von süss bis ungeniessbar

Der kleine Nachtisch

Der Göttergatte und ich waren mit zwei lieben Menschen zum Nachtessen im Restaurant verabredet. Auf dem Plan stand ein Fondue Chinoise in gemütlichem Ambiente – und bekanntlich überisst man sich dabei immer. Die Gefahr, dass man beim Reden, Lachen, gemütlichen Sitzen und Beisammensein einfach unbedarf reinschaufelt, ist relativ gross. Wir haben also mehr als genug gegessen – aber meine Devise: Ein Nachtisch geht immer … so ein ganz Kleiner halt …

Auf der Karte war die Auswahl gross und schmackhaft und ein Nachtisch hiess „Vo auem e chli“ – auf Hochdeutsch „Von allem ein wenig“. Dies sollte gemäss Beschreibung eine Entdeckungsreise durch die gesamte Dessertauswahl sein. Klang verlockend und der Göttergatte meinte: „Ja, nimm doch das – das hattest Du schon beim letzten mal … da ist von allem so ein kleines Müsterchen auf dem Teller.“ Ich so: „Hä? Ich hatte das schon mal? Echt jetzt? Ich kann mich nicht erinnern.“ Er so: „Doch, ich erinnere mich, das war einfach so ein Auswahlteller mit kleinen und feinen Dingen.“

Ja gut, wenn der Göttergatte das sagt, dann würde das wohl stimmen. Ich kann mich bis heute nicht erinnern, dass ich das schon mal gegessen haben soll – noch viel weniger, als das kleine und feine Etwas serviert wurde:

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Mich traf beinahe der Schlag. Hallo??? Dieser Nachtisch hätte für eine ganze Familie gereicht und von kleinen Müsterchen konnte keine Rede sein. Die Nachtischplatte (Teller?) hat locker den halben Tisch abgedeckt. Es war einfach nur riesengross und ich wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte – zumal mein Magen vom Fondue Chinoise bereits mehr als voll war. Klar, dass der Göttergatte mit seinem Handy meine Überforderung mit dem Nachtisch bildlich festhalten musste. Zur „Strafe“ musste er übrigens auch zünftig mithelfen, den kleinen Nachtisch zu vertilgen. Der Kellner hatte wohlweislich auch schon von Anfang an zwei Löffel gebracht! Habe ich schon erwähnt, dass mir immer noch schlecht ist? Es hat wohl wunderbar geschmeckt … aber was zuviel ist, ist nunmal einfach zuviel. Und die beiden lieben Menschen, die mit uns am Tisch sassen, haben sich köstlich amüsieren können über die „kleine Auswahl“ und mein „Entsetzen“ …. 🙂

Nach fünf Wochen …

… im neuen Leben, zu welchem nun leider auch eine erschreckende und lähmende Diagnose meines Göttergatten gehört, versuche ich mich an das neue Normal zu gewöhnen.

Ich habe keine Ahnung, ob und wie so etwas jemals gelingen soll. Inzwischen haben wir alle gemerkt, dass die runde Kugel namens Welt sich weiterdreht, als ob nichts geschehen wäre. Für uns hat sich aber von einer Sekunde auf die andere alles verändert. Rund um uns herum läuft alles weiter wie gewohnt. Das ist manchmal ein komisches Gefühl – oft aber auch einfach nur gut, weil wir sonst den Boden unter den Füssen komplett verlieren würden.

Noch nie mochte ich Achterbahnfahrten – jetzt weiss ich wohl auch, wieso das so ist. Es gibt nichts Schlimmeres, als die Achterbahn des Lebens. An einem Tag geht es kurz nach oben und es fühlt sich gut an. Oben bleibt es einen Moment stehen und man kann kurz Luft holen, um dann im steilen Sturzflug wieder nach unten zu stürzen und starr vor Schreck regungslos im Leeren zu liegen. In etwa so fühlt sich das Leben seit fünf Wochen an. Und dann gibt es noch diese unendlich langen Tage im Vakuum; oder im Niemandsland. So nenne ich die Grauzone zwischen Leben und Funktionieren. Das mechanische Abspulen von Routinedingen und die unendlich vielen Leerläufe, weil die Gedanken einfach nicht zu kontrollieren sind und sich ständig um den neuen Familienbegleiter namens „Krankheit“ drehen.

Die Frage nach dem WARUM habe ich inzwischen in den Keller verbannt. Es bringt nichts. Es gibt schlicht keine Antwort auf diese Endlosschlaufe.

Ich merke, dass ich gerne ab und zu wieder schreiben möchte. Genauso merke ich aber auch, dass das unbeschwerte Schreiben der Modepraline aus dem alten Leben irgendwie nicht mehr möglich ist. Warum? Nun ja: Das alte Leben gibt es nicht mehr. Wir versuchen alle, unseren Weg im neuen Leben irgendwie zu finden. Und das einzig schöne dabei ist, dass wir zusammenhalten wie Pech und Schwefel. Die Familie, die Freunde – das Netz funktioniert! Sonst kann ich leider dem Ganzen keinen Sinn abgewinnen. Es gibt auch keinen Sinn. Ich meine: Worin sollte der Sinn bestehen, aus einem wunderschönen und sattgrünen Kleeblatt einfach ein Blatt wegreissen zu wollen? Und weil so etwas nur sinnlos sein kann, werden wir das nicht einfach so geschehen lassen. Wir kämpfen gemeinsam, halten uns fest und rücken näher zusammen als je zuvor. Sich geschlagen geben ist keine Option.

Die Kampffront steht bereit – allen voran der Göttergatte, umgeben von seiner Modepraline, dem Tochterkind, dem Sohnemann, der ganzen grossen Familie drumherum und allen lieben Freunden. Gang egal, was die Achterbahn für Kurven und für ein Tempo vorgibt – wir haben uns angeschnallt.

 

Wir sagen danke…

…für alle guten Wünsche…

…für die hübschen Karten…

…für Blumen…

…für Schutzengel…

…für unzählige SMS…

…für viele E-Mails…

…für aufmunternde Briefe…

…für jeden einzelnen positiven Gedanken…

…für die Tatsache, dass ihr uns alle tragen und kämpfen helft…

Wir haben der unheilbaren Krankheit den Kampf angesagt und der Göttergatte pfeift auf die Statistiken. Er will seine eigene Statistik machen – seine Aussage: „Trau keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast!“

Wir geben ALLES – und freuen uns, dass wir ein offensichtlich hervorragendes Netz haben, welches uns trägt.

DANKE, ihr Lieben! 🙂

„Persönlich “ live on air

Heute hat das Schweizer Radio SRF mich als Talkgast ins Solothurner Stadttheater geladen. Zusammen mit dem Solothurner Stadtpräsidenten wurde ich eine Stunde lang von dem bekannten Fernsehgesicht Daniela Lager interviewt. Eine Stunde klingt nach unglaublich viel – es ging aber so rasend schnell vorbei, dass ich dachte: „Wow, beim Zahnarzt fühlt sich eine Stunde definitiv länger an!“

Für unsere Moderatorin Daniela Lager war es die Premiere als Talkmasterin beim Radio SRF – entsprechend flatterten ihre Nerven. Ich fand es beruhigend zu sehen, dass Vollprofis noch zittrige Hände haben, wenn sie vor einer Sendung stehen. Angemerkt hat man ihr aber gar nichts. Sie hat souverän durch die Sendung geführt, das Publikum mit ihrer witzigen Art miteinbezogen und uns zwei Talkgäste wunderbar angeleitet. So hat diese Stunde ein Riesenspass gemacht und hat sich ein bisschen angefühlt wie Kaffeetrinken mit Freunden. Dass bei einer Radiosendung aber derart viel Publikum anwesend sein würde, dass sich das Stadttheater schon um 9 Uhr füllte (Sendebeginn war 10.00), damit hätte ich echt nicht gerechnet. Umso überraschter war ich, als ich überall bekannte Gesichter entdeckte. Treue Blogleser/innen, Familie, Freunde und Menschen, welche an einem trüben Sonntagmorgen früh aus dem Bett krochen, um uns zuhören zu können. Chapeau!

Ich muss gestehen, dass ich weder nervös noch sonst irgendwie angespannt war und ich hatte schon Angst, ich hätte etwas vergessen, weil ich so ruhig war. Aber dem war nicht so: Es war ein witziger Talk mit einem unglaublich tollen Publikum, welches uns durch diese Talkstunde klatschte.

Ich habe nach der Sendung gedacht, ich müsse nun doch kurz einmal die Statistik meines Blogs checken, um zu sehen, ob und wieviele Menschen sich nach der Sendung bei der Modepraline einloggen. WOW!!! So etwas habe ich ja noch nie erlebt. Ich bin ohnehin sehr verwöhnt mit meinen Leserzahlen – aber innerhalb von drei Stunden beinahe 10’000 Klicks, das habe ich in meiner Zeit als Bloggerin noch nie gehabt. Danke, liebe Leute! Ich bin saumässig stolz und freue mich darüber sehr. Auf dem folgenden Link ist der Download zur Sendung aufgeschaltet – wer also noch reinhören möchte … nur zu. Einfach halt in Schweizerdeutsch – aber das schaffen auch meine Freunde aus Deutschland! Viel Spass…

http://www.srf.ch/sendungen/persoenlich

Wer kommt mit?

TV-Nachrichten, Zeitungsberichte und Radiostationen sorgen dafür, dass wir auf gar keinen Fall zu optimistisch werden. Klar, das ist der Job der Journalisten. Sie müssen uns darüber aufklären, was in der Welt passiert. Aktuell ist das nicht gerade wenig. Tagtäglich gibt es neue Kriege, neue Verbrechen und die Dimensionen an Gruselphantasien nehmen ganz neue Ausmasse an. Ich frage mich manchmal, ob da wirklich Menschen am Werk sind. Aber: Ja, denn der Mensch ist nunmal das einzig derart kranke Wesen auf diesem Planeten. Weiterlesen

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