Aus reiner Neugier lese ich immer wieder die Stelleninserate in den Tageszeitungen. Und ich merke dabei immer wieder, dass ich nicht einmal wüsste, auf welche Stelle ich mich bewerben könnte. Die meisten Berufsbezeichnungen habe ich nämlich noch nie gehört. Dass der Hausabwart heute Facility Manager genannt wird, daran habe ich mich inzwischen gewöhnt. Begriffe wie Manager und Coach scheinen ohnehin beinahe in jedem Beruf Einzug gehalten zu haben. Es klingt halt einfach so unglaublich intelligent, wenn man sich mit einem solchen Titel schmücken kann.
Da ich nicht immer die ganzen Inserate lese – weil ich ja auch keine Arbeitsstelle suche – versuche ich mir bei den Berufsbezeichnungen immer vorzustellen, was die gesuchte Person wohl tatsächlich im Berufsalltag macht. Wenn ein Unternehmen einen Lachsfiletierer sucht, handelt es sich dabei um keinen 1. Aprilscherz. Diesen Beruf gibt es wirklich. Und zwar in einer Frischfischverarbeitungsfirma. Ich stelle mir das lustig vor, wenn man so beiläufig im Gespräch sagt: „Mein Mann ist Lachsfiletierer.“ Mindestens genauso komisch finde ich den Beruf Bankschreiner. Wurden UBS, CS, Raiffeisenbank und Co. von einem Schreiner erstellt? Oder worum geht es bei dieser Berufsbezeichnung? Um einen Spezialisten zur Herstellung für Sitzbänke in einem Holzverarbeitungsunternehmen. Logisch, oder? Besonders wichtig scheint der Key Account Manager Food + Beverages zu sein. Eine unglaubliche Berufsbezeichnung. Da organisiert vermutlich jemand mit seinem Kontoschlüssel das Essen und die Getränke. Anders kann ich mir diese Bezeichnung nicht erklären. Oder handelt es sich dabei um den Einkäufer der Esswaren und Getränke beim Grossissten? Ach ja: Wenn ein Teamleiter Werkzeug gesucht wird, muss sich diese Person also mit den Schraubenziehern, Bohrmaschinen, Nägeln und Schrauben gut verstehen und ihnen regelmässig sagen, was sie zu tun haben…
Richtig abenteurlich sind immer die kleinen Inserate, bei welchen im Titel fettgedruckt IHRE CHANCE steht. Grosse Erwartungen – also ist Weiterlesen angesagt. Da bietet jemand ein Zweiteinkommen an, bei welchem man sich die Zeit pro Woche selber einteilen kann. Es handelt sich um 8 – 0 Stunden pro Woche (hä?) und man wird dabei unterstützt. Alles klar, ich werde also bei einem Job unterstützt, dessen Wirkungsfeld völlig unklar ist und die Arbeitszeit kann locker 0 Stunden betragen. Ok, das wäre also gemäss Adam Riese eigentlich einfach Nichtstun mit Unterstützung. Cooler Job, vor allem, wenn man dabei noch Geld verdienen kann. Und den Weihnachtsausstellungsmacher habe ich auch noch gefunden. Was der arme Teufel wohl ausserhalb der Weihnachtszeit, also sozusagen das ganze Jahr hindurch so macht?
Wenn ich schon für das Verstehen der Berufsbezeichnungen eine spezielle Aus- und Weiterbildung brauche, bin ich dann defitiniv durchs Band unterqualifiziert? Schlimm genug, dass alle Beruf neue Bezeichnungen bekommen haben. Sicher, ein Hairstylist tönt natürlich viel hipper als einfach nur Coiffeur. Aber schlussendlich macht er doch genau das Gleiche. Die Anglizismen erleichtern einem das Leben nicht wirklich. Aber zu allem Überfluss muss heute ja eine Berufsbezeichnung möglichst viele Wörter beinhalten, um so richtig wichtig zu klingen. Und für all diese Berufe braucht es womöglich auch noch die Bachelors, Masters, Chiefs, Heads und wie die Titel sonst noch so heissen mögen.
Ich bin einfach nur froh, dass ich keinen Job suchen muss. Ich weiss nämlich gar nicht, was ich heute von Beruf wäre!
Wir sind doch auch noch alle EditorInnen unserer Blogs. Hach, was sind wir toll! 😀
Klingt ja ober-intelligent! 🙂
Also ich bin Domestic Engineer/ educational background, mit 21 jähriger professional experience. Klingt gut, oder? Viel besser als ‚Hausfrau mit fünf Kindern‘. 😀
Ich lach mich tot – das habe ich ja noch nie gehört, aber ich bin genau das Gleiche, einfach mit 2 Kindern! Wir sind die Besten!!! 🙂