von süss bis ungeniessbar

Handeln für Anfänger

Da weile ich also im total überlaufenen Mallorca (ein Wunder, dass die Insel nicht untergeht bei all den Menschen) und besuche natürlich den Wochenmarkt von Alcudia. In meinem Kopf sah das sehr romantisch aus. In echt: Du wirst von der Menschenmenge mitgeschoben …

Okay, wenn schon hässlich, dann aber richtig. Schliesslich habe ich genügend süditalienisches Blut in meinen Adern, dass ich weiss: Bezahle niemals, was der Marktverkäufer verlangt. Also handle ich mit einer lauten Spanierin ein Kleid für mein befreundetes Nachbarskind solange runter, dass mich die Verkäuferin in breitem „Spenglisch“ anschreit:
„You are so difficult, oh my god!“

Stolz verkünde ich, dass wir jetzt einen Schnapp gemacht haben, weil ich das Kleid von verlangten 35 Euro auf 22 Euro runter gehandelt habe. Die Freude währt nur kurz.

Abends beim Flanieren durch die Geschäfte von Port Alcudia sehen wir das Kleid wieder. Angeschrieben mit 19.90 Euro!!!!! Ich fühle ich sowas von verarscht. Zudem entdecken wir noch 2 weitere Artikel, die wir auf dem Markt „erhandelt“ haben zu viel tieferen Preisen. Läck, meine Ego ist kurz auf Tauchgang gegangen!

Ich will gar nicht wissen, wieviel hier beschissen wird, um die dummen Touris monetär zu erleichtern. Und ich gehöre dazu!!!! Bitzeli frustriert mich das also schon.

Aber hey: Ich weiss, dass zu Hause Wetten laufen, ob ich diese Ferien im lauten Kinderparadies durchhalte, oder ob ich – wie auch schon – abbreche und wieder nach Hause fliege. Schliesslich haben diese Ferien wenig mit dem zu tun, was ich als Ferien bezeichnen würde. Aber ich kann euch beruhigen: Es gibt hier 4 kleine Kinderaugen, die mich täglich aufs Neue motivieren, es als nicht so schlimm zu betrachten. Die Enkelkinder finden es nämlich super! Und das ist es, was zählt. Drum: Ich werde NICHT vorzeitig abbrechen und freue mich täglich über die zwei kleinen Menschen, die es hier so cool finden.

Eine liebe Freundin hat mir dafür sogar eine Medaille verliehen – ich finde also, ich müsste eigentlich mein Resilienzdiplom bereits in der Tasche haben; schliesslich habe ich weder Klaus-Dieter, noch James, noch Kevin erwürgt und es läuft noch alles in geordneten Bahnen. Auch die Überschwemmung im Badezimmer, das kaputte Küchentablar, das alle Gläser zerschlagen hat, die fette Kakerlake, die mässig geputzten Hotelzimmer und die Schlacht am Frühstücksbuffet habe ich bislang mehr oder weniger erfolgreich weg gelächelt. Und wenn ich mit den beiden Zwergen im Meer bade und in ihre kleinen Gesichter schaue, dann weiss ich: ES HAT SICH GELOHNT!

Malle ist nur einmal im Jahr!!!

OMG – mir ist jetzt klar, warum die Mallorquiner gegen den Massentourismus demonstrieren. Und das Schlimmste: Ich sitze mitten drin, in den Massen!
Aber ganz von vorne:

Eigentlich wollte der Jäggi-Tross mit Enkelkindern und Freunden nach Antalya in die Sommerferien. Hitzewarnungen haben uns davon abgehalten und wir haben entschieden, die kinderfreundliche Baleareninsel Mallorca zu besuchen. Die Suche nach einem Kinderhotel mit Splashpool und Kinderanimation gestaltete sich schwierig, weil die Auswahl riesig war und wir nicht wussten, was nun gut ist und was nicht.

Erste Buchung: Ein Viersternehaus am berühmten Familienstrand Playa de Muro. Liebe Freunde haben 2 Tage vor uns an selbiger Playa in einem nahen Hotel eingecheckt und gesagt: Unfassbar viele Leute – und unfassbar wenig Platz. Wenn ihr könnte, bucht noch um!

Ich bin die bekannteste Umbucherin Westeuropas (wer mich kennt, weiss was ich meine) – und so habe ich einen Tag vor Abflug noch in eine 5 Sterne Haus in Port Alcudia umgebucht. Die grösseren Zimmer und die 5 Pools mit Kinderangebot sollten retten, was noch zu retten sein könnte. Meine grösste Sorge war der Kampf um die Liegestühle mit Klaus-Dieter und Clothilde aus Germany!

Nun, ich wurde schlagartig eines besseren belehrt, weil es nämlich noch viel schlimmer geht: Der Kampf mit Joey, William, Henry und Jane aus England. Man erkennt sie auf den ersten Blick, die Engländer: Krebsrote Haut und NULL Anstand!!

Die Hotelanlage ist gigantisch gross – und man müsste meinen, es sollte für alle einen Liegestuhl haben. Und die Angestellten sperren morgens die Poolanlage mit Bändern, um den „Ich reserviere meinen Liegestuhl mit meinem Tuch“- Hype zu unterbinden. Chancenlos. William und Jane gehen auch unter den Absperrbändern durch, um die Plätze um 7 Uhr schon zu reservieren. Die Poolanlage öffnet eigentlich um 10 Uhr.

Auf dem Weg zum Frühstück um 09.00 Uhr haben wir folgendes angetroffen:

So, NULL Chance auf einen Platz im Betonbunker. Und beim Frühstück dann die nächste Freude:

Anstehen, um sich am Buffet durchkämpfen zu können.

So geht also ALL-INCLUSIVE-Familienurlaub mit Kindern. Und weil wir allesamt ziemlich erschlagen waren von dem ganzen Trubel hier, haben wir heute die Flucht an den Strand angetreten, was um Lichtjahre schöner ist!!!

Ich halte fest: Wir verzichten künftig auf Animation und Splash Pools und machen schöne Ferien am Meer – ohne diesen ganzen täglichen Stuhl- und Essenskampf. Das braucht kein Mensch!

Das Sammeln von Muscheln und das Tauchen nach kleinen Einsiedlerkrebsen hat weit mehr Spass gemacht.

Übrigens bin ich inzwischen überzeugt, dass mindestens 2 der 5 Sterne in den undichten Sanitärapparaten des Hotels ertrunken sind. Anders kann ich mir das Debakel nicht erklären. Oder aber es handelt sich um mallorquinische Sterne.

Der kleine Widder schreibt

Als Grossmutter zweier Enkelkinder bin ich stolz. Stolz auf die zwei kleinen Menschen, die jeden Tag für Überraschungen gut sind und die Welt mit so anderen Augen sehen, als wir das tun. Ihre Entwicklung gleicht einer Wundertüte: Was heute noch unmöglich schien, funktioniert morgen schon tadellos!

Das ältere der beiden Enkelkinder, die 5-jährige „Grosse“, interessiert sich intensiv für Sternzeichen. Man könnte jetzt sagen, dass sie das irgendwo abgeschaut hat. Das Interesse kam aber ohne unser Zutun. Niemand in unserer Familie zeigt grosses Interesse an dieser Thematik. Und so kam es, dass die Grosse an einem Nachmittag bei mir unzählige Löcher in meinen Bauch fragte. Sie wollte alles darüber wissen, was man darüber wissen kann. Ich war ganz schön gefordert. Mein Laptop auch! 🙂

Sie wollte wissen, wer welches Sternzeichen hat, welche Eigenschaften dieses Sternzeichen besonders machen, in welchem Element welches Sternzeichen zu Hause ist und wie sie denn überhaupt alle aussehen. Also haben wir gemeinsam eine Collage dazu gemacht:

Fein säuberlich hat sie Sternzeichen ausgeschnitten, die ich ihr ausgedruckt habe. Mit Glitzersteinen hat sie die jeweiligen Elemente Wasser, Luft, Erde und Feuer dazugeklebt und alle Familienmitglieder wurden im Kopf in die passenden Bilder gepackt. Seither stellt sie sich zwar noch mit ihrem Namen vor, schiebt aber gleich noch das Sternzeichen nach und will von ihrem Gegenüber wissen, welches Sternzeichen sie oder er denn hat.

Vor kurzem habe ich der Grossen ein leeres Notizbuch mit einem geprägten Widder auf dem Deckel geschenkt. Ja, sie ist ein kleiner Widder und ich habe ihr gesagt, dass sie dieses Buch brauchen kann, um Dinge reinzukleben, Erinnerungen aufzumalen oder Geschichten zu schreiben. Sie interessiert sich nämlich brennend für die Geschichten, die ich immer schreibe. Im Traum habe ich aber nicht daran gedacht, dass sie das mit ihren 5 Jährchen sofort umsetzen würde. Am ersten Tag schon hat sie begonnen, diverse Widder in ihr Buch zu zeichnen und Wörter dazu zu schreiben. Seither zieht sie sich regelmässig zurück und setzt sich mit ihrem Buch an ihr Pult. Ihre Fantasie ist ohnehin schon grenzenlos – jetzt fängt sie an, diese in ihrem Widder-Buch aufs Papier zu kritzeln. Es gibt sogar schon einen Widder in einem Raumschiff. Schliesslich sind die Sternbilder im Weltraum zu Hause.

Okay, eine ganz normale Entwicklung, sagen die einen. Ich sage: Grosi platzt vor stolz. Ich war und bin nämlich die einzig Schreibende in der Familie. Vielleicht ist da ein kreatives Schreib-Gen durchgerutscht …

Zeitumstellung

Und wieder einmal haben wir unsere Uhren alle eine Stunde vorgestellt. Auch die Enkelkinder haben ihrem Papa zugeschaut, wie er die grosse, mechanische Uhr im Wohnzimmer um eine Stunde vorstellen musste.

Die Enkeltochter, die darauf wartete, endlich zu Grosi und Gropi zum Osterbrunch zu gehen, meinte dabei sehr pragmatisch:

„Stell doch einfach den Zeiger gleich noch ein bisschen weiter nach vorne, dann können wir schneller zum Grosi gehen!“

Neues von der Enkelfront

Meine Enkelin und ich möchten schon lange ein vierblättriges Kleeblatt finden. Wir haben heute gefühlt das halbe Dorf abgesucht: NIX!

Die Enttäuschung bei der Kleinen war gross – ich für meinen Teil weiss inzwischen, dass ich diesbezüglich kein Glück habe. Ich habe im ganzen Leben noch nie eines gefunden.

Zum Trost hat mein Tochterkind ihrer Kleinen bei uns im Garten gezeigt, wie man mit den kleinen Margritten das Frage-Antwort-Spiel machen kann.

Für alle, die nun nicht wissen, was ich meine:

Von der Blüte die einzelnen Blättchen wegzupfen und dann
… „er liebt mich, er liebt mich nicht, er liebt mich …“ und das letzte Blütenblättchen ist die Antwort.

Die Kleine: „Dann kann ich die Blume irgendwas fragen und das letzte Blättchen ist meine Antwort?“
Ihre Mama (meine Tochter): „Genauso macht man das.“

Ja, ihr ahnt es vielleicht schon. Die Kleine ist losgerast, hat eine Margritte geholt, hat sich zu uns gestellt und hat angefangen:

„Ich darf Fernsehen, ich darf nicht Fernsehen, ich darf Fernsehen ….“.

Wir hatten das Lachflash des Tages und ich muss euch wohl nicht sagen, wie die Antwort lautete. Sie sind jetzt freiwillig aus Grosis Garten abgezogen – schliesslich hat die Blume das TV-Gerät freigegeben!

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