von süss bis ungeniessbar

Habt ihr schon mal versucht…

…eine Woche lang keine Tagesschau zu sehen und auch keine Zeitung zu lesen. Ich habe mir eingeredet, dass die Welt besser wird, wenn ich es mit Medienabstinenz versuche. Blödsinn! Hat nicht funktioniert – im Gegenteil: Nach einer Woche kommt dann die geballte Ladung Informationen der letzten sieben Tage auf einmal. Und das macht „Wumm“! Das haut den stärksten Menschen aus den Schuhen.

Ich weiss also jetzt, dass die Welt nicht besser wird, wenn ich mir die Nachrichten nicht mehr antue. Sie fühlt sich auch nicht besser an, denn die Menschen um einen herum diskutieren das Weltgeschehen genauso. Man bekommt halt einfach nur Bruchstücke mit und weil ich bekanntlich ziemlich neugierig bin, will ich dann doch wissen, was auf der Welt passiert. Also geht die totale Abstinenz nicht. In der heutigen Zeit von Headlines am Kiosk, LED-Tafeln am Bahnhof, Computer, Radio, TV und Co. ist es schlicht unmöglich, dem Weltgeschehen aus dem Weg zu gehen. Da sind mir die homöopathischen Dosen  immer noch lieber, als die Killerkeule nach ein paar Tagen Abstinenz.

Ich frage mich, wohin man flüchten müsste, um von all den Greueltaten der Welt einfach nichts mehr hören  zu müssen. Vermutlich wäre es die abgelegenste Alp fernab der Zivilisation. Anders dürfte es kaum möglich sein. Und wenn sich auf der Alp ein Wanderer beim Durchmarschieren auf einen Schwatz einlassen möchte, dann müsste man gleich vorab schon klären, dass man NUR über die guten Dinge sprechen möchte. Alles andere wäre tabu.

Kennt ihr jemanden, der diesen Weg gewählt hat? Mich würde wahnsinnig interessieren, ob ein solches Leben in der heutigen Zeit noch funktionieren kann. Ich merke, dass ich abstumpfe, was Greueltaten angeht. Inzwischen gehören Dinge wie das Massaker zum Frühstück, Bombenanschläge zum Mittagessen und Amokläufe zum Abendbrot einfach zur Tagesordnung. Was für eine grauenvolle Welt! Und auch die vielen Beileidsbekundungen in den sozialen Medien machen sie nicht besser … 🙁

Nach dem Dschungelcamp ist vor dem Dschungelcamp

Wenn das Leben einen vor schier unlösbare Aufgaben stellt und der Alltag zur absoluten Herausforderung wird, dann sucht sich jeder seinen ganz persönlichen Weg, um damit umgehen zu können. Ich habe den Weg der totalen TV-Idiotie gewählt.

Die letzten zwei Wochen habe ich jeden Abend die wahren Probleme des Lebens beiseite geschoben und mich den weltbewegenden Herausforderungen von gescheiterten Existenzen im australischen Dschungel hingegeben. Da flennten Botox-Boy und Psycho-Tante mit Boxenluder und Pornosternchen um die Wette. Vor gefühlt drei Millionen Kameras wurden privateste Intimitäten verbal ausgetauscht und keine Spinne war vor den Z-Promis sicher.

Es ist inzwischen jedem klar, dass nur total entgleiste Pseudopromis im australischen Dschungel um die blumengeschmückte Krone kämpfen – schliesslich bekommen diese Helden von RTL eine Menge Geld dafür (über die genauen Summen wird jedes Jahr spekuliert). Witzigerweise kenne ich ausschliesslich Menschen, welche dieses Format NIEMALS schauen würden. Die Einschaltquoten sind aber derart gut, dass die Sendung jedes Jahr zur selben Zeit wieder während zwei Wochen täglich läuft. Also ich glaube kaum, dass ich alleine es geschafft habe, diese Quote derart hoch zu halten. Ich gestehe aber, dass das Format sowas von dämlich ist, dass ich es mit Genuss jeden Abend geschaut habe. Es ist so unglaublich weit von der Realität entfernt, dass ich damit täglich zwei Stunden den Ernst des Lebens einfach vergessen konnte. Eigentlich ist auch nur mit absoluter Konzentration der Ekelfaktor der Sendung zu ertragen … beim Essen von Krokodilvagina und Kamelhirn müsste man sich sonst nämlich übergeben. Ganz zu schweigen von den Fischaugen und den lebendigen Riesenmehlwürmern.

So, und nun? Aus die Maus! Der Dschungelkönig ist gekrönt (Marc Terenzi – aber das nur so nebenbei) und mein Hirn sucht verzweifelt nach einem Ersatz für das allabendliche Timeout. Voraussetzung: Es muss wirklich richtig idiotisch sein, nicht zum Nachdenken anregen, total fernab jeglicher Realität und reine Zeitverschwendung. Wer eine Idee hat, bitte vortreten! Dankeschön. Schliesslich dauert es jetzt ein Jahr, bis sich die Verblödung wieder im australischen Dschungel breitmacht.

Supertalent?

Im deutschen Privatfernsehen läuft ein Format, welches sich Supertalent nennt. Per Definition ist ein Supertalent jemand, der eine bestimmte große Fähigkeit von Geburt an besitzt, ohne diese besonders erlernt oder trainiert zu haben. Manche nennen diese Menschen auch gerne „Wunderkinder“.
Nun ja: Was sich da an Kreaturen bei diesem Fernsehformat aber versammelt, hat ganz offensichtlich rein gar nichts mit Talent zu tun. Ich habe einmal einen Abend lang diesen selbsternannten Talenten zugeschaut und mich gefragt, ob es wirklich so viele Menschen geben kann, die irgendwo eine Wette verloren haben müssen. Anders kann ich mir nicht erklären, warum man sich öffentlich auf diese Weise zum Affen machen müsste. Das müssen verlorene Wetten sein. Oder aber der akute Mangel an der mindesten Intelligenz, die man sich von einem Zweibeiner erhofft.

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Ich wollte nicht…

…über den 9/11 schreiben. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, dass ich auch zum 15. Jahrestages dieses tragischen Ereignisses in Amerika nichts kommentieren werde. Und nun mache ich es doch. Warum? Schon den ganzen Tag über wird man im Radio auf allen Kanälen immer wieder an diesen schrecklichen Tag erinnert. Und jedesmal laufen in meinem Kopf die Bilder dieses Tages ab. Offenbar ist es in mir nach wie vor sehr präsent…

Ich weiss noch, dass ich damals mit Grippe auf dem Sofa vor dem Fernseher lag. Meine Stimmung war im Keller, weil wir eigentlich in den Ferien in Dubai sein sollten – weil ich aber beschlossen hatte, eine fiese Grippe zu bekommen, lag ich stattdessen zu Hause. Das Telefon klingelte und mein Mann meinte völlig aufgebracht: „Schalt den Fernseher ein, schnell!“ Ich so: „Er läuft schon. Warum?“ Er: „Schalt auf NTV!“ Weiterlesen

Lauter Fussballprofis

Die Fussball-Europameisterschaft läuft seit Tagen auf allen TV-Kanälen. Die Zeitungen sind voller Berichte über die Fussballspiele und es wird analysiert bis zum Erbrechen. Ich gestehe: Ich bin kein Fussballfan, schaue aber sehr wohl zu, wenn unsere Schweizernati spielt. Aber ich werde mich hüten, mitzureden, denn ich verstehe null und gar nichts davon. Ich sehe nur, dass (im Normalfall) 22 Männer hinter ein und demselben Ball herrennen, um ihn in ein Netz zu befördern (im Idealfall ins Netz der gegenerischen Mannschaft). Soviel zu meinem Fachwissen. Das war es dann aber auch schon. Ich verstehe bis heute nicht, warum nicht jeder seinen eigenen Ball bekommt! Weiterlesen

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