von süss bis ungeniessbar

SALE – SALE – SALE – SALE

Seid ihr in den letzten Tagen mal durch eine Stadt spaziert? Sind euch auch aus allen Schaufenstern dieselben Plakate ins Auge gesprungen? Rot mit weisser Schrift: SALE! Oder neonfarben mit schwarzer Schrift: SALE!

Die Zeit des grossen Ausverkaufes und der Schnäppchenjäger ist angebrochen. Ich muss gestehen, dass ich diese Zeit nicht ausstehen kann. Da werden manche Menschen zu Tieren und wissen nicht mehr, wie man sich zu benehmen hat. Da wird im Kopf ein Schalter umgelegt und der Anstand geht flöten. Und an den Kassen wird versucht, den Preis noch mehr zur drücken. Ich bekomme da regelmässig die Krise und gehe in dieser Zeit möglichst nicht in die Geschäfte.

Etwas ist mir nun aber definitiv ganz extrem aufgefallen: An den Wühltischen stehen auf einmal nicht mehr massig Leute – und auch die roten Prozentzahlen ändern nichts daran, dass die Geschäfte überschaubar wenige Kundinnen und Kunden haben. Die krassen Kaltstarts der Schnäppchenjäger von früher scheinen nicht mehr das zu sein, was sie mal waren. Und nun könnte man darüber diskutieren, woran das liegt. Dann kommen Erklärungen wie der Onlinehandel, das Wetter, die Börse oder weiss der Geier was noch. Ich wage mal ganz einfach zu behaupten, dass der DAUERSALE, der inziwschen 12 Monate im Jahr irgendwo aktiv ist, keinen Menschen mehr in ein Geschäft lockt. Früher hatten wir zweimal jährlich Ausverkaufszeit – politisch und gesellschaftlich klar geregelt. Für alle galt dasselbe. Da war Ausverkauf noch der Renner. Heute gibt es … ehm … lasst mich überlegen … den

Pre-Season-Sale
Mid-Season-Sale
Birthday-Sale
VIP-Sale
Jubiläums-Sale
Black-Friday
Magic-Sale
Special-Sale

und sonst könnt ihr auch einfach selber ein Wort nehmen und SALE hinten dranhängen … funktioniert immer. Oder nein, funktioniert eben schon lange nicht mehr! Die Menschen werden 365 Tage im Jahr irgendwo mit Prozentzeichen zugebombt. Das Auge reagiert darauf schon gar nicht mehr, geschweige denn die Kauflust. Zudem wird mit all den selbstkreierten SALE’s soviel Schindluderei getrieben, dass inzwischen auch der dümmste Kunde begriffen haben dürfte, dass nicht jedes Schnäppchen wirklich ein Schnäppchen ist. Da wird uralte Ware als vermeintliches Schnäppchen wieder regulär angeschrieben und erneut ins Sortiment gehängt; oder es wird zusätzlich Ausverkaufsware dazugekauft, welche dann mit hoch kalkulierten Preisschildern angeschrieben wird und mit SALE-Klebern als Schnäppchen locken soll.

Also ich als aufmerksame Kundin merke das und fühle mich – VERARSCHT!

Jene, die wirklich ihre aktuelle Saisonware in den Ausverkauf bringen, haben das Nachsehen. Warum sollte man noch einen Schnapp machen wollen, wenn man den das ganze Jahr irgendwo und irgendwie bekommt?

Ich wäre sehr dafür, dass wir wieder zurück zur guten alten Ausverkaufszeit gingen – zweimal pro Jahr zu fest vorgegeben Daten. Und diese komischen „Wir verarschen mal unsere Kunden“ – SALE’s, die sollten verboten werden. Dann würde nämlich das Shoppen auch wieder mehr Spass machen und die Geschäftsinhaber hätten nicht so zu kämpfen, wie sie es heute haben.

Weihnachtsfenster

In der Weihnachtszeit wäre das Windowshopping (Schaufensterschauen) wunderbar. Die meisten Geschäfte haben ihre Fenster wunderschön mit Kunstschnee, Weihnachtsbäumen, Kugeln, Geschenken, Glitzersteinen, Schlaufen, bunten Lichtern oder Kerzen geschmückt. Eine Augenweide, vor allem abends. Wenn da nicht diese hässlichen Prozentkleber wären, die das ganze Bild wieder zerstören. Beinahe an jedem Schaufenster kleben fürchterliche Sale-Plakate, welche die ganze Romantik der Weihnachtsfenster zerstören. Von 20 bis 70 Prozent bietet die Schnäppchenschlacht alles und die riesigen Kleber warten in den krassesten Farben auf. Neongelb, rot, orange oder grün. Total unpassend und zerstörerisch. Weiterlesen

Schnäppchenjäger

Es gibt Männer, es gibt Frauen, es gibt Kinder und – es gibt Schnäppchenjäger. Dabei handelt es sich um eine komplett eigene Spezies. Früher trat diese nur vereinzelt auf und war deshalb nicht sofort zu erkennen. Heute gibt es ganze Verbände von Schnäppchenjägern, die ohne Zweifel nicht zu meinen Lieblingen gehören.

Diese Spezies zeichnet sich besonders dadurch aus, dass sie bei Prozentzeichen glasige Augen bekommt, bei Sale-Plakaten unter Schnappatmung leidet und quer durchs Land reist, um das günstigste Angebot zu ergattern. Zur Not werden beim Kampf um die Schnäppchen auch die Ellbogen und Krallen ausgefahren und beim Zusehen wünscht man sich, der Boden möge sich öffnen, damit man darin verschwinden kann. Fremdschämen vom Feinsten! Kann mir jemand erklären, wie gross der Schnäppchenwahn sein muss, wenn man zuerst 200 Kilometer fährt, um ein Superangebot zu ergattern? Rechnet sich das wirklich, wenn man die Fahrt und die Zeit mit berücksichtigt? Ich kann mir das schlecht vorstellen. Oder muss ich mir Schnäppchenjagd einfach wie eine neue Sportart vorstellen? So ähnlich wie Schlammcatchen, einfach ohne Schlamm! Weiterlesen

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