von süss bis ungeniessbar

Kopfkino

Bekanntlich bin ich seit knapp 3 Jahren Hundemama. Und ich habe in dieser Zeit extrem viel über Hunde, aber noch vielmehr über mich gelernt. Ich weiss auch, dass Hunde nicht so denken können wie wir. Sie funktionieren anders – in ihrem Kopf passieren nur klare Verknüpfungen. Schlenker und Umwege in den Hirnsynapsen kapieren sie nicht, das verwirrt sie nur. Und doch mache ich immer wieder den Fehler, dass ich glaube, meine Fellnase Ellie könnte denken wie ich.

Wenn ich in der Küche am Werkeln bin und Ellie hört ein Raschelgeräusch, dann geht es ein paar Sekunden und …

… sie präsentiert ihr schönstes Sitz. Ihr Blick sagt eindeutig und ganz klar: „Guck, ich armes Tier hatte schon lange nichts mehr – bekomme ich bitte bitte bitte auch ein bisschen?“ Und ich Idiotin lasse mich immer wieder dazu hinreissen, ihr zu erklären: „Ellie, ich kann Dir davon nichts geben, das tut Dir nicht gut, davon wird Dir schlecht.“ Ja, klar … bestimmt versteht sie davon JEDES WORT!

Irgendwann stoppt dann mein Kopfkino für einen kurzen Moment und ich merke, dass ich mich zum Idioten mache. Dann sage ich ihr mit fester Stimme: „Ellie, geh an Deinen Platz!“ Sie tut das freudig schwänzelnd und …

… schaut dann ganz stolz, um mir mitzuteilen: „Jetzt bin ich am Platz; bekomme ich jetzt dafür etwas?“ Ach herrje! Dieses Kopfkino macht mich fertig. Kann denn dieser Hund nicht einfach mal anders gucken. Desinteressiert oder einfach so, dass ich nicht so ein verdammt schlechtes Gewissen haben muss. Aber hey: Ich war im Hundetraining, ich weiss, dass sie mich verarscht. Also sage ich mit fester Stimme: „Guter Hund, bleib!“ Und dann …

… holt Ellie die ultimative Killervariante raus. Sie legt die Schnauze enttäuscht zwischen die Pfoten, macht einen lauten und tiefen Atmer und guckt, als ob ich sie mit Eiswasser begossen hätte. In meinem Kopf höre ich, wie sie sagt: „Mensch, bist Du gemein. Ich mache Sitz, ich mache Platz, ich gucke freundlich und Du? Nix! Nicht mal ein Leckerli.“

Und mein Kopfkino läuft weiter und ich mache mit schlechtem Gewissen das Abendessen und erkläre jedesmal, wenn ich raschle und Ellie wieder von ihrem Platz hüpfen will: „Nein, brauchst nicht zu kommen – es ist nicht für Dich, das hab ich Dir doch schon erklärt.“

Wie gut, dass niemand hört, was ich meinem Hund mit meinem Kopfkino so alles zu erklären versuche … vermutlich würde ich sonst in der Klappse landen.

Fellnasen sind sowas von clever …

 

Voll schwul?

„Ey Mann.“
„Meinst Du mich?“
„Ja, klar, oder siehst Du sonst noch jemanden?“
„Ich bin aber kein Mann.“
„Und?“
„Wieso dann ey Mann?“
Das heisst Hallo!“
„Und warum sagst Du dann nicht einfach Hallo?“
„Weil das schwul ist!“
„Hallo ist schwul?“
„Jap!“
„Wie kann das schwul sein?“
„Nur so, halt….! Voll schwul sogar!“
„Und warum sprichst Du so mit mir?“
„Warum nicht?“
„Weil wir uns nicht kennen!?“
„Egal! Anders ist voll schwul!“
„Aha – also auch schwul….“
„Jap.“
„In Deinem Leben ist wohl einfach alles schwul, wie!?“
„Ey, Mann, willst Du Probleme?“
„Nein, warum?“
„Ich bin nicht schwul!“
„Hab ich auch nicht behauptet!“
„Doch, Du hast gerade gesagt, mein Leben ist voll schwul!“
„Hab ich nicht!“
„Pass bloss auf, was Du sagst!“
„Aha, und sonst?“
„Ich habe keine Angst vor Dir.“
„Brauchst Du auch nicht!“
„Dann produzier mich nicht!“
„Tue ich doch gar nicht, zudem heisst es provozieren, nicht produzieren.“
„Siehst Du, Mann, das meine ich!“
„Was denn?“
„Du produzierst mich extra!“
„Nein, tue ich nicht!“
„Hast Du eine Zigarette – muss mich abregen!“
„Ich rauche nicht!“
„Aber ich!“
„Tja, das ist dann wohl Dein Problem!“
„Mann, jetzt reg mich nicht schon wieder auf!“
„Hab ich das?“
„Ja, Mann! Was kann ich denn dafür, wenn ich kein Geld für Zigaretten habe?“
„Und was kann ich dafür?“
„Sei still – ich muss mich abregen.“
„Gerne.“

Laute Stille!

„Du hast echt Glück, dass ich gute Laune habe.“
„Hab ich das?“
„Ja, normal haue ich Leuten wie Du auf die Schnauze.“
„Hä? Was hab ich denn getan?“
„Du hast gesagt ich bin schwul und ich soll nicht rauchen.“
„Hab ich nicht!“
„Du hast sowas von Glück, Mann, ich sag Dir!“

Das war der Tag, an welchem ich mit Fragezeichen im Gesicht an der Bushaltestelle zurückblieb und den Bus verpasste … ganz schön schwul, oder?

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