erreichst Du höchstens, dass er sich Indoor genauso wenig an die Regeln hält, wie er dies Outdoor getan hat – und DAS ist leider noch viel schlimmer.

Ich bitte also um ein bisschen Einsehen für eine ziemlich vorsichtige Menschin wie mich, die sich ganz gerne wieder draussen mit Freunden treffen möchte. Und ich möchte Dir ja nicht drohen, aber wenn Du  meinst, im nächsten Jahr könnest Du dann wieder mit Temperaturen von bis zu 40 Grad aufwarten – ja dann … dann … dann nehme ich das echt persönlich! *Lautes Schnauben*

Gruss in die Wetterkommandozentrale …

Frische Luft macht munter

Als ausgeprägte Couchpotatoe habe ich in den Jahren als Hundehalterin gelernt, dass frische Luft manchmal einfach das Beste ist, was einem passieren kann. Und dabei ist es egal, welches Wetter draussen gerade stattfindet!

Wer faul, träge und eher schwer zu bewegen ist, der sollte sich dringend einen Hund anschaffen. Mit der Fellnase gelten die gängigen Ausreden nämlich nicht mehr. Es sei denn, man hat eine Fellnase wie ich, die offenbar meint, ein Mensch mit Fell zu sein.

Ich bin für jegliche Wetterkapriolen gerüstet und gehe täglich mindestens zwei- bis dreimal mit meiner Hündin raus. Sie findet das nur bedingt gut. Also eigentlich findet sie es sogar nur dann gut, wenn das Wetter optimal ist. Das bedeutet:

Sonne, 15 Grad, leichter Wind, trocken!

Jap, das wäre auch mein perfektes Wunschwetter. Leider gibt es davon vielleicht 20 Tage im Jahr. Und die anderen Tage sind eher jene, an welchen Ellie bereits bei der Türe wieder umdreht und ich sie nach draussen tragen und ihr quasi in den Hintern treten muss, dass sie bereit ist, mit mir spazieren zu gehen. Entweder findet Madämchen es zu heiss, zu nass, zu kalt, zu windig oder schlicht nicht optimal. Und sie kann das zeigen, wie ein kleiner Mensch. Ohren nach unten geklappt, Schänzchen unwedelnd und Gesicht zum Boden gerichtet. Wie ein geschlagener Hund eben.

Es gibt definitiv Hunde, die einfacher davon zu überzeugen sind, dass frische Luft gut tut. Ellie schafft es sogar, an richtig verregneten Tagen ihren Darm so zu kontrollieren, dass ich sie zum Verrichten ihres Geschäftes zwingen muss. Für alle, die Kopfkino lieben: Ich stehe im Garten (mit Schirm, versteht sich) und sage mit dem Robydogsäckli in der Hand gefühlt 1000 mal „Ellie, Kacka machen – los“. Und wehe, ich bin nicht aufmerksam; dann entwischt sie mir jedesmal wieder zur Haustüre und winselt die Türklinke an.

Soll mal einer dieses Hundewesen verstehen!

Altweibersommer bis zum Erbrechen

Der Herr Meteo hat gestern Abend aus der Flimmerkiste mal wieder verkündet, dass der Altweibersommer in eine neue Runde geht und das Wochenende wieder 20 Grad warm wird. Und die Sonne scheint weiter. Ich schieb die Krise!!!!

So viele alte Weiber gibt es gar nicht, wie es Sommer gibt in diesem Jahr! Hallo? Ziehen wir jetzt den Altweibersommer bis an Weihnachten weiter – dann stellen wir schnell den Tannenbaum auf, mampfen Fondue Chinoise, werfen die Tanne in die Grünabfuhr und dann holen wir die Osterhasen, weil dann schon wieder die VOR-DEM-SOMMER-ZEIT kommt? Ich will das nicht!!! Neiiiiiiiin!!!

So muss sich wohl ein Pinguin fühlen, wenn man ihm die Eisscholle klaut und ihn in die Wüste setzt. Genau so. Seit meiner Geburt lebe ich in der Schweiz und bin froh drum, weil wir immer 4 Jahreszeiten hatten. Ich hätte niemals in ein Land auswandern können, in welchem es immer warm ist, wo die Sonne immer scheint und man nur T-Shirts tragen kann. Never ever! Ich mag den Herbst und den Winter. Ich mag die Kälte, die dicken Schals, die schönen Winterschuhe und die tropfende Nase, wenn man von draussen in die warme Stube kommt. Ich mag den Duft von Kerzen, Racelette und Käsefondue. Und ich mag Kuschelsocken und meine dicke Bettdecke!

Und nun? Nach drei kühleren Herbsttagen und meinem ersten Aufatmen kommt schon wieder eine Altweibersommerfront … im Oktober. Ich habe die Nase voll davon! Und ich kann keine T-Shirts mehr sehen. Ich will meine schöne Herbst-/Wintergarderobe ausführen. Und meine gefütterten Kuschelschuhe anziehen. Ich bin noch nicht in der Schweiz, um dauernd zu schwitzen und den Regen kaum mehr zu spüren. Hallo? Was läuft hier falsch. Der Klimawandel ist irgendwie nicht zu Gunsten der Wintermenschen.

Kann ich mich weigern? Nö. Ich hatte gestern den dicken Pullover, den Schal und die neue Jacke an, als ich mit Ellie spazieren ging. Ich hab geschwitzt wie doof und es hat sich irgendwie falsch angefühlt. Also steht fest: Trotzig tun nützt auch nichts. Das Wetter  macht, wie es ihm gefällt. Doof!

Schrankalarm

In meinem Kleiderschrank wird der Aufstand geprobt! Ich habe die Sommerkleider eigentlich schon verbannt – zumindest das meiste. Und stattdessen habe ich die Kaschmir- und Wollpullis, die Langarmoberteile und die Strickjacken nach vorne geräumt. Und jeden Tag habe ich bisher den Schrank aufgemacht, hab mich auf die schönen Kuschelteile gefreut und dann haben mir wieder die zu warmen Temperaturen einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Inzwischen ist es so weit, dass es aus meinem Schrank schimpft und tobt. Ich traue mich schon gar nicht mehr, die Schranktüre zu öffnen. Die „Kaschmir’is“ keifen mich an, dass sie endlich rauswollen weil es viel zu eng sei da drin. Die „Wolli“s“ schimpfen, dass ihnen langsam die Luft zu dünn wird da drin und die Langarmshirts verlieren vor lauter Frust schon die Farbe. Jedesmal, wenn ich an der Kaschmirbeige vorbei zu den T-Shirts greife, werde ich wieder angekeift. „Hey, so langsam wären wir mal dran, oder wie lange willst Du uns noch warten lassen?“

Ja, das frage ich mich auch. Wie lange wollen mich diese Temperaturen noch in den Wahnsinn treiben??? Aber es sieht ganz danach aus, als ob Petrus nun doch so langsam ein Einsehen hätte. Draussen bläst eine steife Bise um die Häuser und es wird kühler. Das Meteo prophezeit tatsächlich, dass die Temperaturen in den nächsten Tagen die 20-Grad-Marke nicht mehr knacken werden. Hurra! Mein Wetter ist im Anzug!!! 🙂

Ich habe mir also vorgenommen, heute mal einen der Pullis zum Einsatz kommen zu lassen. Das bedeutet zwar, dass ich Indoor schwitzen werde wie doof, weil die Häuser alle noch aufgeheizt sind … aber draussen kann ich endlich mal so ein schönes Teil ausführen. Und vielleicht ist dann auch endlich wieder Ruhe im Kleiderschrank und ich kann die T-Shirts endgültig verbannen. Schliesslich bin ich mit den Eisbären und Pinguinen verwandt – und möchte gerne auf einer Eisscholle leben. Also bitte: Alles über 20 Grad ist definitiv nicht mehr erwünscht!

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