… als Schweizerisches Qualitätsunternehmen auf Schienen kann es doch nicht so schwierig sein, die Sache mit der Pünktlichkeit in den Griff zu bekommen. Oder doch?
Ich fahre des öfteren mit ihren Zügen – auch wenn es inzwischen tatsächlich nicht mehr der günstigste Weg zum Reisen ist. Es ist halt oft einfach angenehmer, als auf der überfüllten Autobahn im Stau zu stehen. Dass ich heute ihretwegen aber beinahe einen Herzkasper bekommen habe, das finde ich nur mässig toll!
Ich habe mir gewissenhaft – schweizerisch eben – die Verbindung für heute schon gestern Abend rausgeschrieben. Und ich habe gesehen, dass ich fürs Umsteigen auf dem HB Zürich für meinen Anschlusszug 8 Minuten Zeit für 7 Bahnsteige habe. Reicht locker!
Kaum habe ich mich in den fast leeren Wagen in ein Abteil gesetzt, kam auch schon die Durchsage, dass wir aufgrund einer Gleisstörung mindestens 5 Minuten Verspätung haben werden. Kurze Rechnung in meinem Antizahlen-Hirn hat ergeben, dass ich also die 7 Bahnsteige in 3 Minuten schaffen muss. Schuhwerk für einen Run eher mässig – aber machbar!
Soweit so gut, wenn ihre 5 Minuten Verspätung auch wirklich 5 Minuten wären. In Wahrheit sind wir ziemlich genau 2 Minuten vor Abfahrt meines Anschlusszuges in Zürich eingefahren. Und die automatischen Türen dieser Züge öffnen sich NIE langsamer, als wenn man es eilig hat. Echt, das Ding hat sich in Slow-Motion mit diesem hässlichen Zischgeräusch geöffnet, so als ob es mich hätte auslachen wollen …
Ich bin – wie vom Teufel gejagt – aus dem Wagen gesprungen … und mit dem mässig optimalen Schuhwerk losgerannt. Den Bahnsteig entlang bis zum Ende der Geleise und dann los durch die Halle und vorbei an gefühlt 20’000 Menschen, die mit ihren Koffern einfach nur im Weg rum standen. Der Zug, den ich erwischen musste, stand gemütlich und stoisch auf seinen Gleisen – bekanntlich haben die Dinger aber zuvorderst eine Lokomotive, in die man nicht reinhüpfen kann. Also zuerst noch gefühlt den halben Zug entlang rennen, den Zugbegleiter mit der Pfeife zur Abfahrt pfeifen hören und dann – Sprung durch die erstbeste Türe rein in das Gefährt.
Sehr geehrte SBB – können sie sich auch nur ansatzweise vorstellen, wie eine 55-jährige, untrainierte Grossmutter mit absatzbestücktem Schuhwerk nach einem solchen Sprint aussieht? Nein? Dann fragen Sie den Zugbegleiter, der meinte, mir ein Sauerstoffzelt bringen zu müssen!!! Ich weiss nicht, wann ich das letzte mal eine solche Strecke in knapp 2 Minuten mit Absatzschuhen durch unzählige Menschen absolviert habe. Vermutlich habe ich das eigentlich noch NIE gemacht. Aber ich weiss, dass ich wie ein Sack Kartoffeln auf dem Sitz hing und Schnappatmung hatte. Sprechen war für rund 5 Minuten unmöglich und mein Herz drohte mir aus der Brust zu springen.
Okay, zugegeben, ich könnte mal etwas für meine Fitness tun und rund 20 Kilo abspecken – dann wäre das alles viel leichter gegangen. Aber genauso könnten sie doch einfach mal pünktlich sein. Dann wäre nämlich auch der stolze Preis ihrer Tickets wenigstens ein kleines bisschen gerechtfertigter (gibt es diese Steigerung?).
Sollte ich morgen mit Muskelkater, Herzrhythmusstörungen oder einer SBB-Rennzerrung aufstehen, werde ich leider den juristischen Weg beschreiten müssen – und zwar pünktlich und ohne Absatzschuhe! Damminomol!! 🙁
Ist mir kürzlich ebenfalls passiert und ist echt nervend,vor allem wenn man einen wichtigen Termin hat und auf der restlichen Strecke nur
eine Verbindung pro Stunde besteht.Mit meinem eh schon lädierten Knie und einem Sprint treppab und auf, erreichte ich ausser Atem im letzten Moment meinen Anschlusszug.
Auf der Rückreise war dann am selben Bahnhofzu meinem Ärger weit und breit kein Anschlusszug sichtbar,ev.wenn ich geduldig eine halbe Stunde (oder auch länger )gewartet hätte!.Meinem GA sei Dank habe ich
dann kurzentschlossen den Heimweg via Zürich statt Luzern gewählt und hatte dann dank zwei weiteren Sprints in Olten und Langenthal
als Folge von erneuten Verspätungen am Abend ein beachtliches Training in Treppensteigen bzw. Rennen absolviert! Ein richtiger Fitnesstag war das!
Wie schön, dass die SBB dafür sorgt, dass wir alle fit bleiben, gell!? 🙂 Danke für Deine Story!