von süss bis ungeniessbar

Geschrieben vor 1 1/2 Jahren … Reblog-Serie Teil 10

Tattoo

Tätowiert ist heute beinahe jede und jeder. Ein Tattoo ist schon lange nichts besonderes mehr und es wird glücklicherweise auch nicht mehr mit Gefängnis und Drogen in Verbindung gebracht. Das Tattoo ist salonfähig geworden und hat seinen Schrecken schon lange verloren. Die Älteren, die das immer noch nicht glauben können: Haben Sie Ihren Bankberater, Ihre zuständige Person bei der Versicherung oder den Anwalt schon einmal gefragt, ob er tätowiert sei? Sie würden staunen. Wenn nämlich viele dieser Schlipsträger ihre Hemden ausziehen, kommt am Oberarm, im Nacken oder sonstwo ein Tattoo zum Vorschein. Unter dem Anzug gut versteckt. Deswegen macht die Person bestimmt keinen schlechteren Job.

Ich gehöre zu jener kleinen Gruppe der Menschen, die nicht tätowiert sind. Warum? Ganz einfach: In der Jugend durfte ich nicht, dann wurde ich sehr jung Mama und hatte andere Prioritäten. Ich habe mich danach lange nicht mehr mit der Materie befasst. Bis unsere Kinder ins Alter kamen, als Tattoos wieder ein Thema wurden. Und ich muss gestehen, dass ich diese Körperkunst sehr schön finde. Zumindest solange, wie sie sich in vernünftigen Grenzen bewegt. Gesicht und Hände sind für mich tabu. Diese kann man nämlich nicht verstecken und trägt quasi einen Dauerstempel zur Schau. Das muss nicht sein und kann im Beruf und allgemein im Leben doch sehr hinderlich sein.

Sonst finde ich diese Art der Verzierung des Körpers sehr schön. Leider bin ich jetzt aber zu alt dafür. Kürzlich hat mir zwar ein Tätowierer erzählt, seine älteste Kundin sei 84 – aber das muss nicht sein. Ich finde meine Haut nicht mehr elastisch genug, um sie noch zu tätowieren. Wie muss das erst mit 84 sein? Muss man da nicht zuerst mit Klebeband die Haut straffkleben, damit man überhaupt darauf arbeiten kann? Ich stelle mir das so ein bisschen vor, als ob man auf der schrumpeligen Haut eines Grillhähnchens ein Bild malen möchte. Schwieriges Unterfangen.

Besonders schlimm finde ich die Mütter, welche sich die Namen ihrer Tochter tätowieren lassen und die Töchter, die dasselbe dann mit Mamas Namen machen. Dieses typische Klischee: „Hallo, wir hätten gerne ein Mutter-Tochter-Tattoo. Wir sind drum beste Freundinnen!“ Ja, schon klar. Mama schiebt eine Midlife-Crisis und die Tochter hat keine anderen Freunde – dann ist das der Verzweiflungsakt schlechthin. Fast so schlimm wie: „Wir haben uns das gleiche Piercing stechen lassen.“ oder „Wir tragen dieselben Kleider.“ Arme Kinder!

Dass ich mich nie tätowieren liess, bereue ich heute manchmal schon – aber irgendwann ist die Zeit für manche Dinge eben vorbei. Und vermutlich werde ich im Altersheim in eine Showbox kommen – als einzig untätowiertes Exemplar. Und die Pfleger werden sich um mich reissen, weil ich nirgends ein schrumpeliges Bild auf dem Körper habe, welches leider nicht mehr als solches zu erkennen ist. Mit diesem Gedanken tröste ich mich!

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2 Kommentare

  1. senftopfherausgeber

    Bulliger Rocker in Lederkluft.
    „I love Mutti“
    Mitten auf dem Biceps.
    Weint schluchzend im Kino, als das arme Bambi seine Mutter verliert.

    Das hat Stil!

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