von süss bis ungeniessbar

Die Natur erwacht …

… und das ist wunderbar! Oder doch nicht?

Hey Mick

Die Sonne scheint, die Blumen blühen, die Vögel zwitschern und die Tage sind wieder länger und heller. Die Jahreszeit, in der sich eigentlich alles leichter anfühlen sollte. Nicht so bei mir.
Im Garten bin ich über Deine Gartenhacke und den Eimer gestolpert – ZACK, Triggeralarm.
Ich höre ein Motorrad – ZACK, Triggeralarm.
Mir fährt ein Cabriolet entgegen – ZACK, Triggeralarm.

Du würdest jetzt durch den Garten kriechen und Unkraut jäten. Entspannung und Energie tanken, hast Du das immer genannt. Du hättest Dein Motorrad aus dem Winterschlaf geholt und wärst schon die ersten Kilometer gefahren und Dein Cabriolet hätte auch schon die Garage verlassen dürfen.

Ja, gefühlt alles erwacht zu neuem Leben, nur Du nicht. Das fühlt sich auf einmal furchtbar falsch an! Ich weiss, Du schüttelst jetzt den Kopf und sagst: „Geht’s noch? Freu Dich über all die schönen Dinge, ich würde das nämlich auch tun!“

Ich kann lachen – und ich kann fröhlich sein. So ist es nicht! Aber wenn ich der Natur beim Blühen zusehe und die Motoren der Schönwettermaschinen höre, dann fühlt sich das so ein bisschen an wie Verrat. Eine total unlogischer Gedanke, das weiss mein Kopf. Mein Herz tut aber oft so weh, dass es fast aus dem Brustkasten springt. Dann schleicht sich ein Gefühl von schrecklichem Vermissen ein und die Tränen laufen, ohne dass ich etwas dagegen machen kann.

Ich habe im Sinn, ans Meer zu fliegen. Und da ist es wieder, das Gefühl von Verrat. Du hast das Meer geliebt. Du hast das Fliegen geliebt. Und würde ich es nun nicht mehr tun, weil Du nicht mehr hier bist, würde das rein gar nichts an der Tatsache ändern, dass Du eben nicht mehr hier bist. Was für dämliche Gedankengänge.

Meine Ratio weiss, dass ich nichts daran ändern kann, dass unsere gemeinsame Zeit zu Ende ist. Meine Gefühle wehren sich oft sehr dagegen. Gerade jetzt, wo man glauben müsste, die Sonne und die frische Luft würden alles einfacher machen, fällt es mir besonders schwer.

Weisst Du eigentlich, dass ich in letzter Zeit sehr hinterfrage, ob ich während der acht langen Jahre Deiner Krankheit wirklich immer 100% gegeben habe. Ich habe das medizinsche Tagebuch dieser Jahre schon mehrfach wieder gelesen und immer wieder stelle ich mir die Frage: „Hätte es irgend an einer Stelle eine andere Abzweigung geben müssen, die ich übersehen habe?“ Blödsinn! Ich weiss. Du schüttelst jetzt wie ein Irrer den Kopf und schaust verständnislos. Ja, auch da: Mein Kopf weiss, dass ich alles gegeben habe, was ging. Und vermutlich genau deshalb kann meine Seele noch immer nicht verstehen, dass der Kampfmodus jetzt vorbei ist.

Ja, ich weiss, dass wir auf der ganzen Linie als Gewinner durch diese Onkozeit gegangen sind. Dreamteam Jäggi hat volle Kanne aus einer palliativen Diagnose mit einer Prognose von wenigen Monaten mehr als acht Jahre gemacht. Was für eine grandiose Leistung. Und doch hauen mich diese schönen Tage ohne Dich immer wieder aus der Spur.

Du fehlst so sehr.

P.S.: Du hast mir gesagt, dass Du Dir um mich keine Sorgen machst, weil Du weisst, dass ich es easy alleine schaffen werde. Ich kann Dir diesmal so richtig laut widersprechen. Es ist alles, aber ganz bestimmt NICHT easy!

Das Wandern ist des Müllers Lust …

… wie gut, dass ich nicht Müller heisse!

2020 – Jahr der absoluten Ausnahmesituationen schlechthin. Darauf muss ich wohl kaum mehr besonders eingehen. Aber: Es ist auch das Jahr der Wandervögel! Müllers, Meiers, Kunzes – ganz egal wie sie alle heissen … ES WIRD GEWANDERT, dass sich die Tannen biegen. Früher war ja im Sommer das Internet voll mit Ferienbildern von den schönsten Meerdestinationen der Welt. In diesem Jahr gibt es wohl kaum eine Tanne, einen Baum oder einen Strauch, der es nicht per Foto ins Facebook geschafft hat. Von den Bergspitzen ganz zu schweigen. Ich gucke mir die Bilder immer an und denke: Die waren wohl auch wieder am selben Ort wie die letzten 369 …

Jap, ich kann dem „Latschen durch die Walachei“ einfach nichts abgewinnen. Ich habe es ein paarmal versucht und war jedesmal frustriert und nur am Schimpfen. Ich habe mehr Energie fürs Jammern und Fluchen verpufft, als fürs Wandern! Bei mir war das so nach dem Motto: „Baum, Baum, Baum, Strauch, Strauch, Tanne, Tanne, noch mehr Tanne … Berg … Stein … WANN SIND WIR ENDLICH DA???“

Wenn ich mir die Bilder anschaue, dann denke ich: Warum sehe ich das Wunderbare nicht, von welchem alle so schwärmen? Warum habe ich noch NIE im Leben morgens den Drang verspürt, die Natur per Wanderschuh zu begehen? Es ist ja nicht so, dass ich das Gefühl nicht kennen würde. Schliesslich musste ich als Schulkind die absoluten Horrorwanderungen mit der Schulklasse absolvieren – unserer Lehrer war DER Wanderfreak schlechthin und hat uns mit militärischen Massnahmen über alle Juraketten gescheucht! Tränen waren Pflichtprogramm – von den Blasen an den Füssen gar nicht zu reden.

Und jetzt, mit 53 Jahren ist es nach wie vor so, dass ich Wandern einfach nur doof finde. Ich weiss nicht einmal, ob wir mit unseren Kindern je einmal gewandert sind. Ich glaube nicht. Wir sind Ski gefahren, sind geschlittelt, haben gebadet, sind Fahrrad gefahren oder waren auf der Schlittschuhbahn – wir haben Nüsse gesammelt und bemalt und waren viel unterwegs … aber gewandert? Ich muss sie mal fragen – aber ich würde eher sagen: Nein, haben wir nicht gemacht.

Ja, auch im Jahr der Wanderungen in unserer Schweiz habe ich mal wieder den Trend nicht mitgemacht und habe mich gegen alle Formen der kreativen Bergbegehungen erfolgreich gewehrt. Frau Jäggi wird irgendwann von dieser Welt gehen, ohne die Berge mit Namen gekannt, geschweige denn bezwungen zu haben.

Schlimm mit mir …

Das Ding mit der Jahreszeit

Täglich bin ich irgendwo mit meiner kleinen Fellnase unterwegs … und täglich schwitze ich mehr. Und: Die Fellnase ist schon wieder am Hecheln. Was daran so schräg ist? Es ist Februar!!! Definitiv DER Wintermonat schlechthin – zumindest war das früher mal so. Im Jahr 2019 ist der Februar offenbar jetzt in den Frühling gerutscht, sodass ich mich frage, ob wir ab März oder April bereits Sommer haben?

Bei 14 Grad in der Sonne fühlt es sich im Moment an, als sei kurz vor Sommerbeginn. Die Winterjacke liegt zwar immer im Kofferraum – gebraucht habe ich sie aber seit Tagen nicht mehr. Ich schwitze also durch die Natur und wer mich kennt weiss, dass ich den Sommer hasse. Nun hat Petrus offenbar beschlossen, mir auch noch meinen Winter so krass zu kürzen, dass das Geschwitze schon Mitte Februar wieder losgeht?! Und dann? Wird es im April 25 Grad und danach wieder monatelang über 30 Grad?

Ja, ich jammere schon wieder. Ich hab mich so sehr auf den Winter gefreut. Ich habe die kalten Tage genossen (und das waren weiss Gott nur wenige) und habe jede Schneeflocke gefeiert. Und nun? Alles schon wieder vorbei. Die Vögel zwitschern, die Blumen blühen, die Bäume treiben bereits und die Bienen sind auch schon unterwegs. Wenn ich doch ein hitziges Schwitzklima möchte, dann würde ich in „Süd-weiss-der-Geier-was“ leben – aber ich lebe in der Schweiz; zum einen, weil ich hier geboren bin und weil ich die vier Jahreszeiten bislang schätzte. Nun scheint es nur noch zwei zu geben. Einen Miniwinter und einen Ultrasommer!

Aber ich habe mir geschworen, diesen Sommer nicht wieder in meinem eigenen Schweiss nächtelang schlaflos im Bett zu liegen. Der Herr Klimaanlage war schon da. Jetzt wird gehandelt. Wenn schon draussen die Temperaturen nicht mehr für mich sind, dann wenigstens drin! So – ich habe fertig! 🙁

Das kann doch nicht gesund sein

Als Vielfliegerin kenne ich inzwischen sämtliche Sicherheitsbestimmungen und Checks, die man beim Fliegen und vor allem auf dem Weg zum Fliegen berücksichtigen muss. Sogar mit dem Sprengstoffpad wurde ich nun schon dreimal abgetastet – könnte ja sein, dass ich noch Schmauchspuren an den Kleidern habe – vom Grillieren der letzten Cervelat im Garten. Also nichts darf ins Flugzeug, was auch nur annähernd gefährlich sein könnte. Da gehören auch Dinge wie Nagelschere oder Desinfektionsmittel dazu. Oder das Haargel – hochexplosiv, wie jeder weiss… Weiterlesen

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