Ein Jahr genau ist es her, als wir erfahren haben, was wir in über acht Jahren Leben auf dem Onkoplaneten befürchtet hatten: Der Krebs hatte beim Göttergatten in die Knochen gestreut.
Die vorgängig ständig stärker werdenden Schmerzen hatten uns bereits auf Alarmbereitschaft gestellt und die Bildgebung hat uns genau vor einem Jahr vor die bittere Tatsache gestellt, dass das Krabbenvieh nun offenbar auf Siegeskurs durch den Körper meines Göttergatten unterwegs war. Wir hatten in all den Jahren viele Befunde vor uns gehabt, bei denen wir wussten, dass es eng werden würde. Beim Befund vor einem Jahr war mir aber klar, dass es unsere letzte Kampfrunde im Ring gegen dieses Vieh werden würde.
Es war auch der erste Befund, bei welchem der Göttergatte spürte, dass sein Optimismus und sein unbändiger Lebenswille nicht mehr reichen würden. Die Schmerzen, die der Krebs in den Knochen verursachte, konnte er nicht mehr wegdrücken. Die Bestrahlung lief ins Leere und die Medikamente verursachten nur noch Nebenwirkungen. Von Wirkung konnte keine Rede mehr sein.
Trotz allem hat er mit aller Kraft noch einmal versucht, mit allen medizinischen Registern das Steuer rumzureissen. Und: Wir sind noch einmal zusammen nach Hamburg geflogen. Bewusst und im Wissen, dass das wohl unsere letzte Reise sein würde.
All dies und die Tatsache, dass es abends immer früh dunkel ist und dass man draussen nicht mehr einfach so auf Menschen trifft, machen die aktuelle und kommende Zeit bis zum ersten Todestag NICHT zu meiner Lieblingszeit.
Ich kann es wohl handeln … und ich knicke auch nicht ein, aber es ist einfacher, bei Sonnenschein und Vogelzwitschern den Kopf über Wasser zu halten, als gerade jetzt. Und der ständige Nebel ist auch kein helfender Begleiter. Gar nicht!
Aber: Ich klopfe mir trotzt allem stolz auf die Schulter und muss sagen, dass ich finde, dass meine Lebenseinstellung und meine innere Stärke mir wunderbar durch die letzten 10 Monaten geholfen haben. Und ich werde auch künftig nicht aufhören, das Leben jeden Tag zu geniessen.
Wer sich also bis heute nicht mit dem Tod befasst hat – vor allem mit der eigenen Endlichkeit, dem kann ich nur empfehlen, das einmal gründlich zu machen. Es lebt sich nämlich danach viel leichter.
Deshalb schliesse ich auch in zwei Wochen meine Ausbildung zur Trauerbegleiterin ab – es geht vieles einfacher, wenn man die Augen vor der Tatsache nicht verschliesst, dass wir ALLE einmal gehen.
Manchen früher, andere später – aber es bleibt keiner!
Liebe Daniela, oh ich kann in allen in dich rein fühlen und dich verstehen. Diese Zeit ist schwer und es wir in den kommenden Wochen sicherlich nicht einfacher. Ich kränke mich vor Weihnachten ohne Peter . Ich hatte am 3 November so ein Tag an dem ich dachte vor einem Jahr kam noch zu dem ganzen Krebs noch ein Schlaganfall dazu . Ich bewundere dich für deinen Mut eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin zu machen , Deine Art wie du bist ,wie ich kennenlernen durfte wird bestimmt vielen Trauernden helfen .Danke für deine Einblicke, dein Sein es ist was ganz besonderes! Umarmung Karin
Liebe Karin, danke für die Blumen 🙂
Nun, mein Credo ist: Wenn ich auch nur einer Person aus der Spirale nach unten helfen kann, dann ist das schon mehr, als ich mir an einem Tag wünsche. Miteinander ist alles soviel einfacher, als alleine. Deshalb braucht es Menschen, die sich zutrauen, auch hinzuhören wenn es schwierig und traurig ist.
Ich denke oft an Dich und hoffe, dass Du möglichst gut über die düsteren Tage kommst und das Weihnachten schnell vorbei geht. Mir graut auch davor!
Herzgruss, Daniela