Heiraten – braucht es das heute noch? Vor über 20 Jahren, als wir geheirtatet haben, hat sich diese Frage noch nicht gestellt. Es gehörte einfach dazu. Und zwar mit allem Drum und Dran. Zivilhochzeit, kirchliche Trauung, Riesenfest mit allen Verwandten und Freunden, selbst mit denjenigen, die man seit -zig Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ein Jahr Vorbereitungszeit war nötig, um einen solchen Anlass zu stemmen. Und der effektive Tag der Hochzeit war dann in erster Linie stressig, anstrengend und so schnell vorbei, dass ich mich heute noch frage, warum viele Frauen ihren Hochzeitstag als „den schönsten Tag im Leben“ angeben. Also in meinem Leben gab es andere Tage, die dieses Attribut weit mehr verdient hätten, als der Hochzeitstag. Aber eben: Ob man heiraten soll oder nicht, haben wir uns damals gar nicht ernsthaft gefragt. Wir wollten zusammen bleiben, eine Familie gründen und da lag es einfach auf der Hand, dass wir diesen Schritt machen würden. Ziemlich unkritisch, wenn ich das rückblickend bewerte. Wir haben uns einer gesellschaftlichen Doktrin unterworfen, ohne diese zu hinterfragen. Meine einzige Überlegung damals beschränkte sich darauf, ob ich meinen Mädchennamen behalten sollte, oder nicht. Aber schon beim lauten Äussern des Gedankens merkte ich, dass die Hürden mir den Weg ganz schön schwer machen würden. Auch dies war damals nämlich noch nicht üblich. Leider, denn ich hätte mich durchsetzen sollen. Man wird mit einem Namen geboren, der nicht zuletzt auch ein wichtiger Bestandteil der eigenen Identität ist. Da ist es doch schon sehr komisch, wenn man am Tag X einfach einen Teil seiner Identität abgibt. Ich würde das niemals wieder tun und hatte auch Mühe, mich daran zu gewöhnen. Inzwischen gehört aber mein angeheirateter Name so zu mir, dass ich einen Wechsel zurück zum Mädchennamen ausschliesse. Ich weiss, dass viele in meinem Alter nun von diesem neuen Gesetz Gebrauch machen und sich den Mädchennamen zurückholen. Das fände ich nach so langer Zeit nicht mehr passend.
Ich frage mich aber generell, ob Heiraten heute noch zeitgemäss ist. In einer Zeit, wo der Austritt aus der kirchlichen Gemeinschaft usus ist, finde ich im Besonderen die kirchliche Trauung nicht mehr passend. Ausgenommen bei Paaren, die sich ehrlich und echt zur Kirche und zum Glauben bekennen. Davon kenne ich aber so gut wie keine mehr.
Die Liebesheirat ist irgendwie auch abhanden gekommen. Fragt man ein Paar, das schon seit Jahren zusammenlebt, warum es nun noch heiratet, kommt immer die gleiche Antwort: „Wir wollen uns gegenseitig absichern, falls einem von uns etwas passieren sollte.“ Wie romantisch! Diese Absicherung kann jeder gute Notar per Vertrag regeln. Dazu braucht es nun wirklich keine Hochzeit. Im übrigen sind Ehe- und Erbverträge heute ohnehin an der Tagesordnung, und sei es nur, um einer unschönen Scheidungsschlacht vorbeugen zu können. Schliesslich wird fast jede zweite Ehe wieder geschieden.
Der Satz „Bis dass der Tod euch scheidet“ hat sich im Laufe der Jahre nämlich zur Farce entwickelt. Heutzutags hat man einen LAP (Lebensabschnittspartner), der einen während eines gewissen Zeitraums im Leben begleitet. Bei Problemen wird dieser kurzerhand ausgewechselt. Das hängt nicht zuletzt auch damit zusammen, dass wir alle viel älter werden, als unsere Vorfahren. Früher bedeutete eine Bindung fürs Leben vielleicht eine Zeitspanne von maximal 30 Jahren. Denn mit 50 war die Wahrscheinlichkeit zu sterben, sehr gross. Kaum jemand wurde viel älter. Heute ist die Lebenserwartung so hoch, dass eine Bindung fürs Leben durchaus bedeuten kann, dass man 60 Jahre an der Seite des selben Menschen lebt. Kein einfaches Unterfangen, zumal man sich in dieser langen Zeit nicht immer in die gleiche Richtung entwickelt. Das bringt das Leben halt so mit sich. Und der gemeinsame Kampf „in guten wie in schlechten Zeiten“ gehört auch nicht mehr zum Alltag. Die guten Zeiten nehmen die meisten als normal hin, aber die Schlechten: Nein danke! Da ist der Schritt aus der Beziehung heute schnell getan.
Ich weiss, ich bin ziemlich unromantisch und schaue die Institution Ehe sehr analytisch an. Fakt ist aber, dass es zum Glückichsein keinen Trauschein braucht und dass, wer sich in der Kirche trauen lässt, dieser fairerweise auch zugewandt sein sollte. Dies nur des Festes wegen zu tun, oder wegen der vielen Geschenke und des schönen Kleides, ist nun wirklich nur Show. Und genau diese Show haben wir auch abgespult – denn der Kirchenaustritt liess danach nicht lange auf sich warten. Asche auf mein Haupt; ich war keinen Deut besser alles die meisten. Eine Party kann man nämlich immer feiern, schöne Kleider kann man auch ohne Trauung tragen und ein Geschenk ist immer schön, nicht nur zur Hochzeit. Bevor man den Schritt in die Ehe also macht, sollte man sich doch sehr gut überlegen, warum man das tut. Das Abspulen von alten Traditionen hat absolut nichts mit Romantik und ehrlicher Liebe zu tun.
Könnte ich die Zeit zurückdrehen, ich würde mit dem gleichen Mann, noch viel mehr Gästen, ohne Kirche und Brautkleid und ohne Trauschein eine riesige Sause feiern. Auf das Leben und die Liebe!
Ich würde heute genau so wieder heiraten ,, im kleinen Kreis der Familie .. wieder ohne Kirche und ohne dem allem .. mich hat es damals schon nicht gestört … man muß und soll aber … nee .. so wie wir Zwei es wollten so haben wir es durch gezogen 🙂 .. und wir haben gute und sehr schlechte Zeiten durch gestanden .. und sind jetzt 37 Jahre verheiretet 🙂 und auch die Silberhochzeit ..nur wir Zwei … was „Andere “ sagen und halten … 🙂 :-). Liebe Grüße
Gratuliere, in jeder Hinsicht eine tolle Leistung! Meinen allergrössten Respekt! 🙂
….. kann ich mich nur anschließen,……. würde heute auch nicht mehr so heiraten wie wir es vor 24 Jahren getan haben………..man entwickelt sich weiter und die Sicht auf die Dinge verändert sich 😃 …………aber wir bereuen es nicht weil uns damals eben genau der Sinn nach diesem „Brimborium „stand😁 …….. eine Erfahrung, die keiner Wiederholung Bedarf 😂 zum Entsetzen der konservativen Eltern und Schwiegereltern gibt es keine Silberhochzeitsfeier ( “ Oh Gott, was sollen die Nachbarn denken?“ Zitat Schwiegermutter 😂…..) ………..wieder ein tolles Thema! Danke für dein “ Geschreibsel“ 👍
Danke für das lustige und aufschlussreiche Feedback! Und: Pfeiff auf die „Anderen“! 🙂
Hallo Daniela,
bei mir war wohl das Eheversprechen schon vor 27 Jahren veraltet. Denn seit dieser Zeit bin ich immer noch mit dem gleichen Mann zusammen und das mit einem Alterunterschied von ebenfalls 27 Jahren. Ich für mich lebe gut ohne den Trauschein und hab es auch nicht vor zu ändern.
Siehst Du, sag ich doch! 🙂