In der Schweiz ist das Krankenkassensystem – mit Verlaub – mehr als besonders! Anders als in anderen Ländern bezahlt hier jeder Einwohner seine Krankenkasse selber und das ist obligatorisch. Die einzige Wahl besteht in der Art WIE man sich versichern will. Vom absoluten Minimum bis zur Luxusvariante ist alles drin, wobei man sagen muss, dass aufgrund der expoldierenden Prämien die meisten inzwischen nur noch grundversichert (Minimum) sind.
Das scheint für jene, die nur diese Variante bezahlen können, nicht immer optimal zu sein. Schliesslich kann krank sein ganz schön teuer werden und da ist es bestimmt nicht toll, wenn man in einem Mehrbettzimmer liegen und mit der Toilette auf dem Gang vorliebt nehmen muss. Aber eben – alles hat zwei Seiten.
Ich bin gut versichert – sehr gut. Und das scheint auf den ersten Blick immer nur perfekt zu sein. Freie Arztwahl auf der ganzen Welt, Einbettzimmer und super Service. Aber: Privatpatienten sind gleichzeitig auch lukrative Patienten für unser kränkelndes Gesundheitssystem. Was das bedeutet? Nun ja, das bedeutet, dass man bei gut versicherten Patienten fast immer etwas findet, was man DRINGEND operieren müsste/könnte/möchte. Und wo andere Patienten nach 3 Tagen nach Hause entlassen werden, wird der Privatpatient gerne noch ein paar Nächte länger behalten – Abrechnungsfranken lassen grüssen!
Ich war schon oft froh, gut versichert sein zu können. Aber ich habe mich auch schon mehrere Male erfolgreich gegen Operationen gewehrt, weil sie schlicht und einfach unnötig gewesen wären. Und ich habe mich auch schon zweimal selber aus dem Spital entlassen, weil ich nicht einsehen wollte, warum ich da einfach noch so ein bisschen rumliegen sollte, wenn es gar nichts mehr zu pflegen gab. Sogar die Infusionen habe ich mir dabei selber gezogen und bin rausmarschiert. Ach ja: Das Tochterkind hat es mir vor nicht allzulanger Zeit nachgemacht – sie ist nämlich auch gut versichert.
Es hat also immer jede Medaille zwei Seiten. Man kann es drehen und wenden wie man will!
Ja, das liebe Gesundheitssystem…! Ich war bis 40 auch privat versichert. Dann ist die Prämie (wohl altersbedingt) so angestiegen, dass ich mich dazu entschlossen habe, auf halbprivat runter zu gehen. Da die Prämien jährlich steigen (mit ein Grund dafür das, was Du geschrieben hast) kommt es wahrscheinlich soweit, dass ich mir nach der Pensionierung wohl auch nur noch die Grundversicherung leisten kann. Eigentlich ärgerlich! Man ist über 60 Jahre super versichert und wenn man dann in die Jahre kommt, wo man die Versicherung braucht und viel Geld dafür bezahlt hat, landet man in einem Mehrbettzimner.
Ich weiss, ich sollte mich nicht beklagen und dankbar sein (bin ich auch!!!), dass ich die Krankenkasse bis jetzt nie gross belasten musste, aber der Gedanke vom Mehrbettzimner finde ich echt nicht prickelnd.
Gruseliger Gedanke….:-(