von süss bis ungeniessbar

D A N K E

Ihr lieben Menschen da draussen: Es ist unfassbar, was ich mit euch gerade erlebe!

Was ihr alles für mich tut:

  • backen
  • kochen
  • Besorgungen machen
  • mich einfach umarmen
  • mir zuhören
  • kleine Zeichen schicken
  • mit mir Kaffee trinken
  • mir eine Crèmeschnitte bringen
  • mit mir spazieren
  • einfach für mich da sein

Nun – mein wunderbares Netz fängt mich auf. Dazu gehören meine Kinder, meine Eltern, meine wunderbaren Freundinnen und Freunde und soviele Menschen, die täglich an mich denken.

Man hat mir im Vorfeld prophezeit, dass sich das Netz nach dem Tod des Göttergatten ganz schnell ausdünnen wird und man letztlich alleine da steht. Wie froh bin ich, dass jeder seine eigene Geschichte schreibt und diese Geschichte für mich nicht zutrifft. Im Gegenteil! Niemals habe ich mehr Hilfsbereitschaft und Unterstützung gespürt. Ihr seid so wunderbar.

Eine liebe Freundin hat mir gesagt: „Ich habe keinen Moment daran gezweifelt, dass Du alleine gelassen würdest. Man erntet, was man sät und seit ich Dich kenne hilfst Du an allen Fronten. Jetzt sind einmal die anderen dran!“ Wow – sprachlos.

Ja, sprachlos gibt es auch bei mir. Selten – aber es kommt vor. Ich habe von meiner wunderbaren Mutter täglich in der Erziehung gelernt, für andere da zu sein. Das ist in meiner DNA. Und das ist für mich selbstverständlich und gibt mir viel. Dass es einmal andersrum sein könnte, davon bin ich gar nie ausgegangen. Es war bislang auch nicht wirklich nötig.

In den letzten drei Wochen war ich aber unzählige male froh, dass ihr lieben Menschen mir einfach vor die Füsse fallt, mit euren Ideen, Taten und eurer Liebe.

Ich fühle mich getragen, von allen Seiten. Es ist ein Privileg, ein solch stabiles Netz zu haben. Und es ist ein Privileg, eine intakte Familie zu haben, die ungefragt einfach da ist. MEINE wunderbare Familie. Und es ist genauso ein Privileg, nicht nur Bekannte zu haben, sondern eben echte Freunde. Menschen, die nicht fragen, sondern einfach machen. Ohne Bedingung und ohne ein Haar in der Suppe (stattdessen mit Hühnerfleisch und Gemüse – danke Claudia!).

Seit einigen Tagen bin ich wieder zurück in meinen Tätigkeiten und helfe selber wieder jenen Menschen auf dem Onkoplaneten, die sich gerade sehr alleine und verloren fühlen mit ihren Fragen und Ängsten. Dass ich das kann, habe ich euch allen zu verdanken. Ihr tragt mich so fest, dass ich wieder weitergeben kann, was mir gerade widerfährt.

Leute, ihr seid klasse. Danke!

Du bist immer bei mir

Drei Tage vor Deinem Tod haben wir auf dem Spitalbett zusammen Fingerabdrücke gesammelt. Ich habe Dir gesagt, dass ich Dich nach Deinem Tod auf meiner Haut verewigen will. Du fandest den Gedanken lustig und hast mir eine Menge nicht brauchbarer Abdrücke geliefert, weil Du es so machen wolltest, wie sie es in den Krimis machen. Den Finger von links nach rechts drehen – und das gab eine ziemlich unbrauchbare Sauerei (sorry für die bekleckerte Spitalbettwäsche …).

Nun, nach einigem Üben hat es dann doch noch hingehauen.

„Welchen Fingerabdruck gibts Du mir?“
„Den rechten Mittelfinger!“
„Hö?“
„Den hab ich jetzt dem Krebs über acht Jahre lang gezeigt, den Stinkfinger, jetzt darfst Du ihn für ein Tattoo haben!“

Klingt nach Dir? Jup, klingt definitiv nach Dir!!!!

Und heute habe ich es bereits getan: Ich habe Dich von Laura auf meinem Handgelenk (Puls) verewigen lassen. In einem Puzzleteil hat sie Deinen Fingerabdruck eingezeichnet. Dass es ein Puzzleteil sein würde, lag für mich auf der Hand. Es fehlt ein grosses Teil in unserem Familienpuzzle, seit Du nicht mehr da bist. Und Du hast gerne gepuzzelt – ich gar nicht. Und das Puzzlestück zeigt drei Ausbuchtungen (unsere Kinder und ich) und eine Einbuchtung (die Lücke, die Du hinterlässt).

Nun trage ich Dich nicht nur im Herzen, sondern auch auf der Haut.

P.S.: Unser Sohnemann hat mich begleitet, und er hat – in einer etwas kleineren Version – dasselbe Tattoo auch gemacht. Hättest Du das gedacht??? Ich nicht!!! Und er freut sich über diesen Schritt …

Lackierte Zehennägel

Eine Leidenschaft, die mein Göttergatte und ich immer geteilt haben, ist Wellness und SPA in all seinen Formen und Facetten. Er war einer der wenigen Männer, die es geliebt haben, sich massieren zu lassen und sein Gesicht, seine Hände und seine Füsse professionell pflegen zu lassen. Und er war der selbsternannte Saunagott – keine Sauna war vor ihm sicher – diesen Teil der SPA-Welten haben wir nicht geteilt. Ich mag keine Sauna.

Wir sind über mehrere Jahre zweimal jährlich in unser weltbestes Wellnesshotel nach Österreich gefahren – immer zusammen mit ganz vielen Freunden und Familie. Es war jedesmal, als ob wir nach Hause kämen. Alles war vertraut, alle haben uns gekannt und es roch schon beim Eingang nach „Seele baumeln lassen“.

Mein Mann war bekannt für seinen trockenen Humor und seine stille Art. Er war nie ein Mensch der lauten Töne – wenn er aber etwas sagte, dann sass es in der Regel genau am richtigen Ort. Und genau dafür wurde er auch dort geschätzt.

Jeden Tag watschelten wir in unseren flauschigen weissen Bademänteln und in den sanften Flauschilatschen ins SPA und freuten uns auf jede einzelne Behandlung wie kleine Kinder an Weihnachten.

Und nun hat mich gestern aus besagtem SPA von der Lieblingstherapeutin meines Mannes eine Mail erreicht. Sie hat von seinem Tod erfahren und hat mir geschrieben, dass sie ihn niemals vergessen werde. Und jetzt kommt’s:

„Wenn ich an Ihren Mann denke, dann immer mit einem Lächeln und der Erinnerung an die Pediküre, bei der ich ihm einmal zum Spass die Zehennägel rot lackieren durfte ….“.

Ja, da ist sie wieder – die Erinnerung an diese absolut kreischlustige Geschichte. Ich weiss noch, wie wir mit unseren Freunden und Kindern im SPA Kaffee sassen und er mit einem breiten Grinsen aus dem Pediküre-Raum kam. Wir konnten uns kaum halten, so haben wir gelacht. Und er war in Windeseile das Gesprächsthema im Haus: „Der Typ mit den rot lackierten Zehennägeln!“ Und er liess die Zehennägel die ganzen Ferien über so.

Danke liebe Gianna, dass Sie mich an diese Episode erinnert haben.

Und danke Mick, dass Du uns damals mit Deinem Humor so herzhaft zum Lachen gebracht hast.

Nicht zu fassen

Soviele Dinge sind aktuell für mich nicht zu fassen, obwohl mein rationales Denken sie eigentlich gut einordnen kann. Irgendwie bleiben sie gerade noch unfassbar.

Das Bild von Dir, wie Du in Hamburg vor der Bäckerei stehst, ist gerade mal ein Monat alt. Immer, wenn ich dieses Bild anschaue, brechen bei mir die Dämme. Es war unsere letzte gemeinsame Reise in unsere zweite Heimat. Ich wusste, dass es unsere letzte Reise sein würde. Du hast gehofft, dass Du das Unmögliche noch einmal schaffen würdest und der Kampf zurück noch einmal möglich sein könnte.

Wir haben in diesen vier Tagen in Hamburg jede Sekunde gemeinsam genossen. Wir haben unser Leben gefeiert und die Welt stand für eine kurze Zeit für uns still. Es hat sich alles angefühlt „wie früher“, als Du noch gesund warst. Ich weiss, dass ich unseren Kindern geschrieben habe, dass wir am liebsten dort in unserer heilen Bubble bleiben würden. Leider hatten wir aber am 30. Dezember einen wichtigen Onkotermin der uns zwang, zurück in die Schweiz zu fliegen.

Es hat noch nie so weh getan, aus Hamburg zurückzufliegen – mein Bauch wusste, dass es unser letzter gemeinsamer Flug sein würde. Ich schluckte es runter und war still. Wir waren vermutlich noch auf keinem Flug so still, wie auf diesem. Ganz tief in Dir drin denke ich, wusstest Du es auch. Aber Du wolltest Dir Dein „mir geits guet“ bewahren und die Hoffnung nicht verlieren. So, wie Du es über acht Jahre erfolgreich gemacht hast.

Und jetzt, wo wieder etwas Ruhe bei mir einkehrt (es sind schon zwei Wochen, seit Du gegangen bist), wird mir so richtig bewusst, dass die Menschen da draussen in der „WIR“- Form sprechen … und ich auf einmal in der ICH-Form. Ich habe gefühlt schon 100 Formulare ausgefüllt und überall muss ich ankreuzen „verwitwet“. Das fühlt sich hässlich an. Ich fühle mich immer noch verheiratet. Ich finde, dass der Ausdruck „verwitwet“ der dümmste Zivilstand ist, den man ankreuzen muss. Ja, Du würdest jetzt sagen: „Kreier ein eigenes Wort und mach einen Vorstoss!“ Ehm, also, mein Wort wäre dann „zwaralleineaberimmernochverheiratet“. Geht nicht? Okay, dann halt nicht …

All die schönen Erinnerungen mit Dir fühlen sich an, als ob sie gestern gewesen wären. Die Tatsache, dass Du gestorben bist, fühlt sich für mich schon so weit weg an. Mein Fokus liegt auf dem Schönen – eindeutig. Du wärst stolz auf mich, wie sehr ich mich über all die wunderbaren Erinnerungen freuen kann. Und wieviel ich lache! Du hast nicht gewollt, dass ich mich verkrieche. Ich bemühe mich sehr.

Und doch fühlen sich 1000 Momente falsch an. Und das werden sie noch lange – weil wenn ich die Haustüre höre, dann weiss ich, dass das nicht mehr Du sein kannst. Und das tut weh. Dein „Hallo, ig bi wider do“, fehlt so sehr.

Wenn Du hier mitliest, dann würdest Du jetzt sagen: „Sei froh, keiner mehr, der reinkommt und die Schuhe mitten im Eingang stehen lässt, weil er zuerst aufs Klo rennen muss.“
Weisst Du was? Ich wäre sogar um diese Schuhe im Eingang gerade sehr froh.

Ich schaff das, ich weiss … aber Du fehlst!

Bunt und mit viel Liebe

Hey Mick

Keine Ahnung, ob Du das lesen kannst. Und ich weiss auch nicht, ob ich jemals ein Zeichen bekommen werde. Ich kann Dir aber garantieren, dass heute unfassbar viele Menschen an Dich gedacht und Dich gefeiert haben.

Ich frage mich gerade, ob Du eigentlich gewusst hast, wie vielen Menschen Du wahnsinnig viel bedeutet hast. Du wurdest so geschätzt – und ich habe heute über Dich Geschichten gehört, die mir jede für sich ein Grinsen entlockt haben. Es klang alles so fest nach Dir. Und mir wurde klar, dass Du soviel Gutes getan hast, das Du immer für Dich behalten hast; weil Du bescheiden und leise warst. Und weil für Dich gute Taten selbstverständlich waren.

Ich hatte Dir versprochen, dass es nie eine Abdankung geben würde. Stattdessen wolltest Du, dass wir Dein Leben feiern. Das haben wir gemacht.

Ich hatte unglaubliche Helfer und Deine Hawaii-Reisebuddy Manu hat alles so wunderbar gemanagt. Du hast immer gesagt, Manu sei mir ähnlich. Jup – da hattest Du recht. Sie hat alles gerockt, wie ich es auch getan hätte – und damit hat sie nicht nur mir ganz viel Luft und Raum gegeben – sie hat es auch für Dich perfekt gemacht.

Deine Thailand-Reisebuddy Carmen war das Helferlein hinter Manu. Du hättest Dich mal wieder köstlich amüsiert über ihre liebevoll schusslige Art. Ich habe mehr als einmal die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und gesagt: Wenns jetzt donnert, dann ist es Mick, der sich kugelt vor lachen.

Es war alles so, wie Du warst:

– bunt
– liebevoll
– unkompliziert
– perfekt organisiert
– mit Zuckerstock
– mit Wurst und Bier
– mit Witz und Humor
– mit einem Augenzwinkern
– und mit unzähligen Ballongrüssen, die wir für Dich in den Himmel geschickt haben.

Unsere Enkelin hat bestimmt 5 Ballons hochgeschickt, auf welchen steht, dass sie so gerne von Dir eine Antwort hätte. Ich weiss, dass das nicht geht – sie weiss das aber nicht. Und wer weiss – eines Tages bekommt sie vielleicht Antworten auf Fragen, die sie an ihre Ballons erinnern werden, die sie für Dich losgelassen hat. Mit jedem der Ballons haben wir uns ein Stück an Dich erinnert, Dich aber auch ein Stück loslassen müssen.

Es war wunderbar, Dich so feiern zu dürfen. Ich glaube, dass es Dir gefallen hätte.

Ich liebe Dich.

Dani

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