Wir haben eine seit Jahren feste Familientradition. Jeweils am 1. November (Allerheiligen) trifft sich die ganze Familie mit Kind und Kegel auf dem Friedhof, um die Gräber der Grosseltern zu besuchen und anschliessend gemeinsam zu Abend zu essen. Das heisst, dass wir an diesem Tag jeweils alle Generationen vereint sind und somit die Ältesten unter uns die Gräber der Eltern, die Jüngsten die Gräber der Urgrosseltern besuchen. Ich gehörte zur Mitte – also zu jenen, welche die Grosseltern besuchen.
Und immer am 1. November wird mir bewusst, wie die Zeit doch rast. Beinahe jedes Jahr kommen mehr kleine Familienmitglieder dazu und man realisiert, dass alles vergänglich ist und man nur eine begrenzte Zeit hier auf diesem Planeten hat. Für mich waren die Grosseltern immer etwas ganz Besonderes. Alleine die Tatsache, dass ich die ersten 8 Jahre einziges Grosskind war, machte mich immer zur Prinzessin.
Zum Grossvater schaute ich immer auf, weil er für mich ein Vorbild war, wie es kein zweites mehr gab. In jedem meiner Schulaufsätze und in all meinen Erzählungen war er der Held. Er hatte zu Lebzeiten so vieles geschafft, dass er in meinem Herzen immer einen besonderen Platz haben wird. Nicht nur, dass er ein imposantes Unternehmen aus dem Nichts aufgebaut hat – er war dazu auch noch Pilot, Fischer, Pilzsammler, grosszügiger Helfer und spannender Grossvater mit Herz.
Und die Grossmutter war für mich die Rettung in der Not, wenns Daheim ein lautes NEIN gab. Dann war der Gang zur Oma angesagt, denn sie sagte niemals nein. Ich war ihr „Wascheli“ oder „Haseli“ und durfte einfach alles. Narrenfreiheit nennt sich sowas! Und als meine Kinder geboren wurden, war sie bis zur fiesen Krankheit des Vergessens die beste Urgrossmutter, die man sich vorstellen kann. Sie erzählte Pixi-Büchlein und buddelte im Sandkasten. Und sie war es auch, die mich immer hätschelte, wenn ich krank war – und mir dabei glaubhaft erklärte, dass ich die Viren ihr geben solle, dann sei ich sie los. Es hat ganz schön gedauert, bis ich realisierte, dass man Viren nicht loswird, wenn man sie weitergibt.
Und all diese Erinnerungen sind am 1. November besonders präsent. Denn ohne meine Grosseltern gäbe es meine Eltern nicht – und ohne meine Eltern….ihr wisst schon! 🙂
So schön geschrieben..
Ich hatte leider keine Großmutter oder Oma, das habe ich sehr vermißt als Kind. Mein Großvater war ein sehr korrekter Mann, der sogar im Garten mit Hemd und manchmal sogar mit Krawatte gearbeitet hat. Er hat uns viel Wissen vermittelt über die Pflanzen und die Natur und war auch großzügig mit Zuschüssen zum Führerschein und zum ersten Auto oder so.
Aber er war halt kein Opa, bei dem man auf dem Schoß sitzt einfach zum kuscheln oder Buch anschauen.
Deshalb finde ich es großartig, daß ich als Oma und mein Mann als Opa und meine Eltern als ‚Uris‘ das jetzt anders leben. Und unsere ganze große Familie ist füreinander da.
Das finde ich total wichtig.
Und dann werden unsere Nachkommen vielleicht auch mal sagen…: weißt noch wie schön es immer bei….war!
Das ist doch schön, wenn ihr es so prima macht … geniess es! 🙂
Schön solche Traditionen zu haben! Sie geben Halt, Geborgenheit, Trost und Zuversicht im ansonsten vielerorts hektischen Alltag…. 🙂
🙂
Eine schöne Familientradition! So etwas kenne ich leider nicht. Im größeren Kreis sehen wir uns eigentlich nur bei Beerdigungen.
Liebe Grüße, Achim
Schade, aber das geht offenbar vielen so. Ich bin froh, noch eine echte Familie zu haben. Aber solche scheinen definitiv vom Aussterben bedroht zu sein. Ich adoptier Dich sonst einfach mit Deinem Nacho zusammen! 🙂
Da freue ich mich aufrichtig für dich…nicht jeder ist in so eine Familie hineingeboren 😀
Ja, das weiss ich – und dafür bin ich auch jeden Tag dankbar! 🙂
Auf die Toten und das Leben!
Yes! 🙂
Oh ja, ich schreibe morgen einen Blog über meine Urgrossmutter und meine Grossmutter, und Mutter so liebe Frauen! Und ich gehe auch noch ans Grab meiner Mutter!
Meine Mama habe ich zum Glück noch … hoffentlich noch lange! 🙂
Tja Omma und Oppa,unvergesslich.
Ich habe heute einen katholischen Freund besucht und wir sind über den Friedhof gegangen. Da ich nicht katholisch bin, kannte ich diese Tradition, dass sich die Familien an Allerheiligen auf dem Friedhof treffen gar nicht. Alles war zugeparkt und die Straße, die sonst eigentlich ein Fußweg war, mutierte zu einem Autokorso. In Russland habe ich bei den Orthodoxen gesehen, dass auf dem Friedhof ein Lichtermeer entsteht und am Grab regelrechte Partys mit Picknick gefeiert werden. Ich find das Prima und betrauere gleichzeitig unsere Abendländische Trauerkultur die immer mehr verkommt, wie ich in einem meiner Beiträge unlängst ausgeführt habe: https://hansarandt.wordpress.com/2015/10/18/traurige-trauerkultur/
Deinen Beitrag habe ich gelesen und da hast Du absolut recht…
Genau! 🙂
Das klingt nach wirklich tollen Großeltern!
Ja, das waren sie! Einmalig! 🙂