von süss bis ungeniessbar

Von der Raupe zum Schmetterling …

… das wäre der Optimalfall der weiblichen Wechseljahre. Sich verpuppen, schlafen, schlüpfen und wunderbar leicht und neu erschaffen durchs Leben flattern. Mir wollte das nicht so recht gelingen. Ich habe mich zwar verpuppt, geschlafen, bin dann aber aus meinem Cocon gefallen und mit einem relativ kompakten Körper und viel zu kleinen Flügeln unsanft gelandet. Irgendwie lief das nicht wie geplant. Und weil mein Ego und meine ständig schweissgebadete Seele einen Booster brauchten, habe ich mich in die Hände DER lustigsten Schweizer Profistylistin Luisa Rossi begeben.

Ich habe mich ihr blind anvertraut – ein ganz neues Gefühl für mich. Normalerweise bin ich diejenige auf der beratenden Seite. Was für eine Herausforderung für ein Alphatierchen wie mich.

„Vertrau mir, ich mache das!“

Ich war sowas von gespannt, was jemand aus mir machen würde, der mich nicht aus meinem Alltag kennt.

„So meine Liebe, jetzt sage ich was geht – und hole noch die passende Tasche!“

Ich hatte eigentlich nur den Auftrag, geschehen zu lassen, was geschehen würde. Und sie rannte wie ein Wiesel durch den gesamten Riesenstore von PKZ an der Zürcher Bahnhofstrasse.

… okay, ein Missgriff durfte sein – ich fühlte mich wie Currywurst in Pelle …

Ansonsten brachte mir Luisa so ziemlich alles, was ich in meinen Schränken nicht ohnehin schon habe – ich wollte raus aus meiner Comfortzone!

„Stell Dich mal hin wie ein Model!“
„Knick die Hüfte ein ….!“
„Okay, lehn Dich an die Wand!“ (Anlehnen kann ich …)

Ich habe keine Ahnung, wieviele Schritte Luisa gemacht hat. Ich weiss nur, dass ich geschwitzt habe wie ein grunzendes Tier mit Ringelschwänzchen. Und das alleine vom ständigen Umziehen.

„Statement-Shirts gehen immer!“
… zugegeben, diese Jacke habe ich dazwischen gemogelt …
„Luisaaaaaa – ich schwiiitze!!!“
Spuren eines Stylingmarathons …
… und ich musste nicht mal aufräumen.
Kombis, die mir sonst niemals eingefallen wären … uns die passende Tasche zum Schuh …
… und Kleider, die ich im Leben nicht beachtet hätte …

Es tut manchmal gut, sich aus der gewohnten Zone herauszuwagen und den Lead jemand anderem zu geben. Luisa war heute meine Schokolade für die Seele und der Booster für mein Ego. Wer weiss, vielleicht lernen ja auch kompakte Schmetterlinge mit kleinen Flügeln noch fliegen. Luisa hat da ganze Arbeit geleistet.

… wenn Yoga-Cracks entspannen, dann ist Spass garantiert …
Gute Laune auf zwei Beinen 🙂

Wer sich einmal in sehr begabte, lustige und ausgesprochen sympathische Hände begeben möchte – ich kann sie nur empfehlen.

Danke für dieses Erlebnis, meine liebe Luisa.

Was wäre wenn …?

Ich krame in letzter Zeit häufiger mal in den Schubladen mit den alten Fotos drin. Oder ich scrolle mich auf FB durch die Erinnerungen. Und dann frage ich mich: Würde ich etwas anders machen, wenn ich die Lebenszeit zurückdrehen könnte?

Meine Antwort ist immer dieselbe: Ich würde nichts anders machen! 🙂

Stellt euch vor, man könnte zurückgehen und würde nur einen einzigen Tag verändern – das Leben würde dadruch einen völligen anderen Weg gehen. Jede Minute prägt unseren Lebensweg. Und jede Veränderung würde genau diesen Lebensweg umlenken. Hätte, würde, täte und könnte sind dabei energiefressende Attribute. Dinge, die unabwendbar sind, könnte man nämlich auch rückblickend nicht verändern.

Ich blicke zurück auf inzwischen über 51 Jahre und möchte kein einziges davon missen. Weder meine Kindheit, noch meine Jungend, noch meine Zeit als junge Erwachsene, als Ehefrau, Mutter, Freundin, Geschäftsfrau, Tochter, Schwester oder Gegnerin … nichts davon möchte ich ändern. Alle diese Dinge haben mein Leben bisher so spannend und abwechslungsreich gemacht. Und die schier unlösbaren Aufgaben haben mich wachsen lassen.

Zugegeben: Es gibt Lebensaufgaben, auf die ich gerne verzichten könnte und die mich manchmal in die Knie zwingen. Aber diese könnte ich auch nicht ändern, wenn ich nochmal von vorne anfangen könnte. Denn manche Überraschungen hält das Leben einfach ungefragt bereit, selbst wenn sie noch so beschissen sind. Man muss sie irgendwie annehmen und versuchen, damit zu leben.

Fazit: Ich würde wieder toben, wenn Mama mir die verhassten Kniestrümpfe anzieht – ich würde in der Rebellionszeit wieder die Schule schmeissen (stellt euch vor, ich wäre eine Akademikerin geworden … nicht auszuhalten, dieser Gedanke) – ich würde wieder meinen Göttergatten anhimmeln – ich würde jederzeit wieder JA zu einem Leben mit ihm sagen – ich würde wieder Mama von zwei wunderbaren Kindern – ich wäre wieder eine leidenschaftliche Schreiberin – ich würde mich wieder mit meinem kantigen Charakter sehr oft unbeliebt machen (und es ginge mir genauso am Hinterteil vorbei, wie es das heute tut) und ich hätte dieselben unersetzlichen Freunde, die ich heute habe. Und alle Fehler, die ich gemacht habe, würde ich wieder machen – denn alles andere wäre wieder eine fatale Veränderung meines Lebensweges.

Und ihr so?

A D H S

Alles Dreht sich Heute nur noch um Schwierige Kinder. Deshalb ADHS. Wehe, ein Kind hat einfach….nichts! Totaler Aussenseiter! Das geht gar nicht. Heutzutage hat man entweder eine Intoleranz (Laktose, Fructose oder sonst irgendeine -ose), man hat Asperger oder ein ADHS. Oder zumindest ein ADS, ohne H. Auch die unzähligen Allergien dürfen wir nicht vergessen. Echt jetzt? Ich möchte heute nicht mehr Lehrer/in sein. Man stelle sich nur vor, man müsse eine Schulreise planen. Da wird der früher zwar anstrengende, aber lustige Tag zur logistischen Meisterleistung. Aufpassen, dass klein Anna keine Nüsse erwischt. Der freche Lukas darf auf gar keinen Fall irgendwas mit Milch haben und die süsse Sina ist allergisch auf Fruchtzucker. Ach ja: Achmet isst aus glaubensgründen nichts, was einmal gegrunzt hat und Ayshe darf im Baggersee nicht schwimmen, weil sie die Kleider nicht ausziehen darf. Weiterlesen

Ein schwarzes Schaf im Emmental

Dies, meine lieben Leser/innen, ist ein Gastbeitrag einer guten Bekannten aus dem Emmental:

Warum assoziiert man mit dem schwarzen Schaf eigentlich etwas Schlechtes? Wenn alle Schafe weiss sind und eines schwarz (was ich persönlich hübscher finde, weil weiss zu schmutzigem Beige wird), dann ist es doch nur anders.

Bleibt die Frage, ob anders schlecht ist.

Also ich bin Zeit meines Lebens schwarz im Sinne von anders. Ja ok, mein Haar ist dunkel, aber das gibt es ja öfters. In meiner Heimatstadt Düsseldorf fiel ich damit nicht so auf. Eher mit meiner etwas rebellischen Art, und mit der Verweigerung, mit dem Strom zu schwimmen und Männer als Mass aller Dinge zu akzeptieren.

Mit Anfang 20 machte ich mich dann auf ins Land wo Milch und Honig fliessen, die Kühe lila sind und der Käse riesige Löcher hat. Das Land, in dem Heid, Peter und der Almöhi  jodelnd die Berge runterrodeln. Und ich wurde die erste Frau, die in der Schweiz Autos verkaufte (kein Scheiss) –  ein schwarzes Schaf eben!

Das grenzte schon beinahe an Gotteslästerung – sowas geht offenbar gar nicht!

Ich hörte tatsächlich Sätze wie: „Du nimmst den Männern die Arbeitsplätze weg. Frauen bleiben daheim, versorgen die Kinder und hüten das Feuer.“ Kein Witz! Ich glaubte zunächst an eine besondere Art Humor – aber ich lachte nicht lange darüber. Als nächstes kam der mit dem Hitler. Deutsche!!???? Sie schlugen das Kreuz, hängten sich Knoblauchketten um den Hals (sinnbildlich) und diskutierten mit mir über Judenvernichtung und Weltkrieg, obwohl ich öfter darauf hinwies das ich 1960 geboren wurde, der Krieg aber 1945 beendet war. Ein schwarzes, hochdeutsch sprechendes Schaf also.

Ich lernte meinen zukünftigen Ehemann kennen, seines Zeichens Emmentaler, Geschäftsmann, Offizier und A-Liga Eishockeyspieler – also ein Vorzeigeschweizer. Er brachte mir bei, dass im Emmental noch der Handschlag zählt und dass Zusammenhalt, Neutralität und Ehrlichkeit gross geschrieben werden. Er schloss sein Auto nicht ab, selbst mit Wertgegenständen drin und auch die Wohnungstür blieb meist unverschlossen. Wir sind schliesslich in der Schweiz.

Wir heirateten – der Emmentaler und das schwarze Schaf.

Wenn wir mit den 3 Kindern durchs Emmental fuhren, konnte es passieren, das er unvermittelt mitten auf der Strasse  anhielt, pathetisch mit dem Arm in die Runde deutete und ausrief: „Kinder, das ist Heimat!“ Und die Kids verdrehten die Augen und stöhnten: „Jetzt kommt der schon wieder mit seiner Heimat..!“

Wir zogen gemeinsam unsere 3 Kinder auf in einem Bauerndorf im Emmental auf, bauten ein Haus. Nun waren wir 4 schwarze Schafe und ein Graues. Die Kinder und ich wurden mit Vorurteilen und Neid überschüttet. An Schulfesten sassen wir allein am Tisch, eingeladen wurden wir nie und als auch noch bekannt wurde, dass ich nicht nur Deutsche bin, sondern noch italienisch-türkische Wurzeln habe, eine Harley fahre und ohne meinen Mann in den Ausgang gehe, wurden Fenster und Türen abgeschlossen, wenn ich auftauchte.

Dann passierte unser Schicksal: Wir waren gezwungen, eine Hypothek auf unsere Geschäftsliegenschaft aufzunehmen, um den darin befindlichen Garagenbetrieb zu modernisieren. Kein Problem, wie die Bank meinte. Ein gesunder, 120 Jahre alter Familienbetrieb und eine Liegenschaft an guter Lage bergen kein Risiko. Und doch wurde uns die Hypothek nach einiger Zeit unter fadenscheinigen Gründen gekündigt. Das geforderte Geld trieben wir durch den Verkauf unseres Hauses, also unseres Daheims auf. Da erhöhte die (ortsansässige) Bank ihre Forderungen. Wir schafften es noch einmal, das Geld aufzubringen, worauf die Bank den Freihandverkauf ablehnte und die Versteigerung einleitete, welche sie abrach als sie bemerkten das in unserem Auftrag jemand mitsteigerte. Wir wurden an Ort und Stelle enteignet.

Und ich sass da und dachte daran, wie mein Mann damals gesagt hatte, dass im Emmental der Hangschlag noch etwas gelte. Wörter wie bodenständig oder Zusammenhalt kamen mir wieder in den Sinn – während unsere Nachbarn, Bekannte und Freunde, Weggefährten und

Kollegen die Hand hoben, um unser Hab und Gut zu ersteigern, statt uns zu helfen.  Tja … und jetzt – jetzt sind wir 5 schwarze Schafe!

Ich bedanke mich bei meiner Gastautorin für diese eindrückliche Geschichte!

Ab morgen wird alles anders…

…und das ist totaler Quatsch! Warum? Weil ich es doch nicht schaffe…und weil

…Schokolade morgen noch genauso gut schmeckt, wie heute…
…Handtaschen immer noch in den Schaufenstern stehen und nach mir rufen…
…Schuhe niemals zuviel sein können…
…der Magen irgendwie immer knurrt…
…die Restaurants nicht alle schliessen, nur um mich fernzuhalten…
…die Disziplin und ich wohl niemals dicke Freunde werden…
…ich kochen immer noch langweilig finde…
…ich mit der Geduld nach wie vor auf Kriegsfuss stehe…
…das Meer immer noch gleich nass und blau ist wie eh und je…
…ich Reisen immer noch doof finde…
…Computer für meinen Geschmack immer noch viel zu viele Knöpfe haben.

Genau das sind ein paar von vielen Gründen, dass eben dann doch wieder alles beim alten bleibt. Das bedeutet also im Klartext, dass meine Speckrollen bleiben werden, meine Handtaschen und Schuhe sich nach wie vor stapeln, ich viel zu viel auswärts schlemmen werde, ich weiterhin nicht in der Küche zugange sein werde, alles immer schnell sein muss und ich die Koffer weiterhin nicht für Reisen packen werde – auch wenn man diese am Computer wunderbar von zu Hause aus buchen könnte: Aber der hat ja eben zuviele Knöpfe.

Drum: Ab morgen wird gar nix anders! Es bleibt, wie es ist … Punkt – Schluss!

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