Seid ihr auch schon einmal jemandem auf den Leim gegangen? Das ist ein hässliches Gefühl, vor allem dann, wenn man sich in absoluter Sicherheit wähnt, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Ich bin kein Mensch, der prophylaktisch davon ausgeht, dass irgendwie und irgendwo immer eine Leiche im Keller liegt. Von daher kann es durchaus passieren, dass ich blauäugig jemandem auf den Leim gehe (und das, obwohl ich braune Augen habe…). Ich musste aber wieder einmal lernen, dass man heute kaum noch jemandem trauen kann – schon gar nicht, wenn es sich in irgendeiner Form um den Begriff ONLINE handelt.
Das Tochterkind und ich haben tatsächlich beide nicht bemerkt, dass wir bei Lernunterlagen für eine Prüfung einem Drittanbieter auf den Leim gegangen sind, der mit dem eigentlichen Prüfungsgeschehen gar nichts zu tun hat. Ich dachte ja, wir seien beide durchschnittlich intelligent und man könnte uns nicht so leicht an der Nase herumführen. Weit gefehlt! Wir haben es beide erst bemerkt, als es schon lange zu spät war und das Geld für die Unterlagen abgebucht worden ist.
Der absolute Hammer ist aber die Tatsache, dass wir uns danach gewehrt haben. Wütend, argumentierend, verletzt und im Glauben an das Gute im Menschen einmal mehr erschüttert. Zuerst einmal bissen wir dabei aber auf Granit. Geld zurück? Sicher nicht! Wieso denn auch, schliesslich waren wir ja selber schuld, dass wir nicht bemerkt hatten, dass man uns mit verschwiegenen Tatsachen verarscht hatte. Etwas zu verschweigen ist nämlich nicht gleichbedeutend mit Lügen. Wenn man aber beim Informationsfluss die richtigen Dinge verschweigt, dann kommt zum Schluss nichts anderes heraus, als eine Lüge. Zwar nicht ausgesprochen oder niedergeschrieben – aber trotzdem existent. Man kann jemanden damit wunderbar fehlleiten. Hat funktioniert!
Nun ja – wer mich kennt der weiss, dass ich sowas schlecht einfach auf mir sitzen lassen kann. Also habe ich alle Register gezogen und mit der Veröffentlichung besagter Institution auf meinem Blog gedroht. Unschön, aber offenbar sehr effektiv. Man hat uns doch tatsächlich kurze Zeit später angeboten, uns das Geld zurückzuerstatten. Ach neeeeee? Und was wäre nun, wenn ich keine Bloggerin wäre? Dann hätte ich der Kohle winken und mich weiterärgern können, ohne auch nur eine Entschuldigung zu hören? Traurig – aber das scheinen heute die üblichen Machenschaften zu sein. Ich merke: Ich werde auch noch mit fast 50 Jahren lernen müssen, mit harten und manchmal unfairen Bandagen zu kämpfen. Anders kommt man heute nirgends mehr hin. Ich bin dann mal kurz weg – Boxhandschuhe kaufen…
Aber auch als Nicht-Blogger(in) kann man zumindestens pro forma mit Veröffentlichung drohen, wenn man sich eindeutig im Recht sieht. Das Medium ist egal, man muss nur überzeugend wirken.
Einen schlechten Leumund kann sich auch ein dubios agierendes Unternehmen nicht lange leisten.
Das Problematische am Veröffentlichen ist, dass sich viele Menschen dieses Mittels bedienen (besonders gern anonym), auch wenn es gar keinen richtigen Grund gibt und die Menschen einfach nur unzufrieden mit sich und dem Leben sind. Da driftet man leicht in die Geschäftsschädigung ab.
In deinem Fall hat sich aber das Unternehmen ertappt gefühlt und deine Androhung als reale (und offenbar berechtigte!) Gefährdung angesehen und lieber rechtzeitig eingelenkt.
„[…] Ich bin kein Mensch, der prophylaktisch davon ausgeht, dass irgendwie und irgendwo immer eine Leiche im Keller liegt. […]“
Da unterscheiden wir uns ein bisschen. Ich lass mich lieber davon positiv überraschen, wenn doch KEINE Leiche im Keller liegt. 🙂
Ob das jetzt besser oder angenehmer ist, weiß ich nicht.
Tja,sowas ist mir auch passiert und ich habe denjenigen ohne Boxhandschuhe besucht…Und mein Geld zurück bekommen,aber erst nach einem blauen Auge und einer gebrochen Nase.Also lass lieber die Boxhandschuhe,die Feder ist die schätfere Waffe und mit Handschuhe ist schlechter schreiben.LG Peter
Jap, recht hast Du … eigentlich! 🙂