Wenn es draussen neblig wird, wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken, werden die Gesichter der Menschen meistens ähnlich düster. Griesgrämig – mit den Kapuzen tief in die Stirn gezogen – wird von A nach B marschiert, ohne auch nur den Kopf zu heben. Je düsterer das Wetter, umso düsterer die Stimmung. Eigentlich ist das doch total verkehrt. An Tagen, an welchen unsere Seele besonders viel positive Energie bräuchte, gehen wir mit Gesichtern durch die Welt, als ob es kein Morgen gäbe. Dadurch wird die Laune auch nicht besser, im Gegenteil. Und genau an diesen Tagen funktioniert das Grinse- und Grussspiel besonders gut (dieses Spiel habe ich für mich erfunden und deshalb hat es auch so einen bescheuerten Namen).
Wenn mir die Miesmacher zu sehr auf den Senkel gehen, dann nehme ich mir morgens schon vor, ganz bewusst mit einem Grinsen durch die Stadt zu gehen und dabei jeden zu grüssen, ganz egal, ob ich ihn/sie kenne, oder nicht. Ich kann euch sagen: Das ist ein Riesenspass. Der Prozentsatz derjenigen, die zurückgrüssen, liegt weit unter der Hälfte. Der Prozentsatz derer, die mich verstört anschauen, liegt nahezu bei 100. Eigentlich tragisch, aber wahr. Ob das daran liegt, dass die Schweizer allgemein den Ruf geniessen, ein bisschen eigenbrötlerisch zu sein. Bloss nicht auffallen, nicht nach rechts oder links schauen und schon gar nicht grüssen, was ich nicht mit Sicherheit kenne. Komisch! Was mich dabei immer wieder überrascht ist die Tatsache, dass diejenigen, die positiv auf ein Lächeln und einen Gruss reagieren, meistens die Jungen sind. Da soll noch einer sagen, die heutige Jugend sei unfreundlich. Die ältere Generation schaut – wenn überhaupt – eher mit vorwurfsvollem Blick. Als ob sie denken würden, ich sei aus einer Klinik entflohen. Warum auch grinsen und grüssen, wenn es doch viel einfacher ist, mit gesenktem Blick und stumm durch die Strassen zu gehen?! Ganz einfach: Weil ein freundliches Gesicht nichts kostet, weniger Muskeln braucht und erst noch der Seele gut tut.
Also bitte – wenn uns schon die kurzen Tage und der Nebel ärgern, warum können wir uns dann nicht wenigstens gegenseitig eine Freude machen. Ich würde sagen: Versucht es einmal einen Tag lang. Wenn ihr bis abends nicht in die geschlossene Anstalt eingeliefert wurdet, so habt ihr 1. etwas richtig gemacht und 2. hoffentlich ganz vielen Mitmenschen zu einem Lächeln verholfen.
ps. mein lächeln ist immer ernst!
@clara himmelhoch, ich arbeite im dienstleistungsektor und bin so auch dazu aufgerufen eben keinen miesepeter rauszuhängen und den menschen respektvoll zu begegnen. also haushalten mit dem lächeln???? 😉 ;-0 ;o)
Hat was! 🙂
Aber grüssen kann man auch wenns kalt ist, oder etwa nicht? 🙂
Vielleicht frieren die Leute auch nur und können deshalb nur verkniffen gucken. Den Eindruck habe zumindest ich, wenn ich derzeit durch unsere kleine Stadt gehe.
Oh, wie gut ich das kenne, was du da so wortgewandt schilderst, liebe Modepraline. Auch im zur Zeit kalten Wien ist es auch nicht anders. Grantige, unfreundliche Gesichter. Deine Methode sollten mehr Menschen anwenden. 🙂
Ich habe auch schon beim Telefonieren auf Arbeit bemerkt oder auch beim Mail schreiben etc, dass die meisten Leute ein freundliches Wort oder einen netten Gruß gar nicht mehr gewohnt sind. Meistens bekomme ich ganz erstaunt ein freundliches Danke zurück oder eben auch ein nettes Wort. Freundlichkeit und Höflichkeit sind in unserer heutigen, hektischen und technologisierten Welt wohl am Ausstreben. Dabei ist es so leicht und kann so viel bewirken. Schon beim Beginn einer Mail fängt es an. Dieses nervige „Hallo“ oder „Hi“ satt „Liebe/r“ oder „Sehr geehrte/r“ kommt immer mehr in Mode.
Herzliche Grüße,
Caroline
Selbst die netten Oesterreicher haben dieses Problem, wie schockierend! 🙂
„Ich bin eigentlich ganz froh wenn es regnet.“
„Warum?“
„Wenn ich nicht froh wäre, würde es trotzdem regnen …. „
Ich lach mich schlapp, das ist mal eine Männerlogik, wie sie im Buche steht! 🙂
Das ist die abgewandelte Logik von Tucholsky und seinem Ausspruch, den er einen Juden sagen lassen hat. Kannst ja mal danach googeln.
Hihi, ganz tolle Idee! Wird auf jeden Fall ausprobiert!
Viel Spass, Du wirst staunen, wie gut das funktioniert! 🙂
Motto, das mir meine Tochter mal schickte:
„Beginne den Tag mit einem Lächeln.
Dann hast du’s hinter dir.“
😀
Ganz schön zweideutiges Motto – gut und schlecht zugleich, könnte von meiner Tochter stammen! 🙂
Auch mit dem Lächeln sollte man haushalten – sehr oft wird gerade im Dienstleistungssektor damit Schindluder getrieben – aber nicht bei uns Bloggern! 🙂
Es gibt ein echtes und ein aufgesetztes Lächeln – da liegen Welten dazwischen!! 🙂
Das weiß ich schon. In der DDR waren viele VerkäuferInnen mufflig, weil sie nichts zu verkaufen hatten. Im „Westen“ waren sie so ungeheuer freundlich, aber ich merkte so oft, dass nicht viel dahinter steckte, dass es eben doch nur Fassade war.