Nicht anfassen bitte!

Wer mich kennt der weiss, dass ich in Bezug aufs Reisen nicht die Mutigste bin auf diesem Planeten. Ich buche immer irgendwelche Tripps, und kurz vorher geht mir der Popo auf Grundeis. Gerade eben ist mir sowas wieder passiert. Wie gut, dass ich einen Trip mit der mutigsten aller mutigen Freundinnen gebucht habe.

Mir graust vor den vielen Menschen am Flughafen, vor dem riesigen Flugzeug, bei welchem ich nicht weiss, wer da alles drin sitzt (vor dem Fliegen selber habe ich nämlich keine Angst) und die Passkontrollen, bei welchen ich nie weiss, was man mir in welchem Land alles wegnehmen könnte. Grundsätzlich einfach zuviele unbekannte Faktoren für einen Kontrollfreak wie mich.

Meine Reise würde so aussehen, dass ich das Gepäck im Flugzeug alles rund um mich herum versammeln würde. Im Cockpit sässe ich dabei obwohl ich keine Ahnung vom Fliegen habe und um meinen Hals hinge ein Schild, auf welchem „NICHT ANFASSEN“ stehen würde.

Meine liebe Begleiterin lacht sich regelmässig schlapp. Als reiseerprobte Kampfsau kennt sie all diese Ängste nicht. In ihrer App ist das Wetter immer besser als in meiner, das Gepäck kommt immer pünktlich und richtig an und am Zoll hat sie niemals Probleme. Soviel zum Mut, den sie mir immer macht.

Und weil es dann so kommt, wie es ja kommen muss in meinem Leben: Ihre Vorahnungen stimmen, meine leider auch. Ergo: Sie marschiert erhobenen Hauptes durch die Zollabfertigung und bei mir piepts! Klar doch. Nochmal zurück auf Feld eins – Uhr weg, Schuhe weg und nochmal. Piep!!!!!! Echt jetzt?
Ich werde zur Seite beordert und die Frau Zöllnerin macht einen Abstrich an meinen Händen. Piep!!!

Frau Zöllnerin: „Sorry, gute Frau, ihr Drogenabstrich ist positiv.“
Ich so: „Ja klar, Drogen … ausgerechnet ich.“
Frau Zöllnerin: „Bitte folgen Sie mir in die Kabine.“
Ich gucke irritiert und schaue hilfesuchend meine Freundin an, die verstohlen grinst.
Ich folge der Dame in die Kabine und sehe, wie sie Plastikhandschuhe montiert. In meinem Kopf gehen grad ein paar komische Filme ab … nicht ganz einfach, diese schreibtechnisch wiederzugeben.
Frau Zöllnerin hebt meine Bluse, betatscht mich von Kopf bis Fuss auf jedem Millimeter und macht dabei immer „mhm“, „ja“, „mhm“. Ich kann dieses Pokerface nicht lesen und bin echt etwas verwirrt, ob dieser Aktion.
Zum Schluss kniet sie vor mir auf dem Boden und begutapflet meine Zehen.
Ich gucke zu ihr runter und sage: „Ich habe keine Ahnung, was sie genau sie suchen, aber es ist doch ganz schön schräg.“
Sie steht auf, guckt mich emotionslos an und meint: „Haben sie Handcrème eingerieben?“
Ich so: „Ja klar, wieso?“
Sie runzelt die Stirn und mir fällt es wie Schuppen von den Augen:
„Meine Handcrème enthält CBD (Cannabis)!!!!“
Sie: „Voilà, da haben wir den Übeltäter.“

Echt jetzt, Leute – eine banale Handcrème – das darf doch wohl nicht wahr sein. Aber ja, ich bin sowas von selbst schuld. Ich, schwarzhaarige Kurzhaarfrau – meine Freundin langhaarige Blondine. War ja klar, wen sie filzen würden.

Was lerne ich daraus? Geh niemals mit einer Blondine in die Ferien. Die hat immer freies Geleit.

Aber: Wir sind letztlich gut dort angekommen, wo wir hinwollten. Und mit den Temperaturen lag meine App richtiger als ihre – es ist nicht ganz so warm, wie sie es erwartet hat 🙂 .