von süss bis ungeniessbar

Wenn aus Lachen Panik wird

Es ist schön zu wissen, dass da draussen sich ganz viele Menschen fragen, warum die Modepraline aktuell nicht sehr aktiv auf ihrem Schreibkanal ist. Es erreichen mich täglich Fragen von Leser-/innen. Danke dafür! Ihr seid spitze – ich weiss, dass ihr merken würdet, wenn es mich nicht mehr gäbe.

ABER: Es gibt mich noch – einfach gerade in einer sehr für mich ungewohnten Form. Ich, die Starke, die für alles immer eine Lösung hat und wunderbar anderen aus dem Schlamassel helfen kann, stecke gerade selber fest im Morast der Trauer und der Verarbeitung. Eine ausgewachsenen Panikattacke vor wenigen Tagen hat mich komplett aus der Spur gespült. Ich dachte kurz, dass es das jetzt gewesen sein muss mit mir. Mein Gehirn hat meinem Körper Dinge suggeriert, die das System komplett zum Erliegen gebracht haben. Dankeschön! Hätte ich nicht wirklich gebraucht.

Ich habe mit Wut, Trauer, Selbstvorwürfen und Verzweiflung reagiert. Ich hatte doch alles so gut im Griff und dann hat aus dem Hinterhalt diese miese Panik zugeschlagen.
Warum?
Warum jetzt?
Warum passiert das mir?

Nun, ich habe glücklicherweise sofort Hilfe geholt und weiss nun, dass mein Kopf mich ganz schön verarscht. Und eigentlich tut er das auch nur, weil ich ihn lange acht Jahre darauf trainiert hatte, nichts zu vergessen, alles zu merken, nichts zu verpassen und niemals die Kontrolle zu verlieren. Nur so war es möglich, die Krankheit meine Göttergatten managen zu können. Ich habe mich selber zum Onkokrieger an der Front trainiert – jederzeit einsatzbereit. Und dann?

Mit dem Tod meines Mannes hat der Krieg von jetzt auf gleich aufgehört und mein Gehirn scheint noch nicht zu verstehen, dass es aus dem Kriegszustand wieder auf Normalmodus schalten könnte. Nun – acht Jahre Kampf-Training muss man sachte wieder abtrainieren. Das passiert nicht von selber – wie ich gedacht hatte.

Das Lachen ist mir also gerade mal vorübergehend gehörig vergangen. Ich musste:

. Hilfe holen
. Hilfe annehmen
. Schwäche zulassen
. Kontrolle abgeben
. Hilfsmittel einsetzen.

Alles Dinge, die mir schwer fallen. Ich stehe nämlich gefühlt mein ganzen Leben schon immer auf der Helferseite. Und ich lerne grad, wie verdammt viel schwieriger es ist, Hilfe anzunehmen. Ich gefalle mir nicht in der aktuellen Rolle. Aber: Meine Psyche holt ungefragt ganz viele Bilder der 8 Kampfjahre wieder in meine Bewusstsein, von denen ich dachte, ich hätte sie ganz gut in der Büchse der Pandora verstaut. Leider hat mein Unterbewusstsein den Schlüssel gefunden und es passieren Dinge, auf die ich gerne verzichtet hätte.

Acht Jahre auf dem Onkoplaneten hinterlassen Spuren.

Fiese Albträume holen mir unzählige Situationen auf sehr schräge Art wieder ins Bewusstsein. Und immer stehe ich im Traum auf der Verliererseite. Ich schaffe nicht, was ich schaffen sollte – ich finde nicht, was ich finden sollte – ich erreiche nicht, was ich erreichen sollte und ich wache auf und bin gerädert und traurig.

Hätte es da noch mehr gegeben, das ich hätte tun können für meinen Göttergaten? Mein Kopf weiss: NEIN – DU HAST ALLES MENSCHENMÖGLICHE GETAN! Mein Unterbewusstein und meine Träume suggerieren mir: DOCH, DU HÄTTEST NOCH MEHR TUN MÜSSEN!

Aktuell versuche ich, mich aus dieser fiesen Spirale zu kämpfen. Und ich stehe zum Glück nicht alleine im Ring. Neben Familie und Freunden habe ich einen hervorragenden Profi-Coach, der sowohl fachlich als auch aus Erfahrung in meiner Ecke im Ring steht und mir im richtigen Moment die eingesteckten Schläge verarztet. Und der dafür sorgt, dass ich weiterkämpfe – diesmal einfach für mich!

Und wenn wir schon im Ring und damit im Sport sind: Besagter Profi hat mir sogar Sporttipps gegeben, wie ich lernen kann, eine Panikattacke selber abzuwenden. Dazu gehören unter anderem auch Rumpfbeugen! Leute, stellt euch mal das unsportlichste Geschöpf Westeuropas vor, wie es 10 Rumpfbeugen machen sollte. Alleine das Bild in meinem Kopf hat dafür gesorgt, dass ich so lachen musste, dass mein Zwerchfell mir die Angst kurzfristig aus dem Brustkasten geschüttelt hat.

Danke dafür!

Ich werde wieder zur Alten … es braucht einfach grad etwas Zeit und Geduld. Und das ist ja bekanntlich meine Kernkompetenz …

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10 Kommentare

  1. Erika

    Ich finde gerade die richtigen Worte nicht, aber möchte nicht weggehen ohne ein Herz-Emoji dazulassen, wenn ich könnte.

  2. Werner Schläfli

    Liebe Daniela : Da kann man kaum etwas dazu sagen … ausser: Es wäre ja eigenartig, wenn nach dieser grossen Anstrengung („Kampf“) & dem Fehlen von Mick nun kein „Loch“ gekommen wäre.
    Und Du machst auch das wieder in Deiner starken und vorbildlichen Art: Hilfe holen & akzeptieren, dass man nicht alles selber schaffen kann.
    (Fast) Sprachlos & (ganz) herzlich
    werner
    .

    • modepraline

      Danke lieber Werni – er fehlt mir jeden Tag und jetzt im Frühling fühlt es sich falsch an, dass alles erwacht, nur er nicht. Aber keiner hat gesagt, dass das Leben einfach sei ….
      Ich drücke Dich!

  3. Brigitte Bart

    Hey Daniela
    Musste grade ein bisschen schmunzeln, wie du das trotzdem alles meisterst!
    Und das Lachen immer bei behalten, auch wenn’s manchmal schwer fällt 💪🏻
    Grüsse von mir, vielleicht kennst du mich noch, waren in jungen Jahren mal Nachbarn am Lerchenweg 🙋🏼‍♀️
    Brigitte

    • modepraline

      Klar kenn ich Dich noch – aber da hattest Du einen anderen Nachnamen (Simoneit???).
      Ja, das Lachen kommt wieder … sachte, aber es kommt wieder! 🙂

  4. Katharina Aebi

    Von Herzen einfach alles Gute und viiiel Kraft und Geduld!
    Und schön zu hören, dass Sie das Lachen trotz allem nicht verlernt haben.

    • modepraline

      Der Tag, an dem ich weiss, dass ich nie mehr lachen werde, dürfte dann wohl mein Letzter sein. Und davon bin ich hoffentlich grad noch ein bisschen entfernt! Dankeschön 🙂

  5. Marti Beatrice

    i wünsche dir ganz viel chraft
    au i ha das hälfersyndrom und bi siit guet 3 johr i dere spirale
    die wird sich au no lang hiizieh
    ha au mega respäkt vor somne zämebruch und muess au immer wieder lehre hilf aznäh
    isch nid eifach….🤗
    luege mr zäme füre 🐞🍀
    heb dr sorg 🙋‍♀️

    • modepraline

      Dankeschön – mi het aber nid s Hälfersyndrom a dä Punkt brocht, sondern dr 8-jährig Kampf zäme mit mim Ma um sis Läbe. Das het übel Spure hingerloh …

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