… seit Du nicht mehr da bist!
Heute ist es auf den Tag genau ein halbes Jahr her, seit ich Dich das letzte mal umarmen konnte. Es fühlt sich gerade furchtbar an.
Ich habe Dir eine gute Reise gewünscht und Du hast Deine Augen für immer geschlossen. Mir war klar, dass es für immer sein würde. Allerdings war mir nicht ansatzweise klar, wie weh diese Endlichkeit tun wird.
Bestimmt schüttelst Du jetzt irgendwo verständnislos den Kopf und sagst:
„Sei froh, dass Du mich los bist. Ich habe Dir so viele Sorgen gemacht, die Du nun nicht mehr haben musst.“
Mick, Du hast keine Ahnung! Ich habe mir Deinetwegen wohl viele Sorgen gemacht, und es waren nicht immer einfache Jahre auf dem Onkoplaneten. Aber die Zeit ohne Dich, die ist auch nicht gerade ein Spaziergang. Es gibt Phasen, das funktioniert alles bestens und ich gehe aufrecht durchs Leben. Und dann gibt es die Tsunamis, die aus dem Hinterhalt zuschlagen und mich so richtig aus der Bahn spülen. Ja, das kann auch wunderbar am schönsten Strand in den Ferien passieren, wie ich gerade unschwer erleben kann.
Ich versuche gerade einzuordnen, dass ich nie wieder
… von Dir umarmt werde …
… mit Dir blöde Sprüche machen kann …
… über Deine Ess-Flecken auf dem Bauch lachen kann …
… von Dir getröstet werde, selbst wenn es Dir schlechter geht …
… von Dir gesagt bekomme, dass alles irgendwie gut wird …
… in den Ferien beim Tanzen von Dir getreten werde …
… mit Dir zusammen über unsere Enkelkinder staunen kann …
… irgendetwas mit Dir zusammen tun kann.
Status? RICHTIG BESCHISSEN!!!!
Ja, die vermeintlich Starke knickt grad übel ein. Du würdest es nicht verstehen, weil Du immer dachtest, es müsse einfacher sein ohne Dich und den Krebs. Und es gibt Phasen, das fehlt mir diese Zeit nicht – aber NUR DIESE Zeit, in denen ich akut Angst haben musste. Alles andere fehlt. Vor allem aber fehlst Du!!!
Und Dein Satz: „Ich habe kein Angst um Dich, Du wirst das locker schaffen“, der war nur ein klitzekleines bisschen richtig. LOCKER ist es aber nicht einmal vielleicht. Im Gegenteil. Es ist ein verdammter Marathonlauf. Vorher bin ich 8 Jahre lang immer gespurtet mit einem neuen Ziel. Jetzt bin ich seit einem halben Jahr in einem Marathon, bei dem mir das Ziel nicht klar ist. Mal geht es besser, mal weniger. Im Moment gerade weniger …
… ich vermisse Dich!
Liebe Daniela es ist leider so und ich denke wird immer so bleiben.
Eines ist ganz sicher, auch was wir durch gemacht haben und sicher nicht immer einfach war .
Jetzt fehlen Sie und das tut weh
Ja, liebe Susi – und es wäre komisch, wenn wir nicht um sie trauern würden. Das ist der Preis der Liebe. Ein Leben lang zusammen und auf einmal nicht mehr … das hinterlässt eine grosse Lücke. Wir werden diese Lücke nie füllen können, aber wir können lernen, immer ein Stück besser damit umzugehen …
Unser Herz hat auch ein Gedächtnis!
Queen haben in ihrem Song „Face it alone“ den unvorstellbaren Schmerz und die Brutalität der Tatsache, dass man nun seinen Weg alleine gehen muss, auf bewegende Art und Weise festgehalten, treffender geht es meiner Meinung nach nicht.
Das Gefühl, dass „die eigene Seele lebend verbrennt“ und die Ohnmacht über die Tatsache, dass man auf sich allein gestellt ist, sind der Preis wahrer Liebe.
Es sind die Momente, wenn unser Verstand diese Tatsache schon längst akzeptiert hat, unser Herz und unsere Emotionen, also unsere Seele rebelliert und uns im Trauerprozess in den Abgrund reisst.
Aber, wir haben auch ein emotionales Gedächtnis. Es hilft mir in solchen Momenten, irgendetwas inniglich zu umarmen, die Augen zu schliessen, tief und ruhig zu atmen und dann alles in Erinnerung zu rufen, der sanfte Druck des Körpers, die Wärme, der Geruch, die Zartheit der Haut, das Kitzeln der Haare, die herzliche Stimme und alle Emotionen, Geborgenheit, Hoffnung, Verständnis, Trost und Liebe.
Unendliche, bedingungslose Liebe! Dieses einzigartige Gefühl, das alle Sorgen, jede Angst und jeden Schmerz pulverisiert.
Ja, dann schöpft unsere Seele Kraft und die Überzeugung ist unverrückbar klar, der Tod kann die Verbundenheit liebender Seelen nicht trennen. Niemals!
Das bedeutet aber, dass der unsägliche Schmerz des Verlusts noch so lange wiederkehren wird, vielleicht das ganze restliche Leben lang, bis auch unser Herz und unsere Seele den unsäglichen Verlust akzeptiert haben…
…aber, wir sind nicht einsam, sondern nur noch alleine. Und wir können jederzeit unser Herz öffnen und all die Schätze hervorholen, die wir über all die glücklichen Jahre sammeln durften!
Und für dieses Geschenk in unserem Leben müssen wir dem Schicksal dankbar sein.
… und wie ich dem Schicksal dankbar bin dafür, dass ich all diese Jahre erleben durfte. Nicht viele finden diesen einen Menschen, mit dem man den Plan hatte, alt zu werden. Wir hatten diesen einen Menschen an unserer Seite und deshalb wissen wir, wie weh es tut, wenn er auf einmal nicht mehr da ist.
Jede dieser schmerzhaften Erfahrungen auf unserem Weg ohne den Partner macht uns ein Stück stärker, um die Kraft für unseren Rest des Lebens aufzubringen.
Und wir lernen bei unserem Marathon jeden Tag etwas dazu. Schmerzhaft, aber lehrreich.
Danke Nr. 24 🙂