von süss bis ungeniessbar

Problemzonen

Als beruflich bedingte Fashionfrau komme ich im täglichen Business mit den Problemzonen der Frauen in Berührung. Es gibt sogar Tage, an welchen mir die Kundinnen das Gefühl vermitteln, dass die Frauenwelt eigentlich nur aus Problemzonen besteht. Nun ja, zugegeben, es gibt tatsächlich Zonen bei Frauen, die ab einem gewissen Alter als nicht mehr allzu attraktiv bezeichnet werden könnten. Da hätten wir zum Beispiel den Rückenspeck

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oder den verhassten Bauchspeck

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oder die vergeblich bekämpfte Cellullite

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sowie die Lovehandles

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und die besonders hübsch erschlafften Oberarme

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die im Volksmund auch netterweise „Winkearme“ genannt werden. Ab einem gewissen Alter, egal ob schlank oder mollig, kann man jemandem winken und der schlaffe Oberarm winkt unmotiviert noch gefühlte 10 Minuten von alleine weiter.

Das sind wohl die Problemzonen, die ich täglich zu hören, nicht immer aber auch zu sehen bekomme. Ich muss nämlich sagen, dass viele Frauen auf derart hohem Niveau über ihre Problemzonen jammern, dass man meinen könnte, sie seien tatsächlich potthässlich. In Tat und Wahrheit müsste ich in der Regel eine Lupe beiziehen, um überhaupt irgendwo eine der genannten Zonen auch nur ansatzweise erkennen zu können.

Aber dafür gibt es ja zum Glück schöne Kleider – da kann man diese Zonen wunderbar und optimal verpacken. Dumm nur, wenn die geplagte Frau auch in den schönsten Kleidern immer noch findet, dass sie so unmöglich auf die Strasse gehen kann. Auch dazu muss ich wieder sagen, dass solche Äusserungen nicht selten von grossen und sehr schlanken Frauen kommen. Kleidergrösse 34/36, aber mit UNGLAUBLICHEN Problemzonen – quasi vom Hals bis zum Fussknöchel. Es ist unser Job an der Textilfront, mit Geduld und Einfühlungsvermögen auf die Kundinnen einzugehen. Aber bitte: Wenn eine Kleidergrösse 36 aus der Kabine kommt, mit einer Jeans, die sitzt wie angegossen

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und einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter, dann verlässt mich doch manchmal das Verständnis und die Geduld. Wenn dann noch Aussagen kommen wie: „Ich sehe darin so dick aus“, oder „Ich finde, dass man jede Delle sehen kann“, dann muss ich mich aber richtig zusammenreissen. Mein Mund möchte schreien: „Haben Sie nicht mehr alle Latten am Zaun oder brauchen Sie vielleicht eine Brille?“ Ich versuche mir aber solche Ausraster zu verkneifen. Meistens gelingt es, manchmal gibt es Tage, da WILL es einfach nicht gelingen. Da kann schon mal ein giftiger Satz kommen wie: „Ja, stimmt. An Ihrer Stelle würde ich vielleicht noch so ungefähr fünf Kilo abnehmen.“ Ja, ich weiss. Das tut man nicht. Aber bitte! Was ist das Verständnis der Frau und dem Wort Problem? Wenn wirklich derartige Oberflächlichkeiten als Probleme gelten, dann – ja dann bin ich wohl eine wandelnde Problemzone. Ich definiere aber das Wort Problem irgendwie anders. Als Problemzone würde ich eher ein Kriegsgebiet bezeichnen. Oder ein Land, in welchem eine tödliche und hochansteckende Krankheit wütet. Oder ein verminter Landstrich, wo man Gefahr läuft, in die Luft zu fliegen, wenn man ihn betritt.

Aber Cellullitedellen und Winkearme? Normale Alterserscheinungen. Zeichen von gutem Essen in einem hochentwickelten Land. Oder ganz einfach nur Jammern auf hohem Niveau!

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14 Kommentare

  1. mssahiw

    Für mich ist lediglich das letzte Foto unattraktiv 😉

  2. kinderlieb

    Hat dies auf kinderlieb rebloggt.

  3. dundie7

    Solche unmöglich nachvollziehbaren Äußerungen kenne ich von Freundinnen. Ich könnte wegen sowas ständig ausrasten – was ich auch oft tue. Eine sagte immer „Weißt du, was ich an dir bewundere? Du hast nie irgendwelche Komplexe!“ Das stimmt zwar nicht ganz, denn auch ich beschwere mich hin und wieder über bestimmte Dinge. Aber meistens bezieht sich das eher auf mein Talent/mangelndes Talent…

  4. Sylvia Kling

    Wunderbar! Passt wunderbar zu meiner Erzählung „Frauenwunder“ (Leseprobe auf meinem Blog). Ich würde Dich glatt zum Mitschreiben buchen :-). Dies würde zum WunderWerk mutieren. Viele. Problemzonige Grüße

    • danielajaeggi

      Herzlichen Dank – ich mach mich mal auf zu Deinem Frauenwunder! 🙂

  5. African Dog

    Schönheit liegt im Auge des Betrachters.
    „Nicht wer schön ist, bestimmt wen wir lieben, sondern
    wen wir lieben bestimmt, wen wir schön finden.“
    Ich bin wohl einer von- leider nicht all zu vielen Menschen, der IN JEDEM MENSCHEN etwas schönes sehen kann, vorausgesetzt sein Charakter, seine Art sich zu bewegen oder ein besonders ansteckendes Lachen lässt die natürliche Schönheit dieses Menschen zu Vorschein kommen.
    Genau so umgekehrt. Wir hatten eine „Schönheit“ in unserer Klasse, die alle bewunderten wegen ihres makellosen Aussehens. Ich fand ihren Mund immer sehr verbittert und hässlich, was mich wunderte, weil ich nie jemanden als „hässlich“ bezeichnen würde. Aber ihre Lippen waren dies für mich. Immer lachte sie laut rum, jedoch ihr Mund sah dabei verbittert aus.
    Jahre später gestand sie, dass sie seit der Pubertät tot unglücklich ist und viel weint…

    Toller Block. Ich mag deine Art, über gesellschaftliche Themen zu schreiben und eine Würze Humor rein zu bringen. Weiter so! =)
    LG
    African Dog*

    • danielajaeggi

      Herzlichen Dank – und ich bin in Deiner Meinung nah bei Dir! Have a nice week 🙂

  6. Michaela

    Stimmt ! Je schöner und schlanker desto mehr wird über „Problemzonen“ gejammert!!! Im Fitness Studio ist es besonders schrecklich in der Umkleidekabine 😂 sensible und unsichere Durchschnittsfrauen ( auf das Aussehen bezogen) ,mit subkutanem Fettgewebe , brauchen psychologische Betreuung – wenn die “ Granaten“ über ihre “ figurprobleme“ stöhnen……….. Ich bin dann dankbar für meinen sperrigen Charakter …😂😂😂

  7. Timo

    Das Problem mit der Schönheit ist, dass man reich geboren wird und nach und nach verarmt. 😉

    • danielajaeggi

      oder so….. 🙂

      • Timo

        Joan Collins weisch 😉

      • danielajaeggi

        Noch bessere Beispiele sind Renée Zellweger oder Donatella Versace – schön geboren und inzwischen nicht mehr wiederzuerkennen!

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