Wer mich kennt weiss, dass ich weder Rüschen, noch Schläufchen noch rosa Mädchenzeug mag. Und als ich kürzlich meine Schubladen mit alten Fotos durchwühlte, da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ein Kinderfoto, welches mich mit ungefähr 8 oder 9 Jahren zeigt, geriet mir zwischen die Finger. Ich sage nur: „Oh mein Gott!!!!“
Vorweg nur soviel: Ich wurde mit der Scheuermannschen Krankheit geboren. Das ist eine Verkrümmung der Wirbelsäule, welche nach der Pubertät abgeschlossen ist. So, wie der Rücken sich bis dahin verformt hat, so dürfte er wohl bleiben. Und weil man in dieser aktiven „Krümmzeit“ als Kind ziemliche Rückenschmerzen hat, wurde meinen Eltern empfohlen, neben Physiotherapie das Mädchen doch ins Ballett zu schicken, um die Haltung möglichst zu stabilisieren. Pflichtbewusst, wie meine Eltern immer waren und noch sind, haben sie dies getan. Ja, Leute … und jetzt kommts: Meine Ballettlehrerin hiess Frau Holzhammer! Und das ist kein Witz!! Ihr Name war Programm – leider. In etwa so hat sich für mich das Ballett nämlich auch angefühlt. Ich war ungefähr so talentiert wie eine angefahrene Ente und mein Rücken war so elastisch wie Granit. Das interessierte Frau Holzhammer aber wenig, was bedeutete, dass ich hätte Übungen machen sollen, welche mein Knochenbau gar nicht zuliess. Deswegen musste ich regelmässig in den Ballettstunden Tränen vergiessen und ich hasste diesen Zirkus!
Ganz übel war es, als dann die Sache mit den Vorführungen für die stolzen Eltern kam. Wir bastelten aus Kreppapier rosarote Tütüs und mussten hässliche, weisse Strumpfhosen anziehen. Beides war mir ein Gräuel. Und dann mussten wir Choreografien einstudieren, um diese den Eltern an einem Samstagmorgen vorzuführen. Dabei ist wohl selbstredend, dass ich nicht nur die schlechteste und unbegabteste war, sondern auch noch die unglücklichste! Die Strumpfhosen kratzten, das Tütü raschelte hässlich und mein Rücken tat weh. Und dann sollte ich noch lächeln? Also bitte!
Noch heute habe ich immer zuerst ein kleines Magenkrämpflein, wenn ich Ballett höre. Deswegen war meine Begeisterung wohl auch nur mässig gross, als unser Tochterkind vor ein paar Jahren beschloss, das Ballett zu ihrer einzig wahren Sportart zu erklären. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Wie man aber mit soviel Freude und Disziplin diese Sportart ausüben kann, werde ich wohl nie verstehen. Aber das Tochterkind liebt es! 🙂
Und nun bitte ein Grand jeté mit Arabesque!
Um ein Pas de deux brauchst du nicht bitten. Es sei denn, du überließest mir den Part des sterbenden Schwanes. 😉
Also ich wäre beim sterbenden Schwan die gerupfte Ente….
Na, dann wären wir doch das perfekte (Alb)Traumtanzpaar! Nicht dass die Männer mit den weißen, besonders langärmeligen Jacken kommen…
Du meinst jene, welche man auf dem Rücken bindet?
Korrekt!
Eine Ballettlehrerin namens Holzhammer! Das Leben schreibt eben doch die besten Pointen. Dass ihr Name Programm war ist allerdings weniger schön.
Ich selber wurde mit einer Skoliose geboren, aber glücklicherweise wurde ich deswegen nicht zum Ballett gezerrt. Da war mir Geräteturnen dann doch lieber (obwohl es ziemlich schwer wäre, diesen Sport heute, ohne in einem Verein zu sein, zu machen, und leider bin ich so gar kein Vereinsmensch…).
Schön auch, dass du deiner Tochter da kein Bein gestellt hast (man entschuldige bitte die flache Wortspielerei) und sie trotz deiner traumatischen Erfahrungen dabei unterstützt hast 🙂
Ja, ich dachte … wenn das Tochterkind das unbedingt will, dann soll sie! 🙂
Hätte das Leben mit einen Sohn geschenkt wäre er mit Balettstunden in Kontackt gekommen… Tochter hat es ausprobiert und mir die
Never Ever Karte gezeigt… was hätte ich für einen tanzenden Sohn gegeben … ;-DDD
Ja das stimmt. Die sind eine Augenweide aber statisch gesehen aussichtlos.
Ich lach mich gerade kringelig…
*seufz*….ich weiss, was DU meinst……….
Ich denke gerade an Segeij Polunin 😉
Meine Mutter wollte nie, dass ich Ballett mache. Ich habe es dann als Erwachsene nachgeholt und konnte das Thema für mich abhaken. Aber zur Ehrenrettung meiner Mutter muss ich sagen, ich hatte damals schon Schwimm-, Turnverein, Tennis hinter mir und ich hatte alles andere als eine Ballettfigur 😉
Breites Grinsen! 🙂
Die Tochter wollte es machen, du musstest es machen, da liegt der Unterschied…
Wir haben alle ein Trauma: Ich musste Schlittschuhlaufen, mit meinen überbeweglichen Gelenken ein Horror. Und trotz absolut null musikalischem Talent musste ich 6 Jahre lang jede Woche zum Klavierunterricht.
Ballet und später Jazztanz machte ich trotz wenig Talent jahrelang gerne, da freiwillig
;-). Meine Kinder machten was sie gerne machen und das meist mit grosser Begeisterung. Meine Tochter liebte ihr rosa Ballettbody und die weissen Strümpfe dazu, das war voll ihre Welt und eine klare Abgrenzung zu Ihren Brüdern.
Ja, die Zeiten haben sich geändert in Sachen müssen und wollen….gell!?
Tönt für mich als ob sie Dein Trauma auflöst…..
🙂