Was zum Geier?????

Seit ich wieder zur studierenden Gruppe der Schweizer Bevölkerung gehöre, fahre ich auch wieder mehr Zug. Nicht meine Lieblingsbeschäftigung – aber mehr wegen der hässlichen Bahnhöfe. Das Zugfahren an sich wäre noch schön …

… wenn denn der Lokführer denselben Fahrplan im Kopf hätte, wie seine Fahrgäste.

Heute so geschehen: Ich sass im Schnellzug von Olten über Solothurn nach Grenchen Süd. Dort hatte ich mein Auto geparkt und freute mich nach einem langen Schultag auf das Abendessen, welches der Göttergatte gekocht hat.

„Nächster Halt, Grenchen Süd“, die Durchsage auf der Strecke zwischen Solothurn und Grenchen. Ich zog meinen Mantel über, ging in Richtung Ausgangstüre und dachte für einen kurzen Moment, dass der Zug aber noch ganz schön Fahrt hatte, dafür dass er in Kürze zum Stillstand kommen sollte.
Nun, was soll ich sagen: ER KAM NICHT ZUM STILLSTAND!!! Er bretterte volle Kanne durch den Bahnhof Grenchen und meine Gesichtsentgleisung habe ich oben im Bild fotografisch nachzuahmen versucht. Für einen kurzen Moment zweifelte ich an meinem Verstand. Dann guckte ich um mich und sah gefühlt 100 andere Menschen mit kreativen Gesichtszügen – von fragend bis entsetzt war alles dabei.

„Hätte dieser Zug nicht in Grenchen halten sollen“, platzte es aus mir heraus. Und los gingen die Diskussionen. Und dann kam sie schon, die Durchsage der netten Frau Zugbegleiterin:

„Aufgrund eines menschlichen Versagens seitens des Lokführers ist der Zug leider in Grenchen Süd durchgefahren.“

Ach neeeeeee????

Und nun? Alle fingen wie wild an, auf ihren Handys nach einem Rückfahrzug von Biel nach Grenchen zu suchen. Und dann kam die kreative rettende Durchsage der Frau Zugbegleiterin:

„Bitte begeben sie sich in Biel sofort zum ICE auf Gleis 3, dieser hält heute ausserordentlich in Grenchen Süd.“

Soweit so gut – Frau ist ja flexibel und rennt auch gerne mal innerhalb 2er Minuten vier Gleise durch den total überfüllten Feiearbend-Menschenstau im Bieler Hauptbahnhof. Und mit mir unzählige andere Menschen. Zack, Sprung in den Rettungszug und los gehts. Und weil es so lustig ist, gleich nochmal:

„Dieser Zug hält ausnahmsweise in Grenchen Süd“, die neue Frau Zugbegleiterin.

Und alle englischsprechenden Touristen, die bereits im Zug sassen und danach in Grenchen Süd ausgestiegen sind, dachten mit Sicherheit, sie seien in Solothurn. Auf der Anzeigetafel stand schliesslich „nächster Halt Solothurn“, weil der Zug ja planmässig nicht in Grenchen hätte halten müssen.

Ich dachte ja, ich sei die erste, die sowas erlebt hat. Nun schreibt mir aber gerade eine Freundin, dass am Samstag genau dasselbe auf genau derselben Strecke passiert ist. Drum meine Frage:

„Liebe SBB, kann es sein, dass Sie die neuen Lernenden alleine in die Führerkabine der Züge lassen? Falls ja, bin ich heilfroh, dass wenigstens die Gleise fix montiert sind. Wer weiss, wo wir sonst gelandet wären.“