von süss bis ungeniessbar

Ein Leben ohne Glitzer

Die Meldungen in den hiesigen Radiostationen und Zeitungen haben mich erwischt: Die EU verbietet ab Mitte Oktober die Einfuhr von Glitzer. Diese Headline alleine klingt furchtbar – fast so, als ob die EU Regenbogeneiscreme und Einhörner verbieten möchte!

De facto ist es aber so, dass vor allem jener Glitzer (vor allem zu finden in Nagelstudios) verboten werden soll, der sich löst und in den Umweltkreislauf gelangt. Der Mikroplastikpartikel wegen; diese schaden der Umwelt und töten die Fische, welche in den Gewässern dann mit dem Plastik um die Wette schwimmen.

Soweit, so gut. Mein erster Gedanke war aber unweigerlich: Haben wir echt keine anderen Probleme als GLITZER???
Euer ernst jetzt?
So quasi: Wir retten die Welt, indem wir den Glitzer verbieten?

Mein zweiter Gedanke: Die Fast Fashion Giganten wie H&M und Zara und Co., die tonnenweise Klamotten im Überschuss produzieren, welche notabene meist aus Polyester (Plastik) sind, lässt man gewähren. Dies im Wissen, dass sie damit nicht nur bei der Produktion in den 3. Weltländern alles kaputt machen, sondern die Überschüsse erst noch verbrennen und damit eine Menge Dreck in die Luft schicken. Polyesterprodukte geben übrigens bei jeder Wäsche Plastikpartikel ins Wasser ab – aber dies nur so am Rande. Hauptsache, sie verkaufen keinen losen Glitzer.
Macht Sinn, oder?

NEIN, macht es natürlich nicht – zumindest nicht für meinen bescheidenen Verstand. Irgendwie hat sich der Mensch bei der Problemlösung insofern perfektioniert, als dass er die wirklich grossen Probleme gerne elegant umschifft, indem er viele kleine schafft. Die sind einfacher zu handeln und schneller zu lösen. Und man steht vielleicht morgen schon als Held-/in da.

Okay, meine rettende Heldin ist immer noch Pippilotta. Sie macht sich die Welt, widde widde wie sie ihr gefällt. Und sie stemmt zwar ihr Pferd und kein Einhorn, aber ihre Welt ist so wunderbar einfach und unkonventionell! Sie braucht dafür nicht mal Glitzer – stattdessen hat sie ein Äffchen, eine kunterbunte Villa und macht einfach alles möglich!

Manchmal, wenn die News in mein Gehirn drängen, denke ich für einen kurzen Moment: Wie cool es doch wäre, wenn unsere Welt viel mehr Pippilottas und viel weniger glitzerverbietende Sesselpupser hätte. Aber eben: Worüber sollen dann die Medien berichten? Immer nur Kriege sind ja auch langweilig – da bieten Glitzernews schon etwas mehr Abwechslung.

Ich glaube, das Leben wird um einiges einfacher, wenn man aufhört, die Welt verstehen zu wollen. Ich arbeite daran – täglich!

Vierbeiner müssen draussen bleiben?

Da lese ich in einer grossen Schweizer Tageszeitung, dass der Trend der Wohneigentümer dahin geht, bei der Vermietung von Wohnungen ein Haustierhalteverbot auszusprechen. Hä? Statistiken belegen, dass immer mehr Menschen einen treuen Vierbeiner (egal ob Hund oder Katze) als Haustier halten. Und mindestens genauso ist sogar medizinisch erwiesen, dass Haustiere dem Menschen gut tun. Der Kontakt mit Tieren senkt die Herzfrequenz, den Blutdruck und das Ausschütten von Stresshormonen. Das Immunsystem wird gestärkt und die Leute werden weniger krank. Dies bedeutet, dass es weniger Arztbesuche braucht und auch die Herzinfarkte werden weniger – alles Dinge, welche medizinisch nachzulesen sind.

Zum anderen ist nicht selten das Haustier der engste Lebenspartner des Menschen. Ein Tier tut der Seele gut, weil es spürt, wie es seinem Halter geht. Es stellt keine Forderungen, hinterfragt nicht und liebt bedingungslos. Gerade in der heutigen Zeit sind dies Werte, welche sonst vielerorts verloren gegangen sind. Und dennoch werden die Vierbeiner häufiger verboten als früher. Da soll noch einer die Welt verstehen.

Ich bin selber Hauseigentümerin in einer Stadt, wo die Verbote noch viel rigoroser ausgesprochen werden, als auf dem Land. Es wäre mir noch nicht einmal im Traum in den Sinn gekommen, Haustiere zu verbieten. Warum auch? Das ist doch eine Einschränkung der Privatsphäre. Das wäre, wie wenn ich in den Mietvertrag schreiben würde, dass nur bei geschlossener Türe gepupst werden darf – oder wo und wie der Mieter seine Schuhe zu versorgen hat. Bitte? Solange ein Tier ordentlich gehalten und nicht gequält wird, gibt es nicht einen einzigen vernünftigen Grund, die Tierhaltung in einer Mietwohnung zu verbieten. Wenn eine Familie mit Kleinkindern einzieht, macht man schliesslich auch nicht die Auflage, dass die Kinder nicht weinen oder sich nicht im Wohnzimmer übergeben dürfen. Das müsste aber theoretisch dann ja die Konsequenz sein. Kein Lärm, kein Dreck!

In meinen Wohnungen werden Haustiere weiterhin erlaubt sein und ich frage mich, ob wir so langsam aber sicher verblöden, dass wir täglich mehr Verbote verhängen. Irgendwann wird man noch gebüsst, wenn man im Wald rülpst – es könnte den Förster stören…

Zeig mir Dein Gesicht

Der Schweizerische Natinonalrat hat sich für ein gesamtschweizerisches Verhüllungsverbot (Burka, Nikab etc.) ausgesprochen. Dies soll für den öffentlichen Raum gelten – oder einfach für Orte, welche für die Allgemeinheit zugänglich sind. Und obwohl ich keiner Partei angehöre und selten politisch werde, sage ich dazu: Recht so!!

Die Gegner haben zwar als schlagendes Argument die Tatsache ins Feld geführt, dass kaum verhüllte Menschen in der Schweiz leben und man mit diesem Verbot vor allem Touristen treffen würde. Dies schwäche das Tourismusland Schweiz. Ich sage dazu: Kompletter Blödsinn! Warum? Ganz einfach:

Wenn ich ein Land bereise, welches andere Werte, Traditionen oder Religionen pflegt, als ich das gewohnt bin, so informiere ich mich darüber und halte mich an deren Regeln. Will ich das nicht tun, so bleibe ich zu Hause! Es würde mir selbst als Atheistin nicht im Traum einfallen, im Vatikan mit unbedekten Armen oder einem Minirock eine Kirche zu betreten. Genauso weiss ich, dass man in einer römisch katholischen Kirche den Hut vom Kopf nimmt. Bereise ich ein muslimisches Land, halte ich mich an deren Gepflogenheiten. Damit respektiere ich das Land und deren Bewohner. Alles andere wäre brüskierend. Weiterlesen

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